Verständigung und Integration: Mit
„Tanzen für ein besseres Leben“ Brücken bauenVon Petra Grünendahl
„Vielfalt prägt unsere Stadtgesellschaft: Duisburg begreift dies als Bereicherung, nicht als eine Bedrohung“, erklärte Pfarrer Armin Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg und Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. „Kunst und Kultur bauen Brücken, schaffen Respekt und Verständigung“, begründete Schneider die diesjährige Ehrung. „Mit Tanz und Musik haben die Beteiligten eine Sprache gefunden, die weltweit verstanden wird“, so Kulturdezernent Thomas Krützberg als Laudator. Die Verständigung der Beteiligten sei nach den Aufführungen am 23. und 24. September letzten Jahres aber nicht abgerissen: „Vertiefte Kontakte zwischen den Mitwirkenden blieben: Das Kulturprojekt baute Brücken und führte Menschen zusammen, die bereit waren, offen aufeinander zuzugehen. Das wirkt bis heute nach.“
Den Duisburger Preis für Toleranz und Zivilcourage erhielt in diesem Jahr das Community-Tanzprojekt „Exile“. Angelika Wagner, als DGB-Vorsitzende Geschäftsführerin des Bündnisses, verlieh den Preis traditionell anlässlich des Holocaust-Gedenktages im Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde in Innenhafen. Den in Form einer ausgestreckten Hand gestaltete Preis bekamen symbolisch für alle Beteiligten Ulla Weltike, Tanzwerkstatt Duisburg, und Dr. Alfred Wendel, Generalintendant der Duisburger Philharmoniker, überreicht. Geehrt wurde damit wurde damit das Mitwirken vieler Ehrenamtlicher, die für ein friedliches und tolerantes Miteinander, für Verständigung und Integration unterschiedlicher Kulturen stehen.
Exile – Tanz für ein besseres Leben
Die rund 200 Teilnehmer rekrutierten sich aus Schülern vom Max-Planck-Gymnasium, einer Integrationsklasse am Sophie-Scholl-Berufskolleg, und einer Rheinhauser Sprachschule sowie aus Flüchtlingen der Unterkunft an der Memelstraße und den Duisburger Philharmonikern. Gemeinsam mit Choreographen und Tanzlehrern erarbeiteten sie das Stück „Exile – Tanzen für ein besseres Leben“, eine Choreographie, die Royston Maldoom schon 2007 erstmals in Luxemburg präsentiert hatte. Es geht dabei um junge Menschen, die ihre Heimat verlassen, sich in einer fremden Welt neu orientieren müssen: Mit ihren Hoffnungen, Ängsten, Träumen und Erinnerungen treffen in ihrer neuen Umgebung auf Menschen mit anderer Geschichte, Herkunft und ihren eigenen Gefühlen. In der Geschichte des Stücks wie in der gemeinsamen Erarbeitung für die Bühne machen sich Heimatsuchende und Beheimatete auf den Weg in eine gemeinsame Zukunft. Das Projekt schaffte Begegnungen von Menschen, die sich sonst nie kennen gelernt hätten, um Gemeinsamkeiten für die Zukunft zu suchen und zu finden. Musik und Tanz ermöglichten Kommunikation und Verständigung, persönliche Kontakte reichten über das Projekt hinaus.
Das Engagement, mit Musik, Kunst und Kultur Brücken zu bauen und Verständigung für ein friedliches Zusammenleben zu vermitteln, hatte in der Ausschreibung für die diesjährige Preisverleihung im Fokus gestanden. „Wir haben so viele Vorschläge für unseren Preis bekommen“, erzählte Angelika Wagner, was zeige: „wie vielfältig das Engagement in unserer Stadt ist.“ Eine Jury aus Vertretern unterschiedlichster Bereiche des öffentlichen Lebens traf schließlich die Entscheidung über die eingereichten Vorschläge.
Bewährte Traditionen
„Wir sind hier zwar mitten in Bauarbeiten, was den Zugang erschwert, wollten uns diese Veranstaltung aber nicht nehmen lassen, weil sie uns wichtig ist“, erklärte Alexander Drehmann, Geschäftsführer der gastgebenden Jüdischen Gemeinde, in deren Haus die Preisverleihung nun zum 16. Mal statt fand. Auch eine weitere Tradition hatte Bestand: Die Gelsenkirchener Swingfoniker gestalteten unter der Leitung von Lutz Peller den musikalischen Rahmen.
© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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