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Duisburger Geschichte: Werner Maistraks „Meiderich“ im Sutton Verlag

Öffentliche Buchvorstellung am 3. März:
Meidericher Alltags- und Vereinsgeschichten

Von Petra Grünendahl

sutton-verlag_meiderich_55635Im Jahr 1800 lebten in Meiderich rund 1.200 Menschen. Dörflich sei das Leben gewesen, weiß Werner Maistrak zu berichten, die Menschen arbeiteten in der Landwirtschaft, im Handwerk oder auf den Schiffswerften in Meiderich bzw. im Ruhrorter Hafen. Da sie keiner Prügelei mit den Ruhrortern aus dem Weg gingen, so Maistrak, sage man ihnen nach: „sie kämpfen wie die Haanes (Hähne)“, was den Meiderichern ihre Symbolfigur, den Hahn, einbrachte. Das gesellschaftliche Leben beschränkte sich auf kirchliche Feste, Höhepunkte im Jahr waren die zwei Mal jährlich die Kram- und Viehmärkte, aus denen zum Beispiel die Beecker Kirmes hervorgegangen ist. Gerne zitiert der Autor hier aus Protokoll- oder Kirchenbüchern, um seine Ausführungen zu belegen. Als Franz Haniel 1828 die erste Werft für Dampfschiffe baute, hatte Meiderich noch 2.000 Einwohner. Mit dem Beginn der Industrialisierung wuchs Meiderich vom Dorf zur Stadt. Menschen schlossen sich dann auch in Vereinen zusammen, um gemeinsame Interessen zu verfolgen.

Autor Werner Maistrak hat viele kleine Alltags- und Vereinsgeschichten aus der Zeit zwischen 1800 und 1945 zusammengetragen für sein Buch „Meiderich“. Es ist sein erstes Werk im Erfurter Sutton Verlag, welches er jetzt in der Meidericher Traditionsbuchhandlung Filthaut (https://www.buchhandlung-filthaut.de/) präsentierte. Schon seit Jahren beschäftigt er sich mit der Stadtteil- und Vereinsgeschichte, von denen er in jüngerer Vergangenheit so manches Kapitel mitgeschrieben hat, so emsig hat sich Maistrak in „seinem“ Meiderich eingebracht.

Autor Werner Maistrak stellte sein Buch in der Meidericher Traditionsbuchhandlung Filthaut vor. Foto: Petra Grünendahl.
Autor Werner Maistrak stellte sein Buch in der Meidericher Traditionsbuchhandlung Filthaut vor. Foto: Petra Grünendahl.
Im Jahr 1894 erhielt Meiderich die Stadtrechte, schon ein gutes Jahr später zählte es über 25.000 Einwohner. Lange behielt Meiderich die Stadtrechte aber nicht: Schon 1905 folgte der Zusammenschluss mit Duisburg und Ruhrort. Die wachsende Bevölkerung hatte vielfältige Interessen, was entsprechend ein buntes Vereinsleben zur Folge hatte: Sportvereine, Gesangsvereine und Musikgruppen, Unterhaltungs- und Geselligkeitsvereine, Schützen-, Krieger- oder Beamtenvereine, Arbeiter- und Bürgervereine, ein Polizeihundeverein, ein literarischer Verein, zwei Raucherclubs und so einiges mehr. Dazu kamen Handwerkerzusammenschlüsse und kirchliche Gruppen. Die Bevölkerung wuchs zusammen mit der Industrie: Schulen mussten her, und Wohnhäuser. Mit dem Wunsch der in Mietshäusern wohnenden Menschen nach einem eigenen kleinen Garten gründeten sich Kleingartenvereine. Selbst für das „Rennpferd des kleinen Mannes“, die Brieftaube, fanden sich ausreichend Freunde zusammen, um einen Verein zu gründen. Lebendig schildert Maistrak das Alltags- und Vereinsleben und webt immer wieder Belege für seine Ausführungen ein.

