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Eröffnung der Jüdischen Kulturtage am Ludwigturm im Duisburger Innenhafen

Wo jüdische Kunst zuhause ist
Von Petra Grünendahl

Der Ludwigturm als erkennbares Überbleibsel der des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Spedition Hermann Ludwig im Garten der Erinnerung (Innenhafen). Foto: Petra Grünendahl.
Der Ludwigturm als erkennbares Überbleibsel der des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Spedition Hermann Ludwig im Garten der Erinnerung (Innenhafen). Foto: Petra Grünendahl.
„Jeden Tag begegnen wir dem Neuen, dem Anderen: Das macht das Leben spannend“, eröffnete Dimitrij Yegudin, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Duisburg Mülheim Oberhausen, die Kulturtage seiner Gemeinde, die Menschen in Duisburg ermuntern soll, eine den meisten von ihnen unbekannte Welt zu erkunden. Bei strahlendem Sonnenschein hatte man kurzerhand die Eröffnung dorthin verlegt, wo ohnehin im Anschluss die zu den Kulturtagen gehörende Ausstellung „Israelische Künstler im deutschen Raum“ eröffnet werden sollte: An die Treppe des Ludwigturms im Garten der Erinnerungen. Das erleichterte auch Besuchern den Zugang, denn ins Gemeindezentrum hinein kommt man nur nach Ausweiskontrolle: Nicht weil sich die jüdische Gemeinde verschließen würde, sondern weil der Staatsschutz darauf besteht, der – so traurig das ist – jüdische Einrichtungen in Deutschland rund um die Uhr bewacht.

Jüdische Kunst im Garten der Erinnerungen: die Stahlplastik "Schwebend" von Menashe Kadishman. Foto: Petra Grünendahl.
Jüdische Kunst im Garten der Erinnerungen: die Stahlplastik „Schwebend“ von Menashe Kadishman. Foto: Petra Grünendahl.
Mit ihren ersten Jüdischen Kulturtagen öffnet sich die Jüdische Gemeinde in Duisburg für Interessierte, die mehr erfahren wollen darüber, wie die jüdisch-deutsche Kultur ihren Beitrag zur deutschen Gesellschaft leistet und sie bereichert. „Unsere Stadt ist vielfältig. Die Jüdische Gemeinde ist ein fester Bestandteil unserer Stadtgesellschaft. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, hob Bürgermeister Erkan Kocalar bei der Begrüßung hervor. „Der Austausch und das einander näher kommen ist ein Zeichen gelungener Integration, auf die wir hier in Duisburg stolz sein können.“ Er betonte aber auch: „Wir müssen weiter daran arbeiten.“

Weit mehr als nur Industriekultur: Der Garten der Erinnerungen

Andreas Benedict vom Lehmbruck Museum stellte die Ausstellung der "Israelischen Künstler im deutschen Raum" im Ludwigturm vor. Foto: Petra Grünendahl.
Andreas Benedict vom Lehmbruck Museum stellte die Ausstellung der „Israelischen Künstler im deutschen Raum“ im Ludwigturm vor. Foto: Petra Grünendahl.
Diese Aufnahmen seien mal für die Duisburger Akzente entstanden, verriet der Duisburger Fotograf Giovanni Pinna beim Rundgang durch die Ausstellung. Foto: Petra Grünendahl.
Diese Aufnahmen seien mal für die Duisburger Akzente entstanden, verriet der Duisburger Fotograf Giovanni Pinna beim Rundgang durch die Ausstellung. Foto: Petra Grünendahl.
Giovanni Pinna fotografierte das Tanzprojekt "About Sky(s)" von Avi Kaiser und Sergio Antonino im Garten der Erinnerung. Foto: Petra Grünendahl.
Giovanni Pinna fotografierte das Tanzprojekt „About Sky(s)“ von Avi Kaiser und Sergio Antonino im Garten der Erinnerung. Foto: Petra Grünendahl.
„Jüdische Kunst ist sehr präsent hier“, betonte Andreas Benedict, Pressesprecher des Lehmbruck Museum, der die Ausstellung eröffnete. Benedict spannte den Bogen vom „Garten der Erinnerungen“ des israelischen Landschaftskünstlers Dani Karavan mit der Stahlplastik „Schwebend“ von Menashe Kadishman bis hin zum Jüdischen Gemeindezentrum mit Synagoge, das 1999 nach Plänen des Architekten Zvi Hecker errichtet worden ist. Nun stellte er drei künstlerische Positionen im Ludwigturm vor, die auch noch an den beiden kommenden Sonntagen, 18. und 25. September, zwischen 11 und 18 Uhr besichtigt werden können (Eintritt frei). Der Ludwigturm ist das übrig gebliebene Treppenhaus des Verwaltungsgebäudes der ehemaligen Spedition Hermann Ludwig. Früher hatte auch schon das Lehmbruck Museum diesen Turm für Ausstellungen genutzt.

Nun findet man hier im ersten Stock „Bad Eye, Good Eye“ (2015), eine fünfminütige Videoanimation der Bildhauerin Rimma Arslanov (*1978 in Tadschikistan, mehr …). Eine Etage höher zeigen Fotografien des Duisburgers Giovanni Pinna ein Tanzprojekt von Avi Kaiser (*1954 in Israel) und Sergio Antonino (*1974 in Italien) im Garten der Erinnerungen: „About Sky(s)“ (mehr …). Die beiden Tänzer und Choreografen leben seit 2002 in Duisburg und waren bis 2009 „Artists in Residence“ beim Lehmbruck Museum. Pinna, der ein Faible für Industriefotografie hat, arbeitet schon seit mehr fünf Jahren mit dem Tanzensemble. Diese Aufnahmen seien mal für die Duisburger Akzente entstanden, verriet Pinna beim Rundgang durch die Ausstellung. In der dritten Etage schließlich präsentiert Gil Shachar (*1965 in Tel Aviv, Israel), der vor 20 Jahren über ein Lehmbruck-Stipendium nach Duisburg gekommen (und geblieben) ist, seine Wachs-Skulptur „Ohne Titel“ (2015): Mit zwei abgetrennten Köpfen in einem Netz gibt sie viel Raum für Interpretationen. Mehr zu Gil Shachar …

Kulturtage bis zum 27. September

Gil Shachars "Ohne Titel" (2015) im obersten Stockwerk des Ludwigturms. Foto: Petra Grünendahl.
Gil Shachars „Ohne Titel“ (2015) im obersten Stockwerk des Ludwigturms. Foto: Petra Grünendahl.
Der Zutritt zum Gemeindezentrum war natürlich erwünscht und für Besucher so offen wie möglich: Zwei Führungen bot die Gemeinde zum Auftakt der Kulturtage an, bei der Besucher Einblicke in eine doch fremde Religion und Kultur bekamen. Weitere Veranstaltungen rund um jüdische Kunst, Musik, Literatur, Film und Buch gehen bis zum 27. September, finden aber nicht nur im Innenhafen, sondern auch darüber hinaus, auch bis nach Mülheim und Oberhausen statt. Mehr …

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Hier gibt es das komplette Programm als pdf zum Download. Einige Veranstaltungen sind kostenfrei zugänglich, für andere wird ein Unkostenbeitrag erhoben. Der Blick ins Programm lohnt sich auf jeden Fall.

Für Veranstaltungen im Jüdischen Gemeindezentrum am Springwall 16 ist es aus Sicherheitsgründen für den Einlass unbedingt nötig, seinen Personalausweis bereit zu halten.

© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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Ein Kommentar "Eröffnung der Jüdischen Kulturtage am Ludwigturm im Duisburger Innenhafen"

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