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Neue Häfenkooperation stellt sich am Niederrhein auf: Rheinberg-Orsoy, Voerde, Wesel und Emmerich

Gesellschafter wollen die Wahrnehmung stärken für ihre Hafenstandorte und deren Möglichkeiten
Von Petra Grünendahl

Mit der Terminal-Eröffnung im Hafen Emmelsum (Voerde) im April letzten Jahres erschloss die Contargo Rhein-Waal-Terminal GmbH Emmerich wichtige Verladekapazitäten für ihr Logistik-Netzwerk, die auch dem Standort der DeltaPort-Hafenkooperation Vorteile brachte. „Alle Beteiligten haben die Vorteile einer gemeinsamen Zukunft erkannt“, bekräftigte Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann. Nach dem Brückenschlag des Verladers starteten nun die Hafenbetreiber in Sachen interkommunaler Zusammenarbeit, um in einem Netzwerk logistischen Lösungen an verschiedenen Standorten anbieten zu können. Diese Potenziale wollen die Hafeneigner am Niederrhein mit einem gemeinsamen Standortmarketing erschließen: Direkt vor den Toren des Ruhrgebiets und als Lückenschluss zwischen Duisburg und der holländischen Grenze. Er habe die Hoffnung, dass die Bedeutung der Niederrheinhäfen steigen wird, äußerte Rheinbergs Bürgermeister Frank Tatzel.

Notarielle Beurkundung des Gesellschaftsvertrags (oben von links): Frank Tatzel (Bürgermeister Stadt Rheinberg), Karl Borkes (Kreiskämmerer des Kreises Wesel), Peter Hinze (Bürgermeister Stadt Emmerich), Ulrike Westkamp (Bürgermeisterin Stadt Wesel), Dirk Haarmann (Bürgermeister Stadt Voerde). Unten von links: Udo Jessner (Geschäftsführer Port Emmerich GmbH), Andreas Stolte (Geschäftsführer DeltaPort GmbH & Co. KG), Christian Kleinenhammann (Vorstand NIAG Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG). Foto: Petra Grünendahl.

In einer feierlichen Beurkundung unterzeichneten die Gesellschafter die Gründungsurkunde für die DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH (Orsoy, Voerde, Wesel, Emmerich), die mit einem gemeinsamen Standortmarketing die Hafenstandorte weiter stärken soll. Andreas Stolte, Geschäftsführer der DeltaPort GmbH & Co. KG, Udo Jessner, Geschäftsführer der Port Emmerich GmbH, und Christian Kleinenhammann, Geschäftsführer der NIAG Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG (Betreiber des Hafens Rheinberg-Orsoy), unterzeichneten die Grüundungsurkunde. Anwesend waren neben Vertretern der Gesellschaften Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp sowie die Bürgermeister der Städte Emmerich, Rheinberg und Voerde, Peter Hinze, Frank Tatzel und Dirk Haarmann. Standort der neuen Gesellschaft ist die Zentrale der Weseler Hafenkooperation DeltaPort in Wesel, die die Häfen Emmelsum (Voerde), Rhein-Lippe-Hafen und Stadthafen (beide Wesel) betreibt.

Fünf Standorte positionieren sich im Netzwerk
Drei Hafenstandorte arbeiten in der DeltaPort GmbH & Co. KG schon seit August 2012 unter einem Dach und schlagen aktuell rund 3,5 Mio. Tonnen Güter um. Der Stadthafen Wesel ist auf Schüttgutumschlag spezialisiert (Futtermittel, Baustoffe, Salz). Nach dem Abriss eines Mischfutterwerks sind hier 1,5 Hektar für eine Neuansiedlung frei. Im Rhein-Lippe-Hafen Wesel (ehemals Ölhafen) wird neben Flüssiggütern (Mineralölprodukte) mittlerweile auch Schwergut (Stückgut) verladen. Über den Hafen Emmelsum in Voerde laufen Massengüter (wie Papier oder Zellstoff) und weitere Güter, die in Containern transportiert werden können. Sowohl im Rhein-Lippe-Hafen als auch im Hafen Emmelsum sind noch Erweiterungskapazitäten für neue Ansiedlungen frei (insgesamt 86 Hektar). Der Rhein-Lippe-Hafen ist bimodal, Stadthafen und Emmelsum trimodal angebunden.

