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Neujahrsempfang der Niederrheinischen IHK in der Duisburger Mercatorhalle

Burkhard Landers mahnte, Entwicklungen
mit langfristigen Strategien zu verfolgen

Von Petra Grünendahl

Präsident Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Präsident Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
„Die aufkommende Diskussion über ein Factory Outlet Center auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs ist kontraproduktiv“, warnte Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK Duisburg Wesel Kleve, in seiner Begrüßung. Genau jenes Gelände habe man schon vor 10 Jahren für das damalige Multi-Casa-Projekt abschließend als nicht geeignet befunden. Ein solcher Standort schade der Duisburger City ebenso wie dem Handel im Umland. Die IHK empfehle, die vom Stadtrat vor einigen Jahren beschlossene Idee aufzugreifen, das Gelände als hochwertigen Bürostandort zu entwickeln. Landers: „Ich bin der festen Überzeugung: Dieses Konzept at gute Aussicht auf Erfolg, er braucht allerdings einen langen Atem.“ Der Duisburger Innenhafen zeige aber, dass sich eine langfristige Strategie bezahlt mache. Auch die Nähe zu Düsseldorf solle man stärker nutzen, würden doch dort sowohl Gewerbeflächen als auch das Wohnraumangebot langsam knapp.

IHK-Neujahrsempfang mit über 800 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
IHK-Neujahrsempfang mit über 800 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Traditionell hatte die Niederrheinische IHK zum Neujahrsempfang eingeladen – nach fünf Jahren „Abstinenz“ wieder in die Mercatorhalle. Mit dem Präsidenten des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, hatte man einen Redner für den Abend gewonnen, der sehr anschaulich seine Arbeit und die seiner eher kleinen Bonner Behörde mit 350 Mitarbeitern vermitteln konnte. Von der historischen Rückschau – 1933 soll es rund 2.000 Kartelle in Deutschland gegeben haben, ein fairer Wettbewerb war da nicht möglich – über die Gründung 1958 durch Ludwig Ehrhardt, der Wettbewerbspolitik als Eckpfeiler der sozialen Marktwirtschaft etablierte, bis hin zu den sich wandelnden Aufgaben und Herausforderungen, vor die Kartellamt und Wirtschaft gleichermaßen das Zeitalter der Digitalisierung stellt.

Herausforderung Digitalisierung: Wirtschaft 4.0

Kartellamtspräsident Andreas Mundt beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Kartellamtspräsident Andreas Mundt beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Die Globalisierung als neue Arbeitsteilung verschiebe wirtschaftliche Machtverhältnisse, so Mundt. Die Kartellverfolgung sei wichtig, Wettbewerbsfähigkeit und Dynamik der Wirtschaft zu erhalten: sonst lasse die Innovationskraft nach, die für die deutsche Wirtschaft wichtig ist. Die Politik wisse aber nicht immer, was sie tun müsse, um die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig zu halten. Mehr in den Fokus gehörten Bildung und Infrastruktur, forderte Mundt.

Die Bußgelder, die das Kartellamt bei Verstößen verhängt, sieht Mundt als völlig ausreichend: „Wir brauchen keine Strafverfolgung.“ Die Schadenersatzforderungen, die geschädigte Unternehmen oder staatliche Organisationen vor Gericht gegen Kartelle durchsetzten, seien deutlich höher als die Bußgelder seiner Behörde. Die schmerzten mehr, da sie den erschlichenen Vorteil zunichte machten. „Unser System ist angemessen, wir brauchen keine Änderung.“

Kartellamtspräsident Andreas Mundt beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Kartellamtspräsident Andreas Mundt beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
„Digitalisierung verändert die Wirtschaft und erfasst alle Bereiche. Die Wirtschaft wird sich umstellen müssen: Das Internet bedeutet neue Märkte, neue Ideen und Produkte“ erklärte der Kartellamtspräsident, meinte aber auch: „Hier bildeten sich Marktmächte, die kontrolliert werden müssen.“ Wettbewerb werde hier außer Kraft gesetzt, aber eine große Marktmacht lasse sich kaum verhindern: „Man will nicht mehr als ein Facebook, in dem man seine Kontakte sammelt“, sagte der Wettbewerbshüter. „Wettbewerbsbehörden haben früher vor zu viel Staat gewarnt, heute warnen sie vor zu großen Unternehmen“, sagte Mundt. „Unsere Arbeit wird schwieriger: Wir müssen den Missbrauch von Marktmacht verhindern, wir müssen schneller werden und Märkte offen halten“, hob Mundt die Bedeutung der Wettbewerbshüter hervor. Sein Beispiel: Microsoft habe mit dem Internet Explorer über Jahre den Markt beherrscht. Sicherheitsupdates oder Weiterentwicklungen des Browser habe es über die Jahre ohne Konkurrenz nicht gegeben. Mit dem Brechen der Marktmacht, die Microsoft über sein Betriebssystem im Browser-Markt hatte, habe sich dies geändert und den Weg auch für Innovationen frei gemacht, von der auch der Endverbraucher profitiert habe. Auch mit der Ware „Big Data“ gerate der Verbraucher immer mehr in den Fokus des Kartellamts. Grenzen verschwimmen, wenn so auch Verbraucherschutz zum Bestandteil der Wettbewerbskontrolle wird.

Vernetzung und Zusammenarbeit statt Abschottung

Präsident Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Präsident Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Burkhard Landers warnte davor, dass Unternehmen in Deutschland und Europa Wettbewerbsnachteilen unterliegen, ihre außereuropäische Konkurrenz nicht. Das führe zu Kostennachteilen und Wettbewerbsverzerrungen: Preise für Industriestrom sowie die Verschärfung des CO2-Handels nannte er hier als Beispiele. „Wir verlangen von der Bundesregierung, für ein international vergleichbares Kostenniveau zu sorgen, wenn unsere wichtigen Unternehmen im weltweiten Wettbewerb eine faire Chance haben sollen.“ Er forderte Augenmaß im Interesse der Industrieunternehmen und von zehntausenden hochwertigen Arbeitsplätzen in der Region:. Die niederrheinsche Industrie, auf die 10 Prozent des industriellen Energieverbrauchs in Deutschland fallen, sei hier besonders betroffen.

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Präsident Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Präsident Burkhard Landers beim IHK-Neujahrsempfang in der Duisburger Mercatorhalle. Foto: Petra Grünendahl.
Duisburg setzt als Stadt auf regionale Zusammenarbeit und Vernetzung: National schließt man sich zur Metropolregion Rheinland zusammen, übernational verbündet sich der Regierungsbezirk Düsseldorf (zu dem auch Duisburg gehört) mit den Niederländern in der Provinz Gelderland als NiederRheinLande. „Mit diesen Kooperationen werden die Türen aufgestoßen, die unseren Niederrhein im europäischen Wettbewerb der Regionen nach vorne tragen wird“, erwartet Landers von der Vernetzung.

Sorge hingegen bereiteten ihm die Rufe nach mehr Nationalstaat, nach neuen Grenzzäunen, nach Abschottung, Protektionismus und mehr Einschränkungen des freien Handels: „Sie gefährden unsere bürgerlichen Freiheiten und nicht zuletzt auch unsere wirtschaftliche Grundordnung.“ So verständlich die Sehnsucht nach einfachen Rezepten und Antworten sei: „Sie wird gefährlich, wenn sie grundlegende Werte wie die freie Entfaltung, Fairness und Gerechtigkeit oder die Teilhabe aller infrage stellt.“ Als Unternehmer und Vertreter der Unternehmer in der IHK fühle er sich der freien und ausgleichenden sozialen Marktwirtschaft und dem Dialog verpflichtet und stehe für die Prinzipien des Ehrbaren Kaufmanns. „Darauf basieren unser Wohlstand und unsere Beschäftigung.“

Nach den Ansprachen nutzten mehr als 800 geladene Gäste das traditionelle „Get Together“ im Foyer der Mercatorhalle zur Kontaktpflege, zum Netzwerken und zu Diskussionen im kleinen Kreis über aktuelle Themen.

© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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