Geschäftsführer Jens Briese hinterlässt seinem Nachfolger ein gut bestelltes Feld
Von Petra Grünendahl
„Wir konnten unseren Umschlag 2015 auf 3,8 Mio. Tonnen steigern, das ist ein Plus von 517.000 Tonnen“, bilanzierte Jens Briese, Geschäftsführer der Weseler Hafengesellschaft DeltaPort GmbH & Co. KG. Größten Anteil an der Umschlagssteigerung von 15,77 Prozent hat die neue Salzverladungsanlage, die Hülskens Anfang letzten Jahres im Stadthafen in Betrieb genommen hat. Die Verladung vom Borther Esco-Steinsalz-Bergwerk wurde von Rheinberg in den Weseler Stadthafen verlegt. „Es gab keine Beschwerden von Anwohnern wegen des vermehrten Lkw-Verkehrs oder einem gestiegenem Lärmpegel“, freute sich Briese, macht der älteste Hafen im Verbund doch mittlerweile 1,4 Mio. Tonnen Umschlag (nach 900.000 Tonnen im Vorjahr). Mehr Umschlag durch neuere Anlagen und Verdichtung der Kapazitäten heißt denn auch im Stadthafen der Schlüssel zur mehr Umschlag, sind dort doch mangels verfügbarer Flächen keine Neuansiedlungen möglich. Mit der Erneuerung von Anlagen und der Verbesserung und dem Ausbau der Infrastruktur stellen Hafenbetreiber und Anlieger aber mittlerweile wichtige Weichen für die Zukunft.
Zufrieden kann Hafenchef Jens Briese nach Abschluss seines dritten voll verantwortlichen Jahres als Geschäftsführer von DeltaPort sein. Wenn er Ende März den Niederrhein Richtung Norddeutschland verlässt, hinterlässt er nach drei Jahren und drei Monaten an der Spitze ein hervorragend bestelltes Feld für seinen Nachfolger mit weiterem Entwicklungspotenzial für die Zukunft. Beim Jahrespressegespräch erläuterte er zusammen mit Kooperationspartnern und Vertretern der Anteilseigner letzte Entwicklungen. Wobei es zumindest im Stadthafen neben Licht auch immer noch Schatten gibt. Einige dort angesiedelte Unternehmen wie Hülskens, HoMa und Rhenus entwickeln sich erfreulich, erneuern Anlagen und bauen Kapazitäten aus, der Ausbau der Schienenverbindung und die neue Kaimauer warten auf steigende Güterverkehre. An anderer Stelle „hoffen wir auf Ergebnisse, wie es dort weitergeht“, so Briese diplomatisch.
Wachstum in Rhein-Lippe-Hafen und Hafen Emmelsum
Auch die beiden anderen Hafenstandorte an der Mündung des Wesel-Datteln-Kanals in den Rhein entwickeln sich prächtig. Im Hafen Emmelsum (Voerde) lag der Umschlag auf Vorjahresniveau. Contargo beginnt jetzt mit dem Ausbau seiner Anlagen: Das neue Terminal mit einer Kapazität von 85.000 TEU auf 46.000 Quadratmetern Fläche ist dann das Modernste an der Rheinschiene. Sappi investiert 12,6 Mio. Euro und baut eine neue Halle mit Bahnanschluss, deren 20.000 Quadratmetern Fläche nicht nur den Partnern Sappi und Kooperationspartner Jerich, sondern auch „Drittgeschäften“ zur Verfügung stehen. Weitere Flächen sind am Hafenbecken Emmelsum nicht mehr verfügbar, solange die neuen Genehmigungen noch nicht erteilt sind. „Hier wäre die Westerweiterung wichtig!“, erklärte Hafenchef Briese, und: „Wir müssen noch 2016 die Genehmigung kriegen, um weiter entwickeln zu können.“ Damit würde dann – wegen des Brutverhaltens der Vögel und wegen des Rheinhochwassers – ein Baubeginn im Spätsommer 2017 möglich. Auf der Ostseite hat DeltaPort ein Verwaltungsgebäude angedacht für mögliche weitere Ansiedlungen: „Auch hier hoffen wir auf die Genehmigung.“
Sofort bebaubare freie Flächen für neue Ansiedlungen sind aktuell nur im Rhein-Lippe-Hafen auf Weseler Stadtgebiet verfügbar: Für ein Areal von 14 Hektar ist ein Bebauungsplan erstellt, die nötigen Genehmigungen erteilt. GS Recycling hat Teile seiner Anlagen wie Magazin und Hochleistungskläranlage bereits in Betrieb genommen. Der Steiger für die Entsorgung von Schiffen soll 2017/2018 in Betrieb gehen. Das Genehmigungsverfahren ist aber wegen der Umweltproblematik kompliziert und noch nicht abgeschlossen. Hegmann Schwertransport ging im letzten Jahr planmäßig in Betrieb und auch ohne die noch zu bauende Kaimauer ist der Umschlag schon ordentlich angelaufen. Insgesamt lag der Umschlag im Rhein-Lippe-Hafen auf Vorjahresniveau. DeltaPort bemüht sich, zusätzlich zu den baureifen 14 Hektar Flächen weitere Teile des Hafenareals für künftige Ansiedlungen zu erschließen. Für den Bebauungsplan Nord rechnet Jens Briese noch in diesem Jahr mit Rechtskraft. Für die Kaimauer steht eine Proberammung an: Hülskens Wasserbau hatte nach europaweiter Ausschreibung den Auftrag an niederrheinisches Land gezogen. „Wir hoffen, die erste Baustufe noch in diesem Jahr beginnen zu können“, so Briese. Eine Genehmigung fehle noch. „Mit zwei potenziellen Ansiedlern laufen Gespräche“, mehr wollte Briese aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten. Auch der Bebauungsplan für das Südufer des Hafenbeckens ist noch nicht in trockenen Tüchern: Hier hofft Briese ebenfalls auf weiteres Erweiterungspotenzial für Ansiedlungen. „Die fachliche Zusammenarbeit auf diesem Sektor insbesondere mit den Verwaltungen beim Kreis Wesel sowie den Städten Wesel und Voerde lief reibungslos“, resümierte der Hafenchef.