Hafen Emmelsum in Voerde im März 2017. Foto: DeltaPort.

Der Hafen in Rheinberg-Orsoy, der 1913 in Betrieb ging, hat seinen Ursprung in der Verladung von Schüttgut wie Kohle, Sand, Kies und Erz, aber auch Holz. Heute garantiert er unter der Betriebsführung der NIAG Niederrheinische Verkehrsbetriebe GmbH einen schnellen Umschlag von Massengütern (Jahresumschlag 3,0 Mio. Tonnen) – und dies, wie Bürgermeister Tatzel beteuerte, weitgehend unabhängig vom Wasserstand des Rheins. Der Hafen ist ebenso trimodal angeschlossen wie der Hafen Emmerich. Der Hafen Emmerich (Betreibergesellschaft: Port Emmerich GmbH) ist ein Containerhafen, stößt aber aktuell an seine Kapazitätsgrenze. Mit einem Gesamtumschlag von 1 Mio. Tonnen Gütern scheint er zwar der Kleinste im Bunde der Niederrheinhäfen, leistet aber mit 132.000 TEU (Twenty Foot Unit = Standardcontainer-Einheiten) über drei Viertel des Containerumschlags. Die restlichen 34.000 TEU steuert der Hafen Emmelsum bei.

NIAG-Hafen Rheinberg-Orsoy. Foto: DeltaPort.

Die Gesellschaften ergänzen sich: Während das Containerterminal des Port Emmerich seine Kapazitätsgrenze nahezu erreicht hat, bieten die DeltaPort-Häfen noch erhebliche Entwicklungspotentiale. Um den in der Emmericher Region befindlichen Kunden auch weiterhin Umschlagkapazität anbieten zu können, kann über die Verlagerung von Güterströmen neu zu belegende Kapazität am Standort Emmerich generiert werden. Beide Standorte gewinnen durch die Zusammenarbeit an Ausfallsicherheit und erhöhen somit das Kundenvertrauen an die Leistungsfähigkeit der in der Region befindlichen Häfen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass in nächster Zeit immer mehr Güter, auch Massengut, in standardisierten Behältnissen (Container) transportiert werden und der Anteil am (offenen) Massengutumschlag weiter sinkt, so dass hier entsprechende zukunftsträchtige Umschlaggeschäfte insbesondere für den NIAG-Hafen Orsoy generiert werden müssen.

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Port Emmerich. Foto: DeltaPort.

Perspektiven
Aufgrund des im Markt bereits platzierten Branding „DeltaPort“ soll die gemeinsame Gesellschaft den Namen „DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH (Orsoy, Voerde, Wesel, Emmerich)“ tragen. Der Unternehmenszweck der Gesellschaft ist die Planung und Durchführung von Marketingmaßnahmen und Werbung, Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit für Logistikstandorte der an der Gesellschaft beteiligten Unternehmen. Das Kerngeschäft der Flächenentwicklung und Vermarktung verbleibt bei den einzelnen Gesellschaftern und somit bei den jeweiligen Hafengesellschaften.

Die Gründung der gemeinsamen Marketinggesellschaft steht dabei im Einklang mit den Handlungsempfehlungen aus dem Masterplan Häfenkooperation Niederrhein und dem Hafenkonzept NRW, die die Ausschöpfung von Kooperationsmöglichkeiten zur Steigerung der Marktwahrnehmung und der Hebung von Marktpotentialen anregen. Die Kooperationsgesellschaft zwischen drei Gesellschaftern soll dabei perspektivisch die Möglichkeit bieten, weitere Gesellschafter aufzunehmen und somit weitere Hafenstandorte im Rahmen gemeinsamer Marketingmaßnahmen im Markt zu präsentieren. Dies erhöht wiederum die Öffentlichkeitswahrnehmung für die „DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH (Orsoy, Voerde, Wesel, Emmerich)“ und stärkt somit die Einzelinteressen der jeweiligen Gesellschafter.

© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (1), DeltaPort (3)

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