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Kulturtage der Jüdischen Gemeinde: „Fest des Jüdischen Buches“ am Sonntag, 18. September

Blick in den Spiegel jüdischer Identitäten
Von Petra Grünendahl

Wie die Finger einer ausgestreckten Hand: Das Jüdische Gemeindezentrum im Innenhafen. Foto: Petra Grünendahl.
Wie die Finger einer ausgestreckten Hand: Das Jüdische Gemeindezentrum im Innenhafen. Foto: Petra Grünendahl.
Vielseitige Interessen spricht das „Fest des Jüdischen Buches“ auch in diesem Jahr an. Von der Kunst über Historisches und Soziologisches bis hin zu autobiographischen Werken reicht die Spanne, aber auch für Kinder wird etwas angeboten. Zu den bekannten Namen zählt sicherlich der Berliner Schriftsteller Walter Kaufmann, der in Duissern auf der Prinz-Albrecht-Straße aufgewachsen ist. Der 92-Jährige liest unter anderem aus seinem Buch „Schade, dass du Jude bist“, das so manchem Jüngeren wertvolle Einblicke in ein unbequemes Kapitel deutscher Geschichte geben dürfte. Auch Prof. Daniel Hoffmann, Literaturwissenschaftler an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, erzählt anhand seiner Familiengeschichte aus deutsch-jüdischem Leben in Düsseldorf im Schatten des Holocaust.

Das „Fest des Jüdischen Buches“ gibt es schon seit 2006. Erstmals ist es in diesem Jahr in die Jüdischen Kulturtage eingebettet, die größere Zusammenhänge von Wechselbeziehungen jüdisch-deutscher Kultur deutlich machen. Am kommenden Sonntag, 18. September, steht nun das „Jüdische Buch“ im Fokus: Bücher von Juden, Bücher über jüdisches Leben, Lesungen und Würdigungen jüdischer Künstler und Schriftsteller. Zwischen 11 und 16.30 Uhr steht das Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Duisburg Mülheim Oberhausen am Springwall (Innenhafen) ganz im Zeichen des Buches – und dies bereits zum achten Mal (Rückblicke gibt es hier …). Zumeist laufen mehrere Veranstaltungen parallel. Schon schade, dass man sich nicht zweiteilen kann. Den Programmablauf für den 18. September gibt es hier …

Vielfältige Einblicke in Leben und Schaffen
Einen Schwerpunkt setzt das „Fest des Jüdischen Buches“ in diesem Jahr auf Else Lasker-Schüler (1869 – 1945), die eher als Schriftstellerin bekannt ist, aber auch ein umfassendes zeichnerisches Werk hinterlassen hat, welches hier in einem Kunstworkshop „Bild und Text“ von der Künstlerin Marlis E. Glaser beleuchtet wird. Dichtung und Malerei vereint bieten auch Ludger Joseph Heid und Karin Sommer-Heid in ihrer Szenischen Lesung über die Künstlerin und Schriftstellerin.

Wie die Finger einer ausgestreckten Hand: Das Jüdische Gemeindezentrum im Innenhafen. Foto: Petra Grünendahl.
Wie die Finger einer ausgestreckten Hand: Das Jüdische Gemeindezentrum im Innenhafen. Foto: Petra Grünendahl.
Russisch-jüdische Gegenwart, die auch die Jüdischen Gemeinden in Deutschland seit dem Ende der 1980-er mehr und mehr prägen, sind das Thema von Prof. Julia Bernsteins „Migrationscollagen“. Autobiographisches gibt es vom deutsch-israelischen Maler und bildendem Künstler Amos Plaut, der aus seinem Buch „Erste Rasur“ liest. In diesem Jahr nicht dabei ist Lena Gorelik (Autobiographie „Null bis unendlich“), die krankheitsbedingt absagen musste. Ein eher neues Phänomen beschreibt der Politikwissenschaftler Matthias Küntzel in „Djihad und Judenhass“, das mit dem Zuzug von Menschen aus antisemitisch geprägten Gesellschaften auch hier ein Thema wird. In die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts – über jüdische Soldaten – geht Ludger Joseph Heid „Davidstern und Eisernes Kreuz“. Eher humorvoll gibt sich Gideon Böss mit „Deutschland deine Götter“, einem Streifzug durch das religiöse Leben in Deutschland.

Für Kinder gibt es eine Lesung mit Puppentheater aus dem Kinderbuch „Wie das Chamäleon Noahs Arche rettete“. Es liest und spielt Esther Krause-Paulus vom Duisburger Kindertheater „Kreuz und quer“. Anschließend steht ein Kreativ-Workshop „Hebräische Magnetbuchstaben“ mit Marina Shvartsman auf dem Programm, bei dem die Kinder auch selbst gestalten sollen.

Als Eintritt für das „Fest des Jüdischen Buches“ wird ein Unkostenbeitrag von 5 Euro erhoben. Für den Einlass ins Gemeindezentrum ist das Bereithalten des Personalausweises nötig, so die Sicherheitsauflagen des Staatsschutzes, der jüdische Einrichtungen in Deutschland rund um die Uhr bewacht. Für das leibliche Wohl gibt es im Foyer Getränke und Imbiss. Im Anschluss an das „Fest des Jüdischen Buches“ findet ein Konzert des Duos Burstein & Legnani statt: Klassik und Weltmusik für Cello und Gitarre. Wer nur für das Konzert kommt, zahlt 10 Euro. Besucher des Buchfestes sind hier ebenso wie Gemeindemitglieder mit einem ermäßigten Eintritt von 5 Euro dabei.

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Kulturtage bis zum 27. September

Der Ludwigrum im Garten der Erinnerung als erkennbares Überbleibsel der des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Spedition Hermann Ludwig. Foto: Petra Frünendahl.
Der Ludwigrum im Garten der Erinnerung als erkennbares Überbleibsel der des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Spedition Hermann Ludwig. Foto: Petra Frünendahl.
Während im Gemeindezentrum das Fest des Jüdischen Buches“ gefeiert wird, ist parallel vor der Synagoge der Ludwigturm für die Ausstellung „Israelische Künstler im Deutschen Raum“ geöffnet. Weitere Veranstaltungen rund um jüdische Kunst, Musik, Literatur, Film und Buch gehen bis zum 27. September, finden aber nicht nur im Innenhafen, sondern auch darüber hinaus, auch bis nach Mülheim und Oberhausen statt. Mehr …

Hier gibt es das komplette Programm als pdf zum Download. Einige Veranstaltungen sind kostenfrei zugänglich, für andere wird ein Unkostenbeitrag erhoben. Der Blick ins Programm lohnt sich auf jeden Fall.

WICHTIG!
Für Veranstaltungen im Jüdischen Gemeindezentrum am Springwall 16 ist es aus Sicherheitsgründen für den Einlass unbedingt nötig, seinen Personalausweis bereit zu halten.

© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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