Im Nationalsozialismus endete ein geselliges Vereinsleben entweder in der Gleichschaltung oder im Vereinsverbot. Für „1000 Jahre“ feierte man noch 1925 das Rheinland, andere waren nach 12 Jahren schon beendet und Meiderich – wie auch der Rest von Duisburg – in Schutt und Asche gelegt. Mühsam war dann der Neuaufbau, der zunächst vom der Genehmigung der Alliierten abhing oder alternativ nur über eine Neugründung möglich war: Über den Neubeginn des Meidericher Vereinslebens nach dem zweiten Weltkrieg würde Werner Maistrak gerne noch ein zweites Buch schreiben – mit Geschichten, die er über viele Jahrzehnte miterlebt, wenn nicht sogar mitgeprägt hat. Eine Meidericher Chronik von der ersten urkundlichen Erwähnung 900 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs schließt das Buch ab. Ca. 80 bislang unveröffentlichte Abbildungen illustrieren den hochinformativen Text auf 128 Seiten. Das Buch ist im Format 17 x 24 cm (Hardcover) im Sutton Verlag erschienen und im lokalen Buchhandel erhältlich. Der Preis beträgt 19,99 Euro (ISBN 978-3-95400-635-9).

Öffentliche Buchvorstellung
Autor Werner Maistrak und der Sutton Verlag laden zum Streifzug durch die Vergangenheit. Geschichten von großen Helden und normalen Bürgern, Anekdoten aus dem Alltag und Bilder, die Erinnerungen wach werden lassen: Der Ehrenvorsitzende der Interessengemeinschaft Meidericher Vereine, Werner Maistrak, lädt mit seinem Buch „Meiderich. Alltags- und Vereinsgeschichte von 1800 bis 1945“ (Sutton Verlag) zu einem kurzweiligen und einmaligen Streifzug durch 150 Jahre Stadtgeschichte ein.
Donnerstag, 3. März 2016, um 19 Uhr in der
Evangelischen Kirche Meiderich,
Auf dem Damm 8, 47137 Meiderich (Eintritt frei)

Werner Maistrak
Autor Werner Maistrak hat erst ab 1968 in Meiderich Wurzeln geschlagen. Geboren wurde er 1933 in Osnabrück. Nach einer abgebrochenen Bergbau-Ausbildung (wegen eines Augenleidens „berguntauglich“) und einigen Jahren in einer Tapetenfabrik machte er eine Ausbildung als Trickreiter und Dressurassistent. Circus Williams, Schweizer Nationalzirkus Knie, Stallmeister in Schweden, Heirat 1959, Stallmeister im Turnierreitsport in verschiedenen Stellen, bevor er aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf aufgeben musste. Als Angestellten einer Duisburger Glasbaufirma verschlug es ihn 1968 dann nach Meiderich, wo er bis heute lebt.

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Werner Maistrak kennt sein Meiderich. Jahrzehntelang engagierte er sich ehrenamtlich in vielen Vereinen und schrieb dabei zahlreiche Vereinschroniken. Aus dem Pflänzlein, das einst Wurzeln schlug, ist längst ein Meidericher Gewächs geworden. Aus dem Meidericher Vereinsleben ist er jedenfalls kaum wegzudenken: So organisierter er 30 Jahre lang große Stadtteilveranstaltungen mit und war Mitbegründer der Interessengemeinschaft Meidericher Vereine, deren Vorsitz er 25 Jahre lang inne hatte. Aktiver Sänger in einem Männerchor, Leitung einer Kinder-Theatergruppe, eigene Theaterstücke geschrieben und aufgeführt, den Förderverein des Lernbauerhofs „Ingenhammshof“ mit gegründet. Ebenso zahlreich sind die Ehrungen, die ihm für sein (immer ehrenamtliches) Engagement verliehen wurden: Meidericher Hahn, Goldene Nadel des Deutschen Sängerbundes, 15 goldene Sportabzeichen sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Der Sutton Verlag
ist der führende Verlag für Regionalgeschichte und -literatur im deutschsprachigen Raum, vom historischen Bildband bis zum Freizeitführer. Den zweiten Schwerpunkt des 1997 gegründeten Erfurter Verlags bildet die Verkehrs- und Technikgeschichte. Unter dem Motto „mordmäßig spannend“ bietet das Label Sutton Krimi seit 2011 Regionalkrimis der unterschiedlichsten Genres. Seit Anfang 2014 gehört Sutton zum Verlagshaus GeraNova Bruckmann.

© 2016 Petra Grünendahl (Text und Foto)
Buchcover: Sutton Verlag, Erfurt (https://www.suttonverlag.de)

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