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Erster ver.di Gedenkspaziergang gegen Rassismus und Faschismus

Orte des Gedenkens mahnen:
Wohin Faschismus führt und warum wir uns wehren sollten

Von Petra Grünendahl

Christa Bröcher (vorne links) und Thomas Keuer (vorne, 2. v. r.) führten zu den Orten des Gedenkens. Foto: Petra Grünendahl.
Christa Bröcher (vorne links) und Thomas Keuer (vorne, 2. v. r.) führten zu den Orten des Gedenkens. Foto: Petra Grünendahl.
Rechtspopulismus und Neofaschismus wird wieder hoffähig in Europa. Auch in Deutschland gewinnen rechte Kräfte unterschiedlichster Art, aber alle mit einem reaktionären Weltbild, wieder an Aufmerksamkeit und – zum Leidwesen aller Demokraten – auch an Wählerstimmen. Damit sind auch antifaschistische Kräfte aufgerufen, Flagge zu zeigen. Die Gewerkschaften tun dies zu unterschiedlichsten Gelegenheiten. Der Vorabend des 1. Mai bot eine solche Gelegenheit, sich gegen Faschismus und Krieg aufzustellen. Orte des Gedenkens an Opfer des Nationalsozialismus warnen an vielen Stellen in unserer Stadt, wohin Faschismus führt. Einige davon in der Innenstadt markierten den Weg.

Zum ersten Gedenkspaziergang gegen Rassismus und Faschismus hatte die Gewerkschaft ver.di zusammen mit der VVN/ / BdA (Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes / Bund der Antifaschisten) aufgerufen. Los ging der Gedenkspaziergang an der Ruhrorter Straße 11, wo vier Stühle für die am 2. Mai 1933 ermordeten Gewerkschafter stehen. 1933 stand dort das Gewerkschaftshaus der Metallgewerkschaft, wohin die vier nach ihrer Verhaftung verschleppt worden waren: Im Keller des Hauses wurden sie von der Gestapo gefoltert und erschlagen. Christa Bröcher von der VVN-Kreisvereinigung Duisburg und Thomas Keuer vom ver.di-Bezirk Duisburg-Niederrhein führten zu den Gedenk- und Mahnmalen und erklärten ihre Bedeutung und Entstehung.

Gedenken und Mahnen

Nie weider Faschismus! Nie wieder Krieg! - ver.di Gedenkspaziergang gegen Rassismus und Faschismus. Foto: Petra Grünendahl.
Nie weider Faschismus! Nie wieder Krieg! – ver.di Gedenkspaziergang gegen Rassismus und Faschismus. Foto: Petra Grünendahl.
Ebenfalls für die vier Gewerkschafter stellvertretend für alle Gewerkschafter, die im Widerstand gegen das Nazi-Regime getötet wurden, steht ein Mahnmal vor dem Rathaus (an der Treppe zur Schwanenstraße). Erst 1984 war dieses Mahnmal errichtet worden. Es ist noch eines der frühesten, die in Duisburg errichtet wurden. Ein einziges Kirchenfenster an der benachbarten Salvatorkirche muss mit Maschendraht gesichert werden: er erinnert an die Pogromnacht 1938 und die brennende Synagoge.

Weiter ging es zum Rabbiner-Neumark-Weg: Eine Stahlskulptur zum Gedenken an die Synagoge, ein Anne-Frank-Denkmal sowie ein Stolperstein für Widerständler Gottfried Könzgen, Gewerkschafter und Mitglied in der Katholischen Arbeiterbewegung, säumen diesen Fußweg. Stolpersteine gab es unterwegs einige weitere, die zumeist an jüdische Mitbürger erinnern. Über die Junkernstraße, wo einst Duisburgs Synagoge stand – eine evangelische Gedenkkapelle erinnert heute an diesen Ort, ein Stück Mauerwerk ist dort noch zu sehen – ging es zum Stapeltor, wo eine Stele und vier stählerne „Särge“ noch einmal an den Tod der vier Gewerkschafter erinnern, die am 2. Mai die buchstäbliche „Zerschlagung der Gewerkschaften“ nicht überlebten. Über die Kardinal-Galen-Straße und die Mainstraße ging es dann Richtung Landfermannstraße. Gleich 12 Stolpersteine für jüdischen Duisburger liegen an der Mainstraße 15. Dort wurden Juden wie auch in anderen so genannten „Judenhäusern“ zusammengepfercht, bevor sie nach Riga deportiert und dort ermordet wurden. Seinen Abschluss fand der Gedenkspaziergang am Harry-Epstein-Platz am Hauptbahnhof, wo erst vor wenigen Jahren eine Gedenkstele für deportierte Kinder errichtet worden war. Innerhalb der Stahlskulptur hängen Platten mit Namen von deportierten Kindern, von denen man nicht weiß, wann und wo sie gestorben sind.

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Diese Orte und noch einige andere in Duisburg (zum Beispiel hier) erinnern an schlimme Zeiten. Sie sollen auch mahnen:
So etwas darf nie wieder geschehen! Wehret den Anfängen!

© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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