Anzeige

Preisverleihung des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage: Initiativkreis „Neumühler Erklärung“

Gelebtes Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
Von Petra Grünendahl

Laudator Nikolaus Schneider bei der Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Foto: Petra Grünendahl.
Laudator Nikolaus Schneider bei der Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Foto: Petra Grünendahl.
“’Da kann man nichts machen’ ist ein gottloser Satz”, erklärte Laudator Dr. h. c. Nikolaus Schneider, ehem. Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Und weiter: „Es reicht nicht, einfach ‚dagegen’ zu sein.“ Als rechte Kräfte von außerhalb im Herbst 2013 in Neumühl versuchten, „besorgte Bürger“ auf ihre Seite zu ziehen und mit „Kein Asyl in Neumühl“ Stimmung gegen Schutz suchende Menschen machten, schloss sich eine Gruppe Neumühler Bürger, Organisationen und Institutionen zusammen, um dem etwas entgegen zu setzen. Mit der „Neumühler Erklärung“ (Infos zur Entstehung der Erklärung) verfassten sie eine – so Schneider – „gut begründete Basis für ihr Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, für Willkommenskultur und Integrationshilfe“ und bezogen nachdrücklich Stellung gegen Rechts. Das Landesasyl im ehemaligen St. Barbara Hospital wurde Ende 2014 eröffnet und ist mittlerweile im Stadtteil angekommen.

Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage (v.l.): Laudator Nikolaus Schneider, Dmitrij Yegudin (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde), Michale Hüter (Initiativkreis Neumühler Erklärung), Oberbürgermeister Sören Link, Reiner Terhorst (Initiativkreis Neumühler Erklärung), Superintendent Armin Schneider und Angelika Wagner. Foto: Petra Grünendahl.
Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage (v.l.): Laudator Nikolaus Schneider, Dmitrij Yegudin (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde), Michale Hüter (Initiativkreis Neumühler Erklärung), Oberbürgermeister Sören Link, Reiner Terhorst (Initiativkreis Neumühler Erklärung), Superintendent Armin Schneider und Angelika Wagner. Foto: Petra Grünendahl.
Alljährlich am Auschwitz-Gedenktag ehrt das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage Menschen, Gruppen oder Initiativen, die sich für das Zusammenleben der Menschen in unserer Stadt besonders einsetzen. Ein Fokus hatte bei der diesjährigen Preis-Ausschreibung darauf gelegen, jemanden zu würdigen, der „sich im alltäglichen Bereich besonders gegen rechte Tendenzen in unserer Stadt einsetzt“. Der Initiativkreis hat nicht nur mit der „Neumühler Erklärung“ ein ausdruckstarkes Zeichen gegen Rechts gesetzt, sondern engagiert sich mit vielen ehrenamtlichen Helfern im Sinne dieser Erklärung für Menschenwürde und Integration in ihrem Stadtteil. Rechten Kräften entzog man damit den Boden für ihre menschenverachtende Hetze. Ein gelungenes Beispiel, fand Ärmin Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg und Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage [mit dem Laudator nicht verwandt und nicht verschwägert], für die Idee „Wir sind Duisburg. 365 Tage im Jahr“.

