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Ballett am Rhein: Martin Schläpfers Ballettabend b.26 feierte umjubelte Premiere im Theater Duisburg

Von getanzter Lebensfreude und Heiterkeit über
Trauer und Schmerz zum energiegeladenen Kampf

Von Petra Grünendahl

August Bournonville: Bournonville Divertissement – Sonny Locsin, Alexandra Inculet, Feline van Dijken. Foto: Gert Weigelt.
August Bournonville: Bournonville Divertissement – Sonny Locsin, Alexandra Inculet, Feline van Dijken. Foto: Gert Weigelt.
Den Einstieg machte Ballettdirektor Martin Schläpfer seinem Publikum leicht: Temperamentvolle Tänze, die die pure Lebensfreude versprühten bildeten schon einen furiosen Auftakt, dem weitere Highlights ganz anderer Stimmungen folgten. Für die Bournonville Divertissement (divertissement, frz. Unterhaltung, Zeitvertreib) hat der dänische Choreograph August Bournonville (1805-1879) drei Stücke von Edvard Mads Ebbe Helstedt und Holger Simon Paulli ausgewählt: ein Pas de deux (Tanz für Zwei) aus Blumenfest in Genzano sowie ein Pas de six (Tanz für Sechs) und die Taratella aus Napoli, die fünf Tänzerinnen und fünf Tänzer der Ballettkompanie heiter und mit einer beschwingten Leichtigkeit auf die Bühne zauberten. Mit der Ballettkompanie erarbeitet hat das Stück der Däne Johnny Eliasen als Spezialist für die Choreographien Bournonvilles.

August Bournonville: Bournonville Divertissement – Ensemble. Foto: Gert Weigelt.
August Bournonville: Bournonville Divertissement – Ensemble. Foto: Gert Weigelt.
Im ausverkauften Theater Duisburg feierte Martin Schläpfer Ballettabend b.26 vor einem begeisterten Publikum eine umjubelte Premiere. Drei Choreographen hatte Schläpfer für diesen Abend ausgewählt, die mit unterschiedlichen Akzenten ihre Schwerpunkte in einem rundum gelungen Ballettabend setzten, den das Publikum feierte – zum Teil auch mit Szenenapplaus –, der der Leistung der Akteure auf, vor und hinter der Bühne voll gerecht wurde. Dem Publikum machten sowohl die Auswahl der Stücke als auch ihre hochprofessionelle und anspruchsvolle Darbietung auf der Bühne große Freude. Zwei Pausen trennen drei Stücke in einen hochemotionalen zweieinhalbstündigen Ballettabend, der die Gefühle der Zuschauer nicht kalt lies.

Dark Elegies von Antony Tudor

Antony Tudor: Dark Elegies © The Antony Tudor Ballet Trust – Ensemble. Foto: Gert Weigelt.
Antony Tudor: Dark Elegies © The Antony Tudor Ballet Trust – Ensemble. Foto: Gert Weigelt.
Die Kindertotenlieder auf Gedichte von Friedrich Rückert (1788-1866), der damit den Tod zweier seiner Kinder verarbeitet (sie waren 3 und 5 Jahre alt, als sie an Scharlach starben), hat Gustav Mahler (1860-191) für Bariton (ganz hervorragend: Dmitri Vargin) und Orchester vertont. Sie riefen mit einer Choreographie des Engländers Antony Tudor (1908-1987) ganz andere Stimmungen hervor als der erste Teil. Tudor hatte mit Dark Elegies 1937 für sich auch die Schrecken des spanischen Bürgerkriegs verarbeitet. Gefühle von Trauer, Schmerz, aber auch die Hoffnung auf ein Morgen brachten die zwölf Tänzer als Soli, Pas de deux oder im Ensemble auf die Bühne: Die Familie lebt weiter, Trauer und Schmerz überwindend, auch wenn zwei der Kinder tot sind. Die Einstudierung der Choreographie hatten Amanda McKerrow und John Gardner vom Antony Tudor Ballet Trust übernommen.

One von Terence Kohler
Ballett am Rhein Düsseldorf / Duisburgb.26 One   ch.: Terence KohlerDas Finale des Abends bestritt mit One auf die Sinfone Nr. 1 von Johannes Brahms (1833-1897) eine Choreographie von Terence Kohler (*1984) als Uraufführung. Der gebürtige Australier lässt seine Tänzer in einem von Verena Hämmerlein entworfenen Raum mit monolithischen Säulen ankämpfen gegen die hohen Fassaden, die keinen Ausweg bieten, miteinander ringend, kraftvoll und energiegeladen – solo, als Paar oder in kleineren und größeren Gruppen. Im unwirklichen Ambiente erkämpfen sich die Tänzer ihren Weg durch die Nacht zum Licht. Der australische Tänzer und Choreograph erarbeitete diesen Part selber mit dem Ensemble.

Terence Kohler: ONE mit Yuko Kato. Foto: Gert Weigelt.
Terence Kohler: ONE mit Yuko Kato. Foto: Gert Weigelt.
Glänzend aufgelegt präsentierten sich die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein: Sie spielten ihre musikalische Klasse ebenso wie ihre Vielseitigkeit angesichts des anspruchsvollen und variantenreichen Programms sicher und souverän aus. Für das stimmungsvolle Lichtdesign des Programms zeichnet in allen drei Teilen Franz-Xaver Schaffer verantwortlich. Für die Kostüme der Bournonville Divertissement zeichnet Maja Ravn verantwortlich, Thomas Ziegler entwarf Bühne und Kostüme für Dark Elegies, die Kostüme für One Lousie Flanagan.

 
Ein kleiner Vorgeschmack:
https://www.youtube.com/watch?v=bmbvPj5JlGo

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Weitere Termine im Theater Duisburg:
Fr | 22. Januar 2016 | 19:30 Uhr,
Sa | 30. Januar 2016 | 19:30 Uhr,
Sa | 6. Februar 2016 | 19:30 Uhr,
Sa | 20. Februar 2016 | 19:30 Uhr und
Sa | 16. April 2016 | 19:30 Uhr.

Antony Tudor: Dark Elegies © The Antony Tudor Ballet Trust – Virginia Segarra Vidal und Marcos Menha. Foto: Gert Weigelt.
Antony Tudor: Dark Elegies © The Antony Tudor Ballet Trust – Virginia Segarra Vidal und Marcos Menha. Foto: Gert Weigelt.
Karten gibt es im Opernshop, der sich zur Zeit im Theater Duisburg in der Kassenhalle befindet (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr), oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Theaterkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten zwischen 18,10 und 56,00 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.

© 2016 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Gert Weigelt, Köln / Deutsche Oper am Rhein

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