Alleinstellungsmerkmal EcoPort
Gut zwei Jahre dauerte der Zertifizierungsprozess nach PERS (Port Environmental Review System), den die drei Weseler Binnenhäfen unter dem Dach von DeltaPort als erster und bislang einziger europäischer Binnenhafen durchlaufen haben. Dieses Zertifikat zeichnet DeltaPort als einen „EcoPort“ aus, als ein besonders umweltfreundlich agierendes Unternehmen. Für die Qualifizierung als EcoPort haben die Prüfer alle Aktivitäten Produkte und nautisch-logistische Dienstleistungen der Hafenverwaltung unter die Lupe genommen. Als Alleinstellungsmerkmal qualifiziert das Umweltzertifikat gegenüber der kompletten Logistikbranche und lässt sich damit zur Gewinnung neuer Kunden einsetzen. Die eigentliche Urkunde wird allerdings im Juni erst Brieses Nachfolger entgegennehmen können: auf dem Jahreskongress der verleihenden Institution der „European Sea Port Organisation“ (ESPO).
Mit der Suche nach einem neuen Geschäftsführer für DeltaPort ist eine Personalberatung beauftragt. „Wir hoffen, bis zu den Gremiensitzungen im März einen Kandidaten zu haben“, erklärte Frank Berger, Mitglied der Gesellschafterversammlung und CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag Wesel. Wenn die Stadträte Wesel und Voerde und der Kreistag Wesel als Anteilseigner zustimmen, könnte ein neuer Geschäftsführer bereits zum 1. April bestellt werden. Politische Neutralität gegenüber den Gesellschaftern gibt Briese seinem Nachfolger als Rat mit auf den Weg, eigene Ziele solle er verfolgen. Außerdem legt Briese ihm nahe, seine Mitarbeiter zu motivieren: „Wir sind ein gutes Team!“ Neben einem Stamm von rund einem Dutzend Mitarbeitern gibt es projektabhängig eine Anzahl Freier, die bei Bedarf tätig werden. Ihren ersten Auszubildenden konnte die im Juli 2012 gestartete Hafengesellschaft übernehmen, eine neue Azubine ist im ersten Ausbildungsjahr neu dabei.
Duisburger Schiffsausrüster Wittig beliefert
Binnenschifffahrt im Weseler Hafen
Neu in den DeltaPort-Häfen aktiv ist ab Februar die Firma Wittig, einer der europaweit größten Schiffsausrüster aus Duisburg. Das in Kaßlerfeld beheimatete Familienunternehmen, das bereits 117 Jahre am Markt erfolgreich ist, wird ein Lager beim Hafenmeister einrichten und außer den drei DeltaPort-Häfen Schiffe in der Schleuse Friedrichsfeld beliefern, damit die Schiffer auf dem Wesel-Datteln-Kanal ihre Fahrt nicht unterbrechen müssen. „Seit Mitte letzten Jahres haben wir Gespräche geführt“, erzählte Ralf Wittig, gemeinsam mit seinem Bruder Frank Geschäftsführende Gesellschafter der Wittig-Gruppe, und: „wir sind froh, jetzt hier einen neuen Standort zu haben:“ Nach Duisburg und Wien ist Wesel der dritte Standort der Gruppe, an dem Binnenschiffer alles bekommen, was sie zum reibungslosen Betrieb an Bord brauchen. Bestellungen sind von unterwegs möglich, so dass direkt nach der Ankunft die bestellten Waren von Anstrichfarben über Reinigungsmittel Arbeitsschutz-Materialien bis hin zu allen Gebrauchsgütern des täglichen Bedarfs. an Bord genommen werden können. Noch ist der Service in der Testphase, aber Jens Briese ist zuversichtlich, dass er gut angenommen wird. Ein weiteres Plus für DeltaPort!
© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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