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Zeitzeugenbörse Duisburg: „Walsum in historischen Fotografien“ im Sutton Archiv

Von der bäuerlichen Gemeinschaft zum
industriellen Stadtbezirk im Duisburger Norden

Von Petra Grünendahl

Der Bahnhof an der Ecke Bahnhofstraße / Römerstraße. Foto: © Horst Köberling / Sutton Verlag.
Der Bahnhof an der Ecke Bahnhofstraße / Römerstraße. Foto: © Horst Köberling / Sutton Verlag.
Die Grabung der Hafenbecken – in den 1920-er Jahren für den Südhafen, in den 1930-ern für den Nordhafen – stellten nicht nur Einkerbungen in die Landmasse, sondern auch erste große Zäsur in der Geschichte des heutige Stadtbezirks Walsum dar: Mit der Ansieldung von Industrie kamen Arbeitsplätze – und mit ihnen die Menschen, die Arbeit suchen und sich hier ansiedelten. Friedhöfe aus fränkischer Zeit deuten auf eine Besiedlung des Gebiets seit dem 8. Jahrhundert hin. Als Walsum 1905 als Gemeinde eine eigene Bürgermeisterei kriegte, war die Kommune noch ländlich-bäuerlich geprägt. Die Einwohnerzahlen waren noch überschaubar. Mit Beginn der Industrialisierung wuchs die Gemeinde, die damals noch zum Landkreis Dinslaken gehörte. Die Stadtrechte bekam Walsum 1958 – mit 40.0000 Einwohnern. Lange währte die Unabhängigkeit nicht: 1975 wurde Walsum als nördlichster Bezirk nach Duisburg eingemeindet.

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Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. präsentiert "Walsum in historischen Fotografien" (v. l.): Elmar Klein (KG Gruen-Weiss Walsum), Reinhold Stausberg, Andre Sommer, Harald Molder (alle Zeitzeugenbörse), horst Köberling und Heinz Bergsen im Walsumer Brauhaus. Foto: Petra Grünendahl, Duisburg,
Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. präsentiert „Walsum in historischen Fotografien“ (v. l.): Elmar Klein (KG Gruen-Weiss Walsum), Reinhold Stausberg, Andre Sommer, Harald Molder (alle Zeitzeugenbörse), horst Köberling und Heinz Bergsen im Walsumer Brauhaus. Foto: Petra Grünendahl, Duisburg,
Die Bitte eines Buches über Walsum mit historischen Fotos sei an ihn herantragen worden, erzählte Harald Molder, Vorsitzender der Zeitzeugenbörse, bei der Vorstellung im Walsumer Brauhaus Urfels. Im gut gefüllten Gesellschaftsraum des Brauhauses stellte die Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. vor einem interessierten Publikum ihr neuestes Buch vor. In bewährter Weise thematisch auf acht Kapitel verteilt, behandeln die Autoren die unterschiedlichen Aspekte, unter denen sie die Vergangenheit beleuchteten. Harald Molder konnte zum einen natürlich auf seine traditionellen Bildquellen, Sammlungen und Archive aus den Kreisen der Zeitzeugenbörse zurückgreifen, kontaktierte aber auch Walsumer Heimatforscher und Sammler, Unternehmen und Vereine, die aus ihrem Fundus Material und Informationen beisteuerten.

Bilder aus gut 100 Jahren zeigen Entwicklung

Seit 1935 überquert die Hubbrücke den neuen Nordhafen. Die Straßenbahn endet hier. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
Seit 1935 überquert die Hubbrücke den neuen Nordhafen. Die Straßenbahn endet hier. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
„Das ist die Linie 15“, bemerkte ein älterer Mann aus dem Publikum zur Straßenbahn, die kurz vor dem Hafenbecken ihre des Nordhafens ihre neue Endhaltestelle bekommen hatte. Vom Ober- ins Unterdorf führte nach Durchtrennung der alten Königstraße und Straßenbahntrasse seit 1935 eine Hubbrücke über die Zufahrt zum Hafenbecken. Im Krieg zerstört und 1950 wieder aufgebaut, steht die Brücke seit 1997 unter Denkmalschutz.

Blick in die Rheinstraße 1914 (heute: Theodor-Heuss-Straße), hinten die Zellstofffabrik. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
Blick in die Rheinstraße 1914 (heute: Theodor-Heuss-Straße), hinten die Zellstofffabrik. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
Als erstes Industrieunternehmen wurde 1897 die Niederrheinische Zellstoff-AG gegründet. Die Zellstofffabrik wich Anfang der 1960-er Jahre einer Papierfabrik: 1962 entstanden als Haindl Papier, ab 2001 übernommen von Norske Scog und zuletzt als Walsum Papier stillgelegt. 1905 erfolgte die Gründung einer Biergroßhandlung, die um eine Mineralwasserfabrik erweitert kontinuierlich wuchs: Heute ist sie als Mineralquellen und Getränke H. Hövelmann GmbH immer noch im Familienbesitz und seit 1969 von der Römerstraße aus tätig.

