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Marketing-Club Duisburg-Niederrhein: Zum möglichen DOC kamen Investoren, Befürworter und Gegner zu Wort

Positionen abgesteckt: Pro und Contra Designer Outlet auf dem alten Güterbahnhof
Von Petra Grünendahl

Sebastian Sommer, Geschäftsführer von Neinver Deutschland. Foto: Petra Grünendahl.
„Auch in Zweibrücken war der Widerstand groß, als wir das Outlet 2008 übernahmen“, erzählte Sebastian Sommer, Geschäftsführer von Neinver Deutschland. Neinver ist der potenzielle Betreiber für ein Designer Outlet, welches auf dem alten Güterbahnhofsgelände entstehen soll. Dieses Projekt ist in Duisburg umstritten, ein Bürgerentscheid soll klären, ob Stadt und Investor ihre Planungen weiter verfolgen können. Mit aktuell 15 Outlet-Centern in sieben Ländern ist das in Spanien beheimatete inhabergeführte Familienunternehmen Neinver zweitgrößter Outlet-Betreiber in Europa. Sommer schilderte Zweibrücken als Erfolgsgeschichte – nicht nur für Neinver, sondern auch für die Region. Rund 1.200 Arbeitsplätze seien dort entstanden, über 70 Prozent sozialversicherungspflichtig, führte Sommer an. Mit 1.500 Arbeitsplätzen rechne er für Duisburg.

Diskutierten über Pro und Contra DOC (v. l.): Sebastian Sommer (Neinver), Kurt Krieger (Eigentümer des Grundstücks), Uwe Gerste (Sachkundiger Bürger) und Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum. Foto: Petra Grünendahl.
Der Marketing-Club Duisburg-Niederrhein hatte die Investoren eines möglichen DOC (Designer Outlet Center) auf dem alten Güterbahnhofsgelände, Befürworter und Gegner des Projekts eingeladen. Bei einer Podiumsdiskussion im TecTower konnten sich Club-Mitglieder und Gäste über das Für und Wider einer solchen Ansiedlung auseinander setzen. Neben Sebastian Sommer vertraten Grundstückseigentümer und Projektentwickler Kurt Krieger, Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum sowie als erklärter Outlet-Gegner der Sachkundige Bürger Uwe Gerste, Touristik-Experte und ehemaliger Geschäftsführer der Duisburg Marketing, auf dem Podium ihren Standpunkt. Die Diskussion und Stimmen aus dem Publikum rundeten einen Event ab, der interessante Einblicke vermittelte und von dem man durchaus neue Blickwinkel mitnehmen konnte.

Pro und Contra
Dass er als Outlet-Betreiber Leute nach Zweibrücken zieht, indem er die Region auch touristisch anpreist, führte er als Vorzug an. Ein Outlet sei nicht mehr nur als Schnäppchen-Anbieter gefragt, sondern müsse Erlebnis- und Aufenthaltsqualität auch drum herum bieten. Wobei man allerdings die Region Zweibrücken in Rheinland-Pfalz mit Metropolen in weitere Entfernung in keinster Weise mit der Metropolregion Ruhr vergleichen kann, in der Duisburg durchaus als Oberzentrum gilt. Allerdings, so merkte Carsten Tum an: „Duisburg hat Nachholbedarf, weil zu viel Kaufkraft in Nachbarstädte abwandert.“ – „Wir haben es besonders auf die Kaufkraft abgesehen, die ins Centro, nach Düsseldorf oder Roermond abwandert“, argumentierte Outlet-Betreiber Sommer. Der Gegenwind, der seinem Vorhaben in Duisburg ins Gesicht weht, überrasche ihn nicht, meinte er. Wohl aber, dass dieser doch ganz massiv auch aus der Bevölkerung kommt.