Auch Mitläufer tragen Verantwortung

Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage: Michael Hüter, Reiner Terhorst, Nikolaus Schneider und Armin Schneider (vorne von links), während sich im Hintergrund eine Auswahl der vielen ehrenamtlichen Helfer und Unterstützer aufreiht. Foto: Petra Grünendahl.
Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage: Michael Hüter, Reiner Terhorst, Nikolaus Schneider und Armin Schneider (vorne von links), während sich im Hintergrund eine Auswahl der vielen ehrenamtlichen Helfer und Unterstützer aufreiht. Foto: Petra Grünendahl.
Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage: Michael Hüter und Reiner Terhorst mit der "Duisburger Hand", im Hintergrund eine Auswahl der vielen ehrenamtlichen Helfer und Unterstützer. Foto: Petra Grünendahl.
Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage: Michael Hüter und Reiner Terhorst mit der „Duisburger Hand“, im Hintergrund eine Auswahl der vielen ehrenamtlichen Helfer und Unterstützer. Foto: Petra Grünendahl.
Die Feierstunde fand traditionell bei der Jüdischen Gemeinde im Innenhafen statt. Im vollbesetzten Gemeindesaal hatten sich geladene Gäste aus Verwaltung, Organisationen, Religionsgemeinschaften und engagierte Bürger unserer Stadt versammelt. Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist auch immer eine Aufforderung zum Handeln: So etwas darf nie wieder geschehen! Wehret den Anfängen! Ein „Verständnis“ für „besorgte Bürger“ deklarierte Laudator Nikolaus Schneider unangebracht: „Auch Mitläufer tragen die Verantwortung dafür, was geschieht.“ Der aus Duisburg stammende Kirchenmann forderte vielmehr die Zivilgesellschaft auf, sich dagegen zu stellen und sich klar gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu positionieren. So, wie es Neumühler Bürger in ihrem Entsetzen über rechte Stimmungsmache in ihrem Stadtteil getan haben. Alle gesellschaftlich relevanten Gruppen und viele Einzelpersonen hätte sich der Neumühler Erklärung angeschlossen, erzählte Michael Hüter, Pastor der Evangelischen Kirchengemeinde Neumühl, der zusammen mit Reiner Terhorst, dem 2. Vorsitzenden des Initiativkreises, und über 20 ehrenamtlichen Helfern die Ehrung entgegen nahm. So viele Preisträger habe sie noch nie auf der Bühne gehabt, erklärte Angelika Wagner, Geschäftsführerin des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Und die, die auf der Bühne standen, repräsentierten nur die vielen anderen Neumühler Bürger, die sich in der Flüchtlingshilfe rund um das Landesasyl (Erstaufnahmereinrichtung) engagieren. Großen Respekt zollte Nikolaus Schneider den engagierten Bürgern: „Wer sich für Flüchtlinge einsetzt, braucht einen langen Atem und Frustrationstoleranz. Da kommen nicht nur die ‚Guten’, das sind Menschen wie du und ich mit allen ihren Schwächen.“

Gedenken als Brücke zum friedlichen Zusammenleben

Oberbürgermeister Sören Link bei der Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Foto: Petra Grünendahl.
Oberbürgermeister Sören Link bei der Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Foto: Petra Grünendahl.
Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage im Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde im Innenhafen. Foto: Petra Grünendahl.
Preisverleihung des Duisburger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage im Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde im Innenhafen. Foto: Petra Grünendahl.
„Die Shoa hat auch das Leben der Nachgeborenen geprägt“, stellte Superintendent Armin Schneider fest. Er mahnte die Anwesenden, alles in ihrer Macht stehende zu tun, dass das Grauen wieder geschehe. Den Bogen zu aktuellen Ereignissen spannte Oberbürgermeister Sören Link in seinem Grußwort: „Die Ereignisse von Köln sind geeignet, extremen Gruppierungen Menschen in die Hände zu treiben, die einfache Lösungen suchen.“ Hetze sei unerträglich für jede Demokratie: „Wir brauchen die Brücken zur Vergangenheit als Schutz vor Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.“ Klare Worte aller Redner umrahmten die Ehrung von engagierten Bürgern, die mit Unterzeichnung der „Neumühler Erklärung“ ein klares Bekenntnis abgelegt hatten gegen rechte Hetze. „Frieden, Toleranz und Menschlichkeit, die man nicht im eigenen Umfeld lebt, können nicht weltweit gelten“, erinnerte Reiner Terhorst, dass jeder Einzelne den Anfang machen muss, um eine nicht hinzunehmende Situation zu ändern. Er sei stolz, Duisburger zu sein, schloss Laudator Schneider, angesichts von so viel Engagement für ein friedliches Zusammenleben. Das musikalische Rahmenprogramm gestalteten gesanglich anspruchsvoll und dem Anlass entsprechend würdig die Gelsenkirchener Swingfoniker unter der Leitung von Lutz Peller.

Anzeige

© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

Anzeige

Ein Kommentar "Preisverleihung des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage: Initiativkreis „Neumühler Erklärung“"

  1. Pingback: Bündnis für Toleranz und Zivilcourage: Gesellschaftliche Herausforderungen der Flüchtlingssituation | Duisburg am Rhein – Betrachtungen …

Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen