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Alte Ansichten von Duisburg: „Straßenbahnen im Altkreis Moers“ in der Reihe Sutton Zeitreise

Vom Vorläufer Dampfeisenbahn bis zur
letzten Fahrt der Oberleitungsbusse

Von Petra Grünendahl

Die Steinstraße am Neumarkt in Moers. Foto: Sammlung Stefan Lücke / Sutton Verlag.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verkehrten Postkutschen auf der heutigen Homberger Straße in Moers und der anschließenden Moerser Straße in Homberg (damals: Moers-Homberger Aktienstraße). Rege und wachsende Personenverkehre sorgten schließlich 1881 für den Beschluss, eine mit Dampfkraft betriebene Kleinbahn als feste Verbindung zwischen den beiden Städten im Landkreis Moers zu errichten. Allen Protesten zum Trotz – die Bahnstrecke verlief in Homberg und Hochheide nah an der Wohnbebauung – wurde die Linie gebaut, die am 1. November 1883 ihren Betrieb aufnahm. Der Schacht IV der Zeche Rheinpreußen machte Moers zur Bergbaustadt, die Kohleförderung zog Menschen in die Region, die die Dampfeisenbahn stärker nutzten. Beliebt war die Dampfbahn nie, so dass man schließlich über den Bau einer elektrischen Straßenbahn nachdachte.

Die Straßenbahnen fuhren vom Staatsbahnhof Homberg über die Bahnhofstraße und die Ruhrorter Straße bis zum Moltkeplatz. Foto: Sammlung Stefan Lücke / Sutton Verlag.
Der 1. Oktober 1908 markiert den eigentlichen Start der „Straßenbahnen im Altkreis Moers“, den Stephan Lücke in seinem gleichnamigen Buch reich bebildert dokumentiert und kenntnisreich kommentiert. Der in Moers aufgewachsene Fachjournalist ist ein profunder Kenner der Geschichte des Nahverkehrs auch in seiner Heimatstadt. Neben seinem eigenen Archiv nutzte Lücke das Stadtarchiv Moers sowie die Archive privater Sammler und Bildgeber für seine Recherchen, um den öffentlichen Personennahverkehr dieser Zeit im damaligen Kreis Moers anschaulich und detailliert zu beschreiben. Die Geschichte der Moerser Straßenbahn umfasste nicht nur die Strecke zwischen Moers und Homberg, sondern reichte bis nach Rheinhausen und Baerl