Diskutierten über Pro und Contra DOC (v. l.): Sebastian Sommer (Neinver), Kurt Krieger (Eigentümer des Grundstücks), Uwe Gerste (Sachkundiger Bürger) und Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum. Foto: Petra Grünendahl.
„Nur gut die Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Jobs sind Vollzeitstellen“, warf Uwe Gerste mit Blick auf die vorgelegte Statistik ein. Er zog mit seiner Ablehnung einer Outlet-Ansiedlung am Güterbahnhof – in Innenstadtnähe, aber nicht wirklich fußläufiger Entfernung – Argumente aus der Diskussion um das MultiCasa heran, welches 2005 unter Oberbürgermeister Adolf Sauerland ad Acta gelegt worden war. Dass ein großes Einkaufzentrum auf der „grünen Wiese“ der Innenstadt schadet, hätten gerade in der Nachbarschaft Mülheim (Rhein-Ruhr-Zentrum) und Oberhausen (Centro) gezeigt, so Gerste. Auch das Argument, dass sich das Textilangebot von dem der Innenstadt, wo es ebenfalls höherwertige Textiler gibt, unterscheiden würde, zieht nur begrenzt, denn den Euro kann man nur einmal ausgeben und dem Bedarf an neuer Kleidung setzt doch der eine oder andere Kleiderschrank Grenzen. Das kann der Marken-Textiler in der Innenstadt sein, bei dem eingekauft wird – oder das Designer Outlet mit Schnäppchen-Angeboten. Wobei hier das Outlet-Center durch das dichtere Angebot an Textil-Shops mit entsprechend größerer Auswahl im Wettbewerbsvorteil ist. Das Nachsehen haben Einkaufsstraßen, die nicht über diese Textiler-Dichte verfügen. Duisburgs Königstraße gehört trotz Forum, Citypalais und Königsgalerie mit Sicherheit dazu.

Schon 2005 hatte Sir Norman Foster argumentiert: Für sich genommen wird ein Einkaufszentrum (egal, ob MultiCasa oder Outlet) auf dem Güterbahnhofsgelände ein Erfolg werden, aber den Preis werde die Innenstadt zahlen. Das hatte damals der Stararchitekt prophezeit, bevor man in der Stadt Duisburg Abstand vom MultiCasa nahm. Die Entfernung zur Innenstadt sei einfach zu groß, als dass diese in irgendeiner Art und Weise profitieren könnte. Kurt Krieger argumentierte allerdings damit, dass der Standort wegen seiner Innenstadtnähe genehmigungsfähig sei und mit seiner Verkehrsanbindung (Autobahn, Hauptbahnhof und Flughafen) einfach „ein affengeiler Standort“ für eine solche Ansiedlung sei. Er habe nach Aufgabe seiner Möbelhaus-Pläne versucht, Büroansiedlungen zu gewinnen: Ohne Erfolg. Für eine reine Wohnbebauung sei das Gelände eingeschlossen zwischen Eisenbahnverkehr und Autobahn nicht geeignet.

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Man werde die Verträglichkeit mit der Innenstadtentwicklung, Verkehrsbelastung und allen relevanten Parametern genau prüfen, sicherte Carsten Tum als Voraussetzung dafür zu, dass überhaupt gebaut werden dürfe. Denn die Ablehnung des Bürgerentscheids setzt ja erst einmal in Gang, dass das Genehmigungsverfahren weiterverfolgt werden kann. Über dessen Ausgang sei aber noch in keinster Weise entschieden, betonte Tum. Bislang gibt es eine Grundsatzentscheidung des Rates, dass ein solches Vorhaben auf dem Gelände geprüft bzw. ein Genehmigungsverfahren eingeleitet werden kann. Was die Gewerbesteuern angeht, musste selbst der Stadtentwicklungsdezernent einräumen, dass diese wohl eher in geringerem Maße in die Duisburger Stadtkasse fließen würden. Dafür fließt aber immerhin die Grundsteuer, die in Duisburg ja nicht gerade knapp bemessen ist.

Foto: Petra Grünendahl.
Der Marketing-Club Duisburg-Niederrhein
Die regionale Berufsstandesorganisation wurde 2009 gegründet und ist als Mitglied im Deutschen Marketing Verband einer von 65 Clubs deutschlandweit. Der Marketing-Club ist der Weiterbildung seiner Mitglieder ebenso verpflichtet wie der Schaffung einer Kommunikationsplattform. Fast jeden Monat trifft sich der Marketing-Club Duisburg-Niederrhein zu überwiegend fachlich orientierten Besichtigungen oder Vorträgen in der ganzen Region. Informationen zu Themen, Veranstaltungen und Kontakten gibt es auf der Homepage des Clubs. Wer im Marketing tätig ist und sich für eine Mitgliedschaft im Marketing-Club interessiert, kann bei solchen Gelegenheiten erste Kontakte knüpfen: Netzwerken lässt sich im Anschluss an den fachlichen Teil nämlich ganz hervorragend. Und natürlich lassen sich die fachlichen Fragen mit den jeweiligen Referenten in Einzelgesprächen noch vertiefen.

© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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