Widerstand aus der ArbeiterklasseVon Petra Grünendahl
Hinter einem Vorhang mit der Aufschrift „Widerstand“ beginnt die Ausstellung, die sich in erster Linie auf Biographien stutzt. Es sind Duisburger Biographien: „Wir haben versucht, das damalige Leben darzustellen, wie Leute in den Widerstand reinrutschten“, erzählt Dr. Hartmut Pietsch, einer der beteiligten Historiker. Individuelle Lebenswege sollen Handlungsoptionen zeigen. Widerstand wird hier nicht nur als Verweigerung dargestellt, sondern durch Personen, die sich persönlich engagiert haben durch Aufklärungsschriften und ihre Verteilung. Gerade Duisburg wurde zu einem Zentrum des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Ursache sind zum einen durch eine breite und gewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft mit starkem Engagement in SPD, Kommunistischer Partei (KPD) und Sozialistischer Arbeiterpartei (SAP). Zum anderen war es aber auch die Lage als Verkehrsknotenpunkt, aufgrund derer Widerständler die aus dem nahen Ausland – zum Beispiel über das Binnenschiff aus Holland – kommende Publikationen in Umlauf bringen konnten.
Mit „Das rote Hamborn – Politischer Widerstand in Duisburg 1933–1945“ öffnet das Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie (ZfE) seine zweite große Ausstellung. Ab Mittwoch, 3. Mai, wird sie in den Räumen des Kultur- und Stadthistorischen Museums (KSM) zu sehen sein.. Am Sonntag, 7. Mai, findet zwischen 12 und 16 Uhr ein offizieller Auftakt zur Ausstellung statt (bei freiem Eintritt). Als Kuratorin der Ausstellung erarbeitete Anne Ley-Schalles die Inhalte zusammen mit Vereinen wie der VVN/BdA (Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes/Bund der Antifaschisten), dem Heimatverein Hamborn, mit Zeitzeugen und lokalen Historikern, die sich zum Teil schon seit Jahrzehnten mit der Materie „Widerstand in Duisburg“ beschäftigen.
Trotz Parteienverbot: KPD und SPD im Widerstand aktiv
Das „rote Hamborn“ ist eher als Ausgangspunkt zu sehen, auch wenn es dort einen breit aufgestellten Widerstand gab. Die Hamborner Brotfabrik „Germania“ ist Legende im Kampf gegen den Faschismus: Beim Ausfahren von Brot wurden gleich die subversiven Schriften mit unters Volk gebracht. Auch Widerstand in Meiderich oder Ruhrort oder im „roten Hochfeld“ spiegelt sich in den Exponaten. Die Ausschaltung von Opposition und Andersdenkenden begann gleich nach der Machtergreifung. Die Zerschlagung der Gewerkschaften und Parteienverbote folgten. Viele Zeugnisse gibt es davon in unserer Stadt. Widerstand hatte viele Gesichter: Arbeiter, Gewerkschafter, Kirchen, Frauen, Politiker, die sich nicht unterkriegen ließen. Die Biographien spiegeln diese Vielfalt im Widerstand. Der Widerstand legte schließlich den Grundstein für politischen Wiederaufbau und Neubeginn nach dem Krieg, der in der Ausstellung ebenfalls thematisiert und an Biographien festgemacht wird. Mit dem Gedenken an den Widerstand und der Erinnerungskultur schließt sich der Kreis.
Informativ und sehenswert!
Die Ausstellung des Zentrums für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie läuft im Kultur- und Stadthistorischen Museum bis zum 28. Januar 2018. Zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm mit Führungen (aktuelle Termine www.duisburg.de/erinnerungskultur) sowie pädagogische Angebote und Workshops. Einen Info-Flyer gibt es hier … (https://mercator-museum.net/wp-content/uploads/2017/04/Hamborn-Flyer.pdf). Das KSM am Johannes-Corputius-Platz im Innenhafen ist von Dienstag bis Samstag zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet, sonntags bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 4,50 Euro (ermäßigt 2 Euro, Gruppen 3,50 Euro pro Person).
Zur Ausstellung gibt es einen Begleitband vom Mercator-Verlag mit Biographien, zusätzlichem Bildmaterial und Texten von Historikern, die die Inhalte weiter vertiefen. Die Publikation „Das rote Hamborn. Politischer Widerstand in Duisburg 1933 bis 1945“ (96 Seiten) ist im Mercator-Verlag erschienen, kostet 12,90 Euro und ist sowohl an der Museumskasse als auch im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-946895-07-7).
© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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