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Deutsche Oper am Rhein: Puccinis „Il Trittico“ begeisterte im Theater Duisburg

Spiel mir die Lieder vom Tod
Von Petra Grünendahl

Marta Márquez (Lauretta), Michail Milanov (Simone), Bruno Balmelli (Gianni Schicchi), Bogdan Talos (Betto di Signa), Dmitri Vargin (Marco), Katarzyna Kuncio (Ciesca). Foto: Hans Jörg Michel.
Marta Márquez (Lauretta), Michail Milanov (Simone), Bruno Balmelli (Gianni Schicchi), Bogdan Talos (Betto di Signa), Dmitri Vargin (Marco), Katarzyna Kuncio (Ciesca). Foto: Hans Jörg Michel.
Als „Gianni Schicchi“ überlistet Bruno Balmelli die gierige Verwandtschaft, die den letzten Willen des verstorbenen Buoso Donati, seinen Besitz den Mönchen zu vermachen, nicht akzeptieren will. Die alteingesessenen Adligen fragen zähneknirschend den Florentiner Neubürger um Rat. Schicchi hilft ihnen, Teile des Besitzes unter sich aufzuteilen, heimst sich aber die wertvollsten Güter ein, die seiner Tochter Lauretta (Anke Krabbe) und ihrem geliebten Rinuccio (Ovidiu Purcel), einem eher entfernten Verwandten des Verstorbenen und einzigem Anständige der Truppe, zu Gute kommen.

Lisa Griffith (Nella), Ioan Hotea (Rinuccio), Dmitri Vargin (Marco), Bogdan Taloş (Betto di Signa), Marta Márquez (Zita), Michail Milanov (Simone), Katarzyna Kuncio (Ciesca). Foto: Hans Jörg Michel.
Lisa Griffith (Nella), Ioan Hotea (Rinuccio), Dmitri Vargin (Marco), Bogdan Taloş (Betto di Signa), Marta
Márquez (Zita), Michail Milanov (Simone), Katarzyna Kuncio (Ciesca). Foto: Hans Jörg Michel.
Begeistert aufgenommen hat das Publikum im voll besetzten Theater Duisburg die Wiederaufnahmen von „Il Trittico“ („Das Triptychon“) von Giacomo Puccini. Bereits sein 2003 hat die Deutsche Oper am Rhein das Werk in einer Inszenierung von Dietrich W. Hilsdorf im Repertoire. Bei „Il Trittico“ verbindet Puccini ein tragisches Stück (Il Tabarro) mit einem lyrischen Stück (Suor Angelica) und einem heiterem Stück (Gianni Schicchi) in einer Aufführung zu verbinden. Die Uraufführung, die wegen des ersten Weltkrieges nicht in Rom realisiert werden konnte, fand 1918 an der Metropolitan Opera in New York statt. Zu „Gianni Schicchi“, der auf einer Episode aus Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ basiert, schrieb Giovacchino Forzano ebenso das Libretto wie zu „Suor Angelica“, das keine literarische Vorlage hat. „Il Tabarro“ (Der Mantel), zu dem Giuseppe Adami das Libretto geschrieben hat, basiert auf dem Schauspiel „La Houppelande“ von Didier Gold.

Sarah Ferede (Äbtissin), Eva Bodorová (1. Almosensucherin), Damenchor. Foto: Hans Jörg Michel.
Sarah Ferede (Äbtissin), Eva Bodorová (1. Almosensucherin), Damenchor. Foto: Hans Jörg Michel.
Die Reihenfolge der drei jeweils etwa einstündigen Einakter hat Regisseur Hilsdorf für seine Inszenierung herumgedreht: Er fängt mit dem heiteren „Gianni Schicchi“ aus dem 13. Jahrhundert an, dem dann die eher tragischen Stücke folgen. Schwester Angelica (Sylvia Hamvasi) ist nach der unehelichen Geburt ihres Kindes Ende des 17. Jahrhundert wegen der Schande in ein strenges Kloster verbannt worden. Als ihre Tante, die Fürstin (Helena Zubanovich), ihr bei einem Besuch verrät, dass ihr Sohn schon zwei Jahre zuvor an einer schweren Krankheit gestorben ist, sucht hingebungsvolle Nonne den Tod. Sie stirbt in der Erkenntnis, sich mit ihrem Freitod erneut versündigt zu haben.

Morenike Fadayomi (Giorgetta), Anooshah Golesorkhi (Michele). Foto: Hans Jörg Michel.
Morenike Fadayomi (Giorgetta), Anooshah Golesorkhi (Michele). Foto: Hans Jörg Michel.
Den Abend beschließt das Melodrama „Il Tabarro“ (Der Mantel) aus dem Hafenarbeiter-Milieu im Paris um 1910: Giorgetta (Morenike Fadayomi) und ihr Mann, der Schiffer Michele (Anooshah Golesorki), haben sich nach dem Tod ihres Kindes auseinander gelebt. Giorgetta bandelt mit Hafenarbeiter Luigi (Mikhail Agafonov) an. Als Michele den beiden auf die Schliche kommt, tötet er Luigi und hüllt ihn in seinen Mantel, der einst die Liebe zu seiner Frau umhüllt hatte. Als Giorgetta unter dem Mantel den getöteten Geliebten entdeckt, schreit sie entsetzt auf. Sie hat alles verloren!

Wechselspiele von Stimmung und Ambiente

Gustavo Porta (Luigi), Morenike Fadayomi (Giorgetta). Foto: Hans Jörg Michel.
Gustavo Porta (Luigi), Morenike Fadayomi (Giorgetta). Foto: Hans Jörg Michel.
Die fantastische Besetzung kann nicht nur gesanglich, sondern auch schauspielerisch überzeugen und die Nuancen der Charaktere ausspielen. Mit Bravour meisterten die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Axel Kober die wechselnden Stimmungen der einzelnen Opernteile, die von falschen Trauer der übertölpelten Erbschleicher über die klösterliche Ruhe hin zur Dramatik der Dreiecksgeschichte im Hafenarbeiter-Milieu geht. Genial das Bühnenbild von Johannes Leiacker mit zwei nach hinten spitz zulaufenden Wänden, in denen von Stück zu Stück Fenster und Türen passend zum Ambiente der Handlung variierten. Leiacker zeichnet auch für die Kostüme verantwortlich. Der Chor der Deutschen Oper am Rhein überzeugte unter der Leitung von Gerhard Michalski. Gesungen wird in italienischer Sprache, deutsche Übertitel erleichtern das Verständnis der Handlung.

Sylvia Hamvasi (Angelica), Helena Zubanovich (Fürstin). Foto: Hans Jörg Michel.
Sylvia Hamvasi (Angelica), Helena Zubanovich (Fürstin). Foto: Hans Jörg Michel.
Vollständig auf die Bühne gebracht ist „Il Trittico“ ein monumentales Werk: Dreieinviertel Stunden (inklusive zwei Pausen), 44 Gesangsrollen in allen drei Stücken, die die Deutsche Oper am Rhein fast ausschließlich aus dem eigenen Ensemble besetzen konnte, sowie musikalische Variationen, die die unterschiedlichen Stimmungen der drei Stücke widerspiegelten. „Il Trittico“ ist in jeder Hinsicht anspruchvoll – auch dies wohl ein Grund, warum es eher selten vollständig an einem Abend gespielt wird. Die Länge überforderte wohl auch manch einen Zuschauer, der nach der zweiten Pause nicht wieder kam und den hervorragenden Abschluss eines höchst anspruchsvollen Opernabends verpasste.

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Weitere Termine im Theater Duisburg:
So | 3. April 2016 | 18:30 Uhr und
So | 10. April 2016 | 15 Uhr.

HINTEN: Ioan Hotea (Rinuccio), Johannes Preißinger (Gherardo), Dmitri Vargin (Marco), Bogdan Taloş (Betto di Signa) VORNE: Michail Milanov (Simone), Marta Márquez (Zita), Katarzyna Kuncio (Ciesca), Lisa Griffith (Nella). Fptp: Hans Jörg Michel.
HINTEN: Ioan Hotea (Rinuccio), Johannes Preißinger (Gherardo), Dmitri Vargin (Marco), Bogdan Taloş (Betto di
Signa) VORNE: Michail Milanov (Simone), Marta Márquez (Zita), Katarzyna Kuncio (Ciesca), Lisa Griffith (Nella). Fptp: Hans Jörg Michel.
Karten gibt es im Opernshop, der sich zur Zeit im Theater Duisburg in der Kassenhalle befindet (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr), oder unter Telefon 0203 / 9407777. Die Theaterkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten zwischen 16,10 bis 56,00 Euro am 3. April und ab 18,10 Euro in der Nachmittagsvorstellung am 10. April. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man hier.

© 2016 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Hans Jörg Michel, Mannheim / Deutsche Oper am Rhein

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