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Sculpture 21st: Lehmbruck Museum Duisburg zeigt Danica Dakićs „Missing Sculpture“

Zuschauer ist gefordert: Individuelles Eintauchen
in Erinnerungen, Assoziationen und Gedanken

Von Petra Grünendahl

„Bitte suchen Sie sich ihren Weg in den Zwischenräumen der Bodenzeichnung“, steht auf dem Steinboden geschrieben, bevor die „Skulptur“ beginnt, die nicht wirklich plastisch sein will. Foto: Petra Grünendahl.
„Bitte suchen Sie sich ihren Weg in den Zwischenräumen der Bodenzeichnung“, steht auf dem Steinboden geschrieben, bevor die „Skulptur“ beginnt, die nicht wirklich plastisch sein will. Foto: Petra Grünendahl.
Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
„Bitte suchen Sie sich ihren Weg in den Zwischenräumen der Bodenzeichnung“, steht auf dem Steinboden geschrieben, bevor die „Skulptur“ beginnt, die nicht wirklich plastisch sein will. Zitate aus einer Dankesrede von Joseph Beuys, 1986 im Lehmbruck Museum gehalten, sind mit Knochenleim und Kreidepigmenten auf den Boden aufgebracht. Aus sieben Lautsprechern erklingt eine Soundinstallation: Ein Sprecher (Philipp Heitmann) zitiert aus Briefen von Wilhelm Lehmbruck, Museumsbesucher berichten Eindrücke, Erlebnisse, Gedanken. Das Partizipationsprojekt „Missing Sculpture“ der in Düsseldorf lebenden Künstlerin Danica Dakić (*1962 in Sarajeva) nimmt die Geographie des Raumes auf und verbindet sie mit Gedanken, Erinnerungen von Menschen. Das Werk ist seine Entstehung, der Austausch unterschiedlicher Menschen, deren Ergebnisse nun vor dem Betrachter und Zuhörer liegen: Bereit von ihm erkundet zu werden, mit eigenen Eindrücken und Empfindungen gefüllt zu werden. Ein Kunstwerk, welches sich seinem Publikum nicht gleich erschließt. Welches erobert werden will.

Pressefotograf und Künstlerin: Wie bekomme ich Danica Dakics Missing Sculpture auf ein Foto? Foto: Petra Grünendahl,
Pressefotograf und Künstlerin: Wie bekomme ich Danica Dakics Missing Sculpture auf ein Foto? Foto: Petra Grünendahl,
Das Lehmbruck Museum zeigt im Rahmen von Sculpture 21st Danica Dakićs „Missing Sculpture“ in der großen Glashalle zum Kantpark. Zu sehen ist von außen, aus dem Park heraus, allerdings praktisch nichts. Man muss das Werk begehen, vorsichtig zwischen den Textzeilen, damit diese nicht beschädigt werden. Die Texte auf dem Boden ebenso auf sich wirken lassen wie die Klänge und Stimmen aus den sieben Lautsprechern, die außen an den großen Glasfronten installiert sind. Kuratiert wurde die Ausstellung von Ronja Friedrich, die das gesamt Projekt von den ersten Ideen der Künstlerin im Haus bis hin zur Realisierung betreut hatte.
Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Das Partizipative Projekt ist ein Mitmachprojekt, an dem viele Akteure beteiligt waren: Von der Künstlerin selber über Sybille Kastner von der Kunstvermittlung, die Teilnehmer aus Duisburg für die Soundinstallation vorschlug, und den Fotografen Helge Trogemann, der das Projekt wie so viele andere der Künstlerin fotografisch begleitete, bis hin zum Klangkünstler Bojan Vuletić, dem Sprecher Philipp Heitmann, Künstlergästen sowie kunst-affinen Duisburgern, die in der 15-minütige Soundinstallation zu hören sind (Technische Realisierung: Marco Hugo Schretter). Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag, 26. Januar, um 19 Uhr.