Die alte St.-Dionysius-Kirche in Walsum-Dorf um 1910. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
Die alte St.-Dionysius-Kirche in Walsum-Dorf um 1910. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
Den Südhafen baute die Gutehoffnungshütte in den 1920-er Jahren, heute gehört der Hafen zum Werk von Thyssenkrupp Steel Europe in Hamborn. Der Nordhafen entstand in den 1930-er Jahren für die Zeche Walsum. Von den vielen Zechen in Duisburgs nördlichstem Stadtbezirk war sie die letzte, die die Schachtanlage schloss. Noch bis 2008 konnte hier die heimische Steinkohle aus dem Förderschacht direkt daneben im Kraftwerk Walsum verstromt werden. Heute wird hier als Werkshafen des Steag-Kraftwerks die Kohle aus Übersee angeliefert.

Zum Entdecken und Erinnern

Um 1950 noch freies Feld: Heute befindet sich hier im Bereich Friedrich-Ebert-Straße / Dr.-Hans-Böckler-Straße der Kometenplatz in Aldenrade, das Zentrum Walsums. Foto: © Horst Köberling / Sutton Verlag.
Um 1950 noch freies Feld: Heute befindet sich hier im Bereich Friedrich-Ebert-Straße / Dr.-Hans-Böckler-Straße der Kometenplatz in Aldenrade, das Zentrum Walsums. Foto: © Horst Köberling / Sutton Verlag.
An der Friedrich-Ebert-Straße gegenüber von Rathaus und Kometenplatz. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
An der Friedrich-Ebert-Straße gegenüber von Rathaus und Kometenplatz. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
Das Buch „Walsum in alten Fotografien“ publiziert – wie alle Werke der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. – der Erfurter Sutton Verlag, in Deutschland führender Verlag für Regionalgeschichte. Auf 128 Seiten findet der Leser 160 Abbildungen mit vielen bislang unveröffentlichten historischen Fotografien aus dem alten Walsum. Hochinformative Texte ordnen die Bilder ein und beschreiben die Ansichten und ihre Entwicklung bis heute. Die historischen Aufnahmen und Postkarten datieren von etwa 1880 bis in die 1970-er Jahre. Zwei Seiten Chronik mit den wichtigsten Ereignissen von 980, der ersten urkundlichen Erwähnung von „Aldenroda“ (Aldenrade) bis 2008 mit der Schließung der Schachtanlage des Bergwerks Walsum schließen ein faszinierendes „Bilderbuch“ ab, in das man wieder und wieder hineinschauen möchte. Die Abbildungen stammen aus den Sammlungen von Reinhold Stausberg und Harald Molder von der Zeitzeugenbörse Duisburg, Horst Köberling, der KG Gruen-Weiss Walsum e. V., der Mineralquellen und Getränke H. Hövelmann GmbH sowie aus den Archiven der Zeitzeugenbörse und des Studios der Heimat. Die Walsumer Heimatfreunde Horst Köberling und Heinz Bergsen brachten ihr immenses Wissen über die Geschichte von Walsum in die Vertextung der Fotos ein. Das reich bebilderte Buch mit festem Einband ist unter dem Label „Sutton Archiv“ (früher: Reihe Archivbilder) erschienen und kostet 19,99 Euro. Zu beziehen ist es über den lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-95400-700-4).

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Das "Waldschlösschen" (hier 1914) war ein beliebtes Ausflugslokal, das im zweiten Weltkrieg total zerstort wurde. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
Das „Waldschlösschen“ (hier 1914) war ein beliebtes Ausflugslokal, das im zweiten Weltkrieg total zerstort wurde. Foto: © Reinhold Stausberg / Sutton Verlag.
Zeitzeugenbörse Duisburg e. V.
Die Zeitzeugenbörse Duisburg wurde von Harald Molder ins Leben gerufen. Molder beschäftigt sich seit 1975 mit der Stadtgeschichtsforschung. Unter seinem Vorsitz ist die Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. 2007 ins Vereinsregister der Stadt eingetragen worden. Seither vernetzen sich engagierte Heimatforscher, um Duisburger Stadtgeschichte auch in Ausstellungen, Vorträgen und Büchern erlebbar zu machen.
 
Titelbild: Sutton Verlag.
Titelbild: Sutton Verlag.
Sutton Verlag, Erfurt
Sutton ist der führende Verlag für Regionalgeschichte und -literatur im deutschsprachigen Raum, vom historischen Bildband bis zum Freizeitführer. Den zweiten Schwerpunkt des 1997 gegründeten Verlages bildet die Verkehrs- und Technikgeschichte. Außerdem bietet Sutton Krimi unter dem Motto „mordsmäßig spannend“ seit 2011 Regionalkrimis der unterschiedliches Genres. Seit Anfang 2014 gehört Sutton zum Verlagshaus GeraNova Bruckmann in München.

 
 

Zur vollständigen Liste der bisherigen Publikationen der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. im Sutton Verlag geht es hier im Menüpunkt „Bücher“.

© 2016 Petra Grünendahl
Fotos: Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. / Sutton Verlag (8), Petra Grünendahl (1)

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