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Stiftung Duisburg 24.7.2010 zum siebten Jahrestag der Loveparade

Solidargemeinschaft: Gedenken soll künftig öffentlicher gestalten
Von Petra Grünendahl

Informierten auf einer Pressekonferenz im Haus der Kirche zum Jahrestages 2017 (v. l.): Birgit Nellen (Vorstand), Jürgen Thiesbonenkamp (Kuratorium), Jürgen Widera (Vorstand), Angelika Köhler (Geschäftsstelle), Ulrike Stender (Kuratorium) und Edith Jakubassa (Mutter von Marina). Foto: Petra Grünendahl.
„Wir wollen das Gedenken ins öffentlichen Bewusstsein zurück holen“, erklärte Kuratoriumssprecher Jürgen Thiesbonenkamp die signifikanteste Änderung beim diesjährigen Gedenken an die Opfer der Loveparade-Katastrophe. Der Gottesdienst am Vorabend des Gedenktages für die Opfer der Loveparade 2010 wird die einzige geschlossene Veranstaltung bleiben, die nur Angehörigen und Opfern der Katastrophe vorbehalten bleibt. Die eigentliche Gedenkveranstaltung am Unglücksort am 24. Juli gegen 17 Uhr wird öffentlich begangen, um auch Duisburgern, die ihre Solidarität mit den Opfern bekunden wollen, die Gelegenheit zur Teilnahme zu geben. Diese Änderungen würden auch von den Angehörigen mit getragen, wie Edith Jakubassa, Mutter der verstorbenen Marina, bestätigte. Mit 22 Glockenschlägen wird zu Beginn der Gedenkveranstaltung an die 21 Toten und – mit dem 22. Glockenschlag – erstmals an die vielen Hundert Verletzten und Traumatisierten erinnert. Die Einbeziehung einer Öffentlichkeit soll eine Solidargemeinschaft im Gedenken schaffen, aber: „Wir haben nicht den Anspruch, möglichst viele Leute anzuziehen. Wer Interesse hat, der kommt“, meinte Stiftungsvorstand Jürgen Widera.

Informierten auf einer Pressekonferenz im Haus der Kirche zum Jahrestages 2017 (v. l.): Birgit Nellen (Vorstand), Jürgen Thiesbonenkamp (Kuratorium) und Jürgen Widera (Vorstand). Foto: Petra Grünendahl.
Mit einigen Änderungen der bisherigen Praxis wartet der siebte Jahrestag der Loveparade-Katastrophe in diesem Jahr auf, wie Jürgen Thiesbonenkamp, Sprecher des Kuratoriums der Stiftung Duisburg 24.7.2010, auf einer Pressekonferenz erläuterte. Die jetzt öffentliche Gedenkveranstaltung am Jahrestag an der Rampe soll neben Begrüßungsworten und einem Gebet erstmals auch einen musikalischen Part enthalten, für den man Marissa Möller vom Schlosstheater Moers gewinnen konnte. Die traditionelle „Nacht der 1.000 Lichter“, eine schon immer öffentliche Veranstaltung, die im letzten Jahr auf den eigentlichen Gedenktag verlegt worden war, findet wieder am Vorabend des Gedenkens statt. Die Organisation übernimmt der Verein Bürger für Bürger mit seinem Vorsitzenden Rolf Karling; die 1.000 Kerzen hat die Stiftung finanziert. Sie beginnt mit Einbruch der Dunkelheit.

Arbeit der Stiftung weiter dringend nötig
„Der Prozess wirft seine Schatten voraus“, erklärte Stiftungsvorstand Widera. Dem wird die Stiftung am Jahrestag mit einer internen Info-Veranstaltung für Angehörige und Betroffene Rechnung tragen, bei der Landgerichts-Pressesprecher Dr. Michael Breidenstein und ein Oberstaatsanwalt Betroffene in die Abläufe eines Gerichtsprozesses einweihen. Besonders Angehörige und Betroffene aus dem Ausland wären hierfür dankbar, weil es ihnen einen Einblick in das deutsche Rechtssystem gebe, so Widera. Angehörige und Betroffene, die Prozesstagen beiwohnen wollten, würden vor Ort seelsorgerisch betreut, erzählte Kuratoriumsmitglied Ulrike Stender. Für diese Aufgabe habe die Stiftung gerade eine Arbeitsgruppe gebildet, der auch Richard Bannert, Koordinator der Notfallseelsorger in Duisburg, angehört. Die Initiative hierzu war vom Landgericht Duisburg an die Stiftung herangetragen worden. Der Prozess wird am 8. Dezember 2017 eröffnet und sich wahrscheinlich über zwei Jahre hinziehen.

Informierten auf einer Pressekonferenz im Haus der Kirche zum Jahrestages 2017 (v. l.): Birgit Nellen (Vorstand), Jürgen Thiesbonenkamp (Kuratorium), Jürgen Widera (Vorstand), Angelika Köhler (Geschäftsstelle) und Ulrike Stender (Kuratorium). Foto: Petra Grünendahl.
Auch sieben Jahre nach der Katastrophe gibt es immer noch Hilfegesuche von Leuten, die sich erstmals um Hilfe bemühen. Bei zwei Therapiesuchen sowie einer Therapiefinanzierung konnte die Stiftung im vergangenen Jahr helfen. Zudem gibt es alle sechs Wochen Sitzungen der Selbsthilfegruppe. Zu den satzungsgemäßen Aufgaben der Stiftung gehört auch die Pflege der Gedenkstätte, die man jetzt in die Hände eines Gärtners gegeben hat. Darüber hinaus stehe sie immer noch für Hilfen beim Ausfüllen von Formularen und Antragen zur Verfügung, erklärte Angelika Köhler, einzige hauptamtliche Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle der Stiftung. Auch hier gebe es ebenso immer noch Bedarf und manchmal habe sie einfach mal ein offenes Ohr für Betroffene, die sich aussprechen wollten: auch das komme vor. „Es kommen nicht die Massen, aber immer wieder Einzelne“, so Jürgen Widera. Ihnen müsse auch weiterhin geholfen werden.

Von den beiden aus dem Beirat ausgeschiedenen Betroffenen der Loveparade konnte bislang nur einer ersetzt werden: Aus dem Kreis der für die Besetzung infrage Kommenden habe es keine Meldungen bzw. Vorschläge gegeben, so Jürgen Widera. Ein Gesprächsangebot von Stiftungsvorstand und Kuratorium mit der Stiftungsaufsicht hätten die beiden ehemaligen Beiräte ausgeschlagen.

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Sperrung des Karl-Lehr-Tunnels
Für den Fahrzeugverkehr wird der Tunnel an der Karl-Lehr-Straße von Sonntag, 23. Juli, ab 18 Uhr bis Montag, 24. Juli, gegen 20 Uhr gesperrt. Umleitungsempfehlungen über die Düsseldorfer Straße und den Sternbuschweg werden ausgeschildert. Fußgänger und Radfahrer sind von der Sperrung nicht betroffen. Weitere Einschränkungen soll es nicht geben.

© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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