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Aktuelle Konjunkturumfrage: Unternehmerverband sieht Stagnation im Revier

Impulse fehlen: Ordentliche Geschäftslage,
aber zu wenig Investitionen

Von Petra Grünendahl

Sorge bereiten Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft im Unternehmerverband Duisburg-Buchholz, die Konjunkturerwartungen der Unternehmer in der Region. Insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie, traditionell stark vertreten in der Region Duisburg-Niederrhein, sinken die Werte – stärker als in der Gesamtwirtschaft der Region. Das fängt bei der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage, Umsatzsituation und Investitionen an, und reicht bis zu den Erwartungen für die Zukunft: Egal, ob es sich um Umsätze oder Investitionsplanungen geht. Robust präsentiert sich angesichts dieser Lage und Erwartungen der Arbeitsmarkt: Planungen von Neueinstellungen und mehr Ausbildungsplätzen liegen immer noch höher als Abbau und Entlassungen, allerdings liegt die Mehrheit der Befragten auf einem „gleichbleibenden“ Level (Arbeitsplätze 52,3 Prozent, Ausbildungsplätze 68,5 Prozent). Mit Investitionen halten sich die Unternehmen aller Branchen allerdings überwiegend zurück.

Unternehmerverband Duisburg stellte Konjunkturumfrage Frühjahr 2016 vor (v.l.): Hauptgeschäftsführer Wolfgang SChmitz, Wirtschafts-Sprecher Heinz Lison und Matthias Heidmeier, Geschäftsführer Kommunikation. Foto: Petra Grünendahl,
Unternehmerverband Duisburg stellte Konjunkturumfrage Frühjahr 2016 vor (v.l.): Hauptgeschäftsführer Wolfgang SChmitz, Wirtschafts-Sprecher Heinz Lison und Matthias Heidmeier, Geschäftsführer Kommunikation.
Foto: Petra Grünendahl,
Die aktuelle Konjunkturumfrage des Unternehmerverbandes stellte Heinz Lison zusammen mit Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz und Matthias Heidmeier, Geschäftsführer Kommunikation, im Pressegespräch vor. Unter den insgesamt beteiligten 300 Unternehmen aus der Region (Ruhrgebiet) waren 86 Mitgliedsunternehmen der Unternehmerverbandsgruppe in Buchholz. Die Umfrage lief bis Ende Juni, allerdings dürften die meisten Rückmeldungen zu Konjunkturerwartungen schon vor dem 23. Juni (Brexit-Abstimmung) stattgefunden haben, so dass dieser ebenso wenig Niederschlag in den Zahlen findet wie die aktuellen Entwicklungen in der Türkei. Beides könnte ein Stimmungsbild in Zukunft weiter eintrüben, auch wenn Lison anmerkte: „Das Auslandsgeschäft spielt hier nicht die entscheidende Rolle.“

Investitionen nötig zur Schaffung von Arbeitsplätzen

Unternehmerverband Duisburg stellte Konjunkturumfrage Frühjahr 2016 vor (v.l.): Hauptgeschäftsführer Wolfgang SChmitz und Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft. Foto: Petra Grünendahl,
Unternehmerverband Duisburg stellte Konjunkturumfrage Frühjahr 2016 vor (v.l.): Hauptgeschäftsführer Wolfgang SChmitz und Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft.
Foto: Petra Grünendahl,
Die Investitionslage ist mehrheitlich gleichbleibend schlecht bis sinkend, in der Metall- und Elektroindustrie ist diese Mehrheit noch etwas größer. „Wir haben zu geringe Investitionen – und die gehen auch noch weiter zurück“, erklärte Heinz Lison. „Damit stagniert die Region und zementiert die Arbeitslosigkeit. Für ein deutliches Plus an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen brauchen wir hier mehr Investitionen.“ Die Wachstumsschwäche des Ruhrgebiets sei vor allem eine Investitionsschwäche. In der Region müssten endlich alle Weichen auf Wachstum und Beschäftigung gestellt werden. „Wir brauchen eine Willkommenskultur für Investitionen“, so Lison. Hier werde noch deutlich zu wenig getan.

Die Arbeitslosigkeit sei in der Region deswegen nach wie vor viel zu hoch (Duisburg: 12,9 Prozent). „So lange die Arbeitslosigkeit bei uns so hoch ist wie sie ist, werden wir die wirtschaftliche Lage insgesamt nicht als gut bezeichnen können“, erklärte Lison. Er wies darauf hin, dass die Unternehmen trotzdem ihre Anstrengungen auf dem Arbeitsmarkt weiter intensivieren: Beschäftigung werde eher aufgebaut. Zudem wolle jeder fünfte Betrieb mehr Ausbildungsplätze schaffen, erläuterte Lison. Zwar gebe es vereinzelt auch Kurzarbeit, Entlassungen und den Abbau der Zeitarbeit, dies sei aber die Ausnahme. „Alle Bemühungen reichen jedoch insgesamt nicht aus, die Arbeitslosigkeit signifikant zu senken. Wir brauchen mehr Investitionen“, stellt der Sprecher der regionalen Wirtschaft fest. Und auch wenn 65 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als befriedigend bzw. gleichbleibend gut bezeichnen: Im Vergleich zur letzten Frühjahrsumfrage 2015 haben sich alle abgefragten Parameter verschlechtert. „Nicht viel, aber die positiven Rückmeldungen gehen zurück. Das sind natürlich keine guten Signale“, sagt Lison.

„Dass wir überall die rote Laterne haben, macht uns Sorgen“, sagte Wolfgang Schmitz. „Dort, wo die Rahmenbedingungen gemacht werden, sollte auch Rücksicht geübt werden.“ Schnellere Entscheidungen über Bauanträge nannte der Hauptgeschäftsführer als Beispiel. Die Verwaltung müsse mehr auf die Wirtschaft zugehen. Die bringen schließlich Arbeitsplätze und Steuergelder für die Stadtkasse. Dass Duisburger Unternehmen an den Standort glauben, zeigen so manche Erweiterungen von Betrieben in der jüngeren Vergangenheit – trotz der hohen Hebesätze bei Gewerbe- und Grundsteuer. Da bräuchten wir mehr von, damit die Hebesätze in Zukunft auch mal wieder gesenkt werden können.

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“Wirtschaftsstandort ist schon interessant“

Das Haus der Unternehmer ist der Sitz der Unternehmerverbandsgruppe in Duisburg-Buchholz. Foto: Petra Grünendahl.
Das Haus der Unternehmer ist der Sitz der Unternehmerverbandsgruppe in Duisburg-Buchholz. Foto: Petra Grünendahl.
Mehr Zusammenarbeit und weniger Kirchturmdenken verlangte Heinz Lison von den Kommunen in der Metropole Ruhr. Kleinteiligkeit und fehlende Kooperationen seien für Investoren eher abschreckend. Auch müsse die Wirtschaft mehr Kooperationen mit den vielen Universitäten in der Region suchen: Hier schlummern Potenziale für Forschung, Entwicklung und Innovationen, die den Wirtschaftstandort stärken. „Wir sind hier schon interessant – auf für Neuansiedlungen“, so Lison. Hohe Steuer-Hebesätze und fehlende Kooperation wirken aber abschreckend: „Unsere Konkurrenz in Duisburg ist nicht Oberhausen oder Mülheim, sondern als Metropole Ruhr Baden-Württemberg oder Bayern“, stellte Schmitz treffend fest.

Kooperationen im Ruhrgebiet sind nötig, um im Konkurrenzkampf der Regionen zu bestehen. Kooperation heißt aber auch, überflüssige (weil mehrfach vorhandene) Strukturen zu straffen, die wiederum durch Kosteneinsparungen längerfristig auch niedrigere Hebesätze ermöglichen. Solange diese deutschlandweit auf höchstem Niveau sind, sind Neuansiedlungen nur schwer zu gewinnen: „Dieser Standort hat aber mehr verdient als überall Klassenletzter zu sein“, so Lison. Strukturwandel, Integration und die dichteste Hochschullandschaft in Deutschland: Pluspunkte habe die Region genug, man müsse sie aber auch ausspielen.

© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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