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Niederrheinische IHK in Duisburg: Aktuelle Konjunkturumfrage und Forderungen an die Politik

Positive Stimmung hält noch an
Von Petra Grünendahl

Präsident Burkhard Landers bei der Jahrespressekonferenz der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl.

„Die Konjunktur am Niederrhein ist stabil, neun von zehn Unternehmen sind mit der Wirtschaftslage zufrieden“, erklärte Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK in Duisburg. Aber: „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass es so weiter geht“, so Landers. Auch wenn die Betriebe noch optimistisch in die Zukunft schauen: Bei den Rahmenbedingungen für ihr wirtschaften sehen die Unternehmer Handlungsbedarf. An eine künftige Landesregierung – welcher Couleur auch immer – appellieren die Vertreter der niederrheinischen Wirtschaft, sich besonders um drei „Baustellen“ zu kümmern: Bildung und Fachkräftesicherung, Bürokratieabbau und Infrastruktur. „Wir brauchen klare Perspektiven!“

 
 

Jahrespressekonferenz der Niederrheinischen IHK (v. l.): Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger und Präsident Burkhard Landers. Foto: Petra Grünendahl.
Traditionell stellten IHK-Präsident Landers und Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger zusammen mit dem Geschäftsbericht für das vergangene Jahr auch die Konjunkturumfrage vor, die die Kammer aktuell in ihrem Einzugsgebiet durchgeführt hat. Die Interessenvertreter stellten dabei die Themen vor, die die Wirtschaft vor Ort beschäftigen. Neben den weltpolitischen Unwägbarkeiten gibt es Probleme, die hausgemacht sind. Dazu zählt vor die Infrastruktur. Für die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur fehlt es in den öffentlichen Verwaltungen an Personal. Zwischen festgestelltem Bedarf für Reparatur und Ersatz und der Fertigstellung des Baus vergeht Zeit, die den wirtschaftlichen Anforderungen nicht gerecht wird. Wenn man die Personalkapazitäten in den Planungsämtern nicht habe, müsse man sie halt extern einkaufen, so die Forderung. Auch sei geltendes Planungsrecht, so berechtigt es für Neubau ist, für Reparatur oder Ersatz bestehender Infrastruktur viel zu aufwändig und verzögerten dringend benötigte Maßnahmen. Der Ersatzbau für die marode A40-Brücke Neuenkamp zähle hierfür zu den prägnanten Beispielen: Die aktuellen Einschränkungen des Verkehrs belasten schließlich nicht nur die Wirtschaft.

Bündnis für Infrastruktur

Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger bei der Jahrespressekonferenz der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl.
Für den Neubau der Verkehrsinfrastruktur müsse man frühzeitig die Bevölkerung mitnehmen, sie von der Notwendigkeit der Projekte überzeugen, so die Wirtschaftsvertreter. Vorhaben dauerten viel zu lange bis zu ihrer Fertigstellung. Besonders im Nachbarland Holland sei man deutlich schneller. Neben dem Straßen- und Schienenverkehr steht besonders die Binnenschifffahrt im Fokus: „Wasserstraße sind Lebensadern“, so Landers. Dort könne man Mengen an Gütern transportieren, die über die Straßen nicht möglich wären. Mit Blick auf eine Entlastung von Straßen und Schienenwegen plädiert er für mehr Investitionen in Schleusen und Brücken sowie eine Rheinvertiefung zwischen Duisburg und Neuss. Und „Häfen müssen sich weiter entwickeln können.“ Das gilt für Duisburg ebenso wie für DeltaPort (im Kreis Wesel) und Emmerich.

Forderungen der Wirtschaft umfassten auch einem umfassenden Breitbandausbau: Sowohl in ländlichen Gebieten als auch in Gewerbegebieten stünden die benötigten höheren Bandbreiten von 100 MB und mehr nicht zur Verfügung. Die schnellen Datenautobahnen seien aber nötig für den globalen Handel. „Ein Land ohne Rohstoffe muss woanders punkten“, erklärte Landers.

Licht und Schatten
Positive Impulse lieferte, so Dr. Stefan Dietzfelbinger, die nach wie vor gute Binnennachfrage. Auch positive Entwicklungen im Ausland kurbelten die Konjunktur am Niederrhein an. Rund 44 Prozent der Unternehmen beurteilten in der aktuellen Umfrage die Lage als positiv. Sieben von zehn Unternehmen rechneten damit, dass die wirtschaftliche Lage auf dem hohen Niveau stabil bleibt. Ein Problem bliebe der Fachkräftenachwuchs: „Immer mehr junge Menschen ziehen das Studium der Ausbildung vor“, beklagte Dietzfelbinger. Für die Nachwuchssicherung durch eine Duale Ausbildung setze man sich zudem mit Projekten wie dem Duisburger Schulmodell, der Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“, dem IHK-Schulpreis und Ausbildungsbotschaftern ein, um Lehrstellen aller Qualifikationsanforderungen besetzen zu können.

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Sorge bereitet der Niederrheinischen IHK die Ansieldung von großen Handelsbetrieben außerhalb der Zentren. Sie zögen Umsatz aus Innenstädten und Stadtteilzentren ab. Als Beispiel für eine städtebaulich fragwürdige Ansieldung nannte Dietzfelbinger das geplante Factory Outlet Center (FOC) am alten Güterbahnhof. Dabei wollte er die Opposition nicht grundsätzlich als Ablehnung gegen die Vertriebsform FOC verstanden wissen: Innerhalb der City können es die Innenstadt sogar aufwerten und beleben, wie Bad Münstereifel oder aktuell Wuppertal zeigten. Kern der Kritik ist der geplante Standort, der, so Dietzfelbinger, keine positiven Folgeeffekte für die Innenstadt habe. Ganz im Gegenteil habe ein FOC an dieser Stelle negative Auswirkungen auf die ganze Region von Düsseldorf über Moers, Dinslaken bis nach Wesel: die Umsätze würden umverteilt – weg vom gewachsenen Handel in den Zentren.

Siehe hierzu auch: Kommentar zum Factory Outlet Centerin Duisburg …

© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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