Die Künstlerin Danica Dakić

Die Künstlerin Danica Dakic beim Pressegespräch zu Sculpture 21: Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Die Künstlerin Danica Dakic beim Pressegespräch zu Sculpture 21: Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
In unterschiedlichen Medien arbeitet Danica Dakić mit performativen und partizipativen Prozessen (Inszenierung und Mitwirkung), um kulturelles Gedächtnis und Identität, Sprache sowie (Kunst-)Geschichte in ihrer ständigen Veränderung zu befragen. Ihre Projekte basieren auf oft langdauernden Produktionsprozessen und einer intensiven Zusammenarbeit mit den Akteuren, die ihnen eine eigene, zugleich sinnbildliche und vorübergehende Rolle im gegenwärtigen „Theatrum Mundi“ ermöglicht und stereotype Zuschreibungen verschiebt.

Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Mit ihren künstlerischen Arbeiten, die sie oft in Zusammenarbeit mit dem Fotografen und Kameramann Egbert Trogemann realisiert, schafft Danica Dakić Bühnen, auf denen sich jenseits politischer, sozialer oder ökonomischer Festschreibungen eigene, individuelle Erzählungen entwickeln lassen. Die Bedeutung des Besonderen im Lokalen gegenüber dem Universalen der Globalisierung, die Vielstimmigkeit der mündlichen Überlieferung und des geschriebenen Wortes, die Erzählung als Identität stiftendes Moment, die Kraft der Stimme, des Geräuschs, der Musik – mit all diesen Aspekten arbeitet die Künstlerin, um die Schönheit der menschlichen Existenz zu erkunden.

Danica Dakić (*1962 in Sarajevo) studierte an der Akademie der Künste in Sarajevo, der Akademie der Künste in Belgrad und der Kunstakademie in Düsseldorf. Seit 1993 lebt und arbeitet sie in Düsseldorf. Seit 2011 ist sie Professorin an der Bauhaus-Universität Weimar, wo sie den internationalen Master-Studiengang „Public Art and New Artistic Strategies“ leitet. Im Lehmbruck Museum war sie zuletzt zu sehen mit dem Bild „La Grande Galerie“ in der Ausstellung „Zeichen gegen den Krieg“.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise

Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla und Kulturdezernent Thomas Krützberg beim Pressegespräch zu Sculpture 21: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla und Kulturdezernent Thomas Krützberg beim Pressegespräch zu Sculpture 21: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Die „Missing Sculpture“ von Danica Dakić wird im Rahmen der Reihe „Sculpture 21st“ in der großen Glashalle bis zum 19. März 2017 zu erleben sein. Dienstags bis freitags ist das Lehmbruck Museum ab 12 Uhr geöffnet, samstags und sonntags ab 11 Uhr. Die Öffnungszeiten gehen bis 17 Uhr, donnerstags wegen der plastikBAR bis 21 Uhr. An Feiertagen gelten ggf. besondere Öffnungszeiten. Regulär kostet der Eintritt 9 Euro, ermäßigt 5 Euro. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre in Begleitung von Angehörigen sowie Blinden- und Demenzbegleitung haben kostenlos Eintritt. Schulklassen und Kindergärten zahlen pro Person 2 Euro (gilt nur für Selbstführergruppen), eine Familienkarte gibt es für 15 Euro. Jeden ersten Freitag im Monat gilt: „pay what you want“. Ausgenommen davon sind angemeldete Gruppen.

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Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Sculpture 21 in der großen Glashalle: Danica Dakics Missing Sculpture. Foto: Petra Grünendahl,
Am Donnerstag, 2. März 2017, lädt das Lehmbruck Museum im Rahmen der plastikBAR zum Künstlergespräch mit Danica Dakić, in Verbindung mit einer Performance von Vasili Macharadze. Öffentliche Führungen durch das Museum gibt es jeden Sonntag; sie kosten 2 Euro zusätzlich zum Eintritt. Für Informationen und Buchungen steht die Kunstvermittlung des Lehmbruck Museums unter Telefon 0203 / 283-2195 oder eMail kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es unter tickets@lehmbruckmuseum.de, Telefon 0203 / 283-2195 oder www.lehmbruckmuseum.de sowie im Veranstaltungskalender.

(*) Ermäßigung erhalten gebuchte Gruppen, Selbstführer ab 20 Personen, Menschen mit Behinderung (ab 70%), Schüler & Studenten, Wehr- & Zivildienstleistende sowie Menschen mit Sozialhilfebezug.

© 2017 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl,
Diashow: Natsumi Sugiyama (Grafik) und Egbert Trogemann (Fotos)

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