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Ballett am Rhein: Martin Schläpfers „b.29“ feierte umjubelte Premiere im Theater Duisburg

Facettenreicher Ballettabend im Spiegel der Neoklassik
Von Petra Grünendahl

Ballett am Rhein b.29: Ensemble in Martin Schläpfer "Konzert für Orchester". Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Ensemble in Martin Schläpfer „Konzert für Orchester“. Foto: Gert Weigelt.
Martialisch stampfen die Tänzerinnen mit Spitzenschuhen auf den Bühnenboden, aggressiv und kampfeslustig markieren die Tänzerinnen und Tänzer ihre Dominanz. Im Kontrast dazu stehen die Tänzerinnen und Tänzer, die barfuß tanzen: Sie stehen für die Gefühlvollen, die nach Liebe und Anerkennung Strebenden. Im Überlebenskampf des Einzelnen wird die Dramatik immer wieder aufgebrochen durch die Wucht der Musik: das „Konzert für Orchester“ ist das einzige groß angelegte Werk des polnischen Komponisten Witold Lutoslawski (1913 – 1994), das ihn 1954 auf einen Schlag berühmt gemacht hatte. Das Werk der polnischen Moderne ist eine Auseinandersetzung mit dem Neoklassizismus, der diesem Ballettabend einen gemeinsamen Nenner gibt.

Ballett am Rhein b.29: Bruno Narnhammer, Yoav Bosidan, Brice Asnar, Camille Andriot, Eric White in Martin Schläpfer "Konzert für Orchester". Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Bruno Narnhammer, Yoav Bosidan, Brice Asnar, Camille Andriot,
Eric White in Martin Schläpfer „Konzert für Orchester“. Foto: Gert Weigelt.
Für seinen Ballettabend „b.29“ hatte Martin Schläpfer als Rahmen zur Uraufführung seiner eigenen Choreographie des „Konzerts für Orchester“ Choreographien von George Balanchine (1904 – 1983) und Jerome Robbins (1918 – 1998) ausgewählt. Zwischen dem Heiteren und dem Humoristischen bot Schläpfer einen Kontrapunkt: Die Konfrontation von archaischer Spontaneität und Gefühlswelt und der kontrollierten Aggressivität, die Machtspiele beim Aufeinandertreffen beider Welten, die sich in Witold Lutoslawskis „Konzert für Orchester“, das folkloristische Motive in klassische Traditionen einarbeitet, so trefflich kontrastiert als Ballett auf die Bühne bringen lassen.

Gefeierte Urauffährung im Rahmen eines gelungenen Ballettabends

Ballett am Rhein b.29: Alexandre Simões in George Balanchine "Mozartiana". Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Alexandre Simões in George Balanchine „Mozartiana“. Foto: Gert Weigelt.
Eine gute Wahl hatte Schläpfer mit den Stücken getroffen, die seine Choreographie einrahmten, bot doch die „Mozartiana“, die Peter Tschaikowsky (1840 – 1893) als Hommage an Mozart schrieb, für Balanchine 1981 die Grundlage für ein Ballet, das in leichten Tönen die Heiterkeit der Wiener Klassik spiegelt, in die Siegfried Rivinius mit der Solo-Violine instrumentale Akzente setzte. Zur Einstimmung bot es einen fast schon beschwingten Auftakt zum doch anspruchsvollen Schläpfer-Werk.

Ballett am Rhein b.29: Feline van Dijken in George Balanchine "Mozartiana". Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Feline van Dijken in George Balanchine „Mozartiana“. Foto: Gert Weigelt.
Zum Finale rundete mit Jerome Robbins ein weiterer Vertreter der amerikanischen Neoklassik mit einer witzigen „Show in the Show“ einen rundum gelungenen Ballettabend ab: Für den einen oder anderen Lacher im Publikum sorgten seine Figuren, die er als Charaktere sehr fein herausgearbeitet hatte. Der Pianist Matan Porat war auf der Bühne Teil der Handlung und spielte seinen Part auch überzeugend und mit Elan, während die Tänzer – sein Publikum – zu „The Concert“ mit diversen Klavierstücken von Frédéric Chopin in einer Orchestrierung von Clare Grundman ihren Schabernack miteinander trieben.

Begleitet wurde der komplette Ballettabend von den Duisburger Philharmonikern unter der Leitung von Wen-Pin Chien, die die Vielfalt der Stücke mit ihrer mitunter schwierigen Verbindung zum Tanz bravourös meisterten. Viel Szenenapplaus für die fantastischen Tänzer begleitete die etwa zweieinviertelstündige Aufführung (mit zwei Pausen). Das Publikum feierte aber auch insbesondere Schläpfers Uraufführung mit einem minutenlangen Schlussapplaus und „Bravo“-Rufen.

Als kleinen Vorgeschmack gibt es hier: jerome Robbins‘ „The Concert“, George Balanchines „Mozartiana“ und Martin Schäpfers „Konzert für Orchester“ (Uraufführung).

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Ballett am Rhein b.29: Pianist Matan Porat und Ann-Kathrin Adam in Jerome Robbins "The Concert". Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Pianist Matan Porat und Ann-Kathrin Adam in Jerome Robbins „The Concert“. Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Ensemble in Jerome Robbins "The Concert". Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Ensemble in Jerome Robbins „The Concert“. Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Michael Foster, Ann-Kathrin Adam, Feline van Dijken, Brice Asnar in Jerome Robbins "The Concert". Foto: Gert Weigelt.
Ballett am Rhein b.29: Michael Foster, Ann-Kathrin Adam, Feline van Dijken, Brice Asnar in Jerome Robbins „The Concert“. Foto: Gert Weigelt.
Weitere Termine im Theater Duisburg:
So | 30. Oktober 2016 | 15:00 Uhr,
Di | 1. November 2016 | 18:30 Uhr,
Sa | 5. November 2016 | 19:30 Uhr,
Mi | 16. November 2016 | 19:30 Uhr,
Do | 1. Dezember 2016 | 19:30 Uhr,
Sa | 3. Dezember 2016 | 19:30 Uhr und
Sa | 17. Dezember 2016 | 19:30 Uhr.

Eintrittskarten gibt es in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten 16,10 bis 56,00 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.

© 2016 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Gert Weigelt, Köln / Deutsche Oper am Rhein

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