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MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst zeigt Baselitz – Vedova im Duisburger Innenhafen

Brüder im Geist der Moderne: eine Wahlverwandschaft
Von Petra Grünendahl

Georg Baselitz (goldumrandet) und Emilio Vedova (schwarzumrandet) im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst. Foto: Petra Grünendahl.
Georg Baselitz (goldumrandet) und Emilio Vedova (schwarzumrandet) im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst. Foto: Petra Grünendahl.
Mit dem Erwerb von Vedovas Gemälde Manifesto Universale 1957 begann eine intensive persönliche Beziehung zwischen dem deutschen Maler und Bildhauer Georg Baselitz (*1938) und dem venezianischen Maler Emilio Vedova (1919 – 2006). Dem Manifesto Universale ist im Museum Küppersmühle in der Sonderausstellung auf Wunsch des deutschen Künstlers mit Win. D. (1959) eines seiner Frühwerke gegenüber gestellt. Eine erste Begegnung, der in den frühen 1960-er Jahren das persönliche Kennenlernen in Berlin folgte. Obwohl sich eine enge Freundschaft entwickelte, die bis zum Tode Vedovas 2006 hielt, wurden die Arbeiten der beiden Künstler erst 2007 auf der Biennale in Venedig gemeinsam ausgestellt. Nach Berlin (2008) und Salzburg (2012) ist nun eine gemeinsame Werkschau im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen zu sehen.

Georg Baselitz (goldumrandet) und Emilio Vedova (schwarzumrandet) im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst. Foto: Petra Grünendahl.
Georg Baselitz (goldumrandet) und Emilio Vedova (schwarzumrandet) im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst. Foto: Petra Grünendahl.
Im Museum Küppersmühle treffen in einer Werkschau zwei Künstler aufeinander, die die europäische Kunstgeschichte der Nachkriegszeit mit geprägt haben. Die beiden Kuratoren der Sonderausstsellung, MKM-Museumsdirektor Prof. Dr. h. c. Walter Smerling und Fabrizio Gazzarri, Sammlungsdirektor der Fonadzione Vedova in Veneding, konnte bei der Auswahl der Werke aus dem Vollen schöpfen, obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie überwiegend auf eigenen Bestände zurückgriffen. So verfügt die Sammlung Ströher über einen der größten musealen Bestände des Künstlers, der seit den 1970-er Jahren die deutsche Nachkriegskunst mit prägte. Die Fondazione Vedova verwaltet den Nachlass des italienischen Künstlers.

Großformatige Werke aus den 1980-er Jahren: Emilio Vedovas "Oltre 6" (links) und "Oltre 7" (rechts). Foto: Petra Grünendahl.
Großformatige Werke aus den 1980-er Jahren: Emilio Vedovas „Oltre 6“ (links) und „Oltre 7“ (rechts). Foto: Petra Grünendahl.
Großformatige Werke aus den 1980-er Jahren: Emilio Vedova. Foto: Petra Grünendahl.
Großformatige Werke aus den 1980-er Jahren: Emilio Vedova. Foto: Petra Grünendahl.
Emilio Vedova (1919 – 2006)
Emilio Vedovas Werden ist eher autodidaktisch geprägt. In Florenz bekommt er ersten Kontakt zu antifaschistischen Gruppen. Seine politisch beeinflusste Kunst zog Repressalien nach sich, als beispielsweise eine Ausstellung in Mailand 1943 umgehend von der OVRA (Organisation zur Überwachung und Bekämpfung des Antifaschismus) wieder geschlossen wurde. Praktisch verschrieb er sich der Arbeit im antifaschistischen Widerstand 1944/45. Auch künstlerisch bezog er Stellung und brachte sich als Individuum ein. Der kunstschaffende Revolutionär im expressiven Kampf mit Farbe und Form wurde zu einem der einflussreichsten Vertreter der abstrakten Nachkriegsmalerei (Informel). Überwiegend zeigt das Museum Küppersmühle großformatige Werke der 1980-er Jahre, die als Vedovas fruchtbarste und interessanteste Schaffensphase gilt.

Verfremdet rumgedreht: Georg Baselitz' Fingermalerei III (1972). Foto: Petra Grünendahl.
Verfremdet rumgedreht: Georg Baselitz‘ Fingermalerei III (1972). Foto: Petra Grünendahl.
Georg Baselizt' Zyklus "Ciao America" mit insgesamt 13 Teilen. Foto: Petra Grünendahl.
Georg Baselizt‘ Zyklus „Ciao America“ mit insgesamt 13 Teilen. Foto: Petra Grünendahl.
Georg Baselitz (*1938)
Georg Baselitz, geboren im sächsischen Deutschbaselitz (bürgerlicher Name Hans-Georg Kern) war eher unpolitisch, obwohl er 1956/57 nach zwei Semestern von der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Ost-Berlin wegen „gesellschaftspolitischer Unreife“ verwiesen wurde und sein Studium der Malerei daraufhin in West-Berlin an der Hochschule für bildende Künste fortsetzte. Baselitz wandte sich gegen die Vermischung von Kunst und Leben. Er malte gegen die Inhalte an, die sich assoziativ mit Motiven verbinden, indem er sie verfremdet kopfüber malt und eine abstrakte Formensprache verwendet.

Neben den selten gezeigten Bilderzyklen Kleines Straßenbild (1979) und Ciao America (1988) steht eine Werksreihe von 2015 im Fokus: Ma grigio (zu Deutsch: mein Grau). Die Bilder in Schwarz, Weiß und Grautönen mit ihren mehrheitlich italienischen Titeln sind eine Reminiszenz an Vedova.

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Zur Ausstellung ist im Kölner Wienand Verlag ein umfassender Katalog erschienen mit Beiträgen von den Kuratoren Fabrizio Gazzarri und Walter Smerling, von Peter Iden und Carla Schulz-Hoffmann. Die Museumsausgabe des 160-seitigen Werks mit 158 Abbildungen ist für 34 Euro an der Museumskasse im MKM erhältlich.

Museum Küppersmühle:
Duisburger haben donnerstags freien Eintritt

Großformatige Werke aus den 1980-er Jahren: Emilio Vedova. Foto: Petra Grünendahl.
Großformatige Werke aus den 1980-er Jahren: Emilio Vedova. Foto: Petra Grünendahl.
Die Arbeiten sind noch bis zum 29. Januar 2017 in den Erdgeschossräumen des Museums zu sehen. Das Museum Küppersmühle findet man im Innenhafen am Philosophenweg 55 (Haupteingang). Mittwochs ist das Museum von 14 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr. Montags und dienstags ist Ruhetag. Der Eintritt kostet nur für die Wechselausstellungen 6 Euro, für das gesamte Haus (inkl. Wechselausstellung) 9 Euro. Ermäßigt sowie bei Gruppen ab 10 Personen zahlt man pro Person 4,50 Euro, Kinder und Schüler über sechs Jahren zahlen 2 Euro. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt, ebenso donnerstags alle Duisburger (gegen Vorlage des Personalausweises). Alle Ausstellungsräume des Museums sind auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich. Führungen durch die Sammlung sowie durch laufende Ausstellungen gibt es jeden Sonntag um 15 Uhr, aber auch nach Vereinbarung. Am Donnerstag, 1. Dezember, um 17 Uhr findet eine Führung der Reihe „Kunst und Genuss“ durch die Lüpertz-Ausstellung statt: inklusive Getränk und Imbiss zum Ausklang im Restaurant Küppersmühle beträgt der Teilnahmepreis 21 Euro (Anmeldung unter https://www.museum-kueppersmuehle.de/informatîon/veranstaltungsprogramm). Außerdem hat das MKM ein Begleitprogramm zur Ausstellung mit zwei Vorträgen und einer Filmvorführung konzipiert. Mehr Informationen ebenso wie die Kontaktdaten zur Anmeldung gibt es auf den Internet-Seiten des Museums Küppersmühle für Moderne Kunst.

© 2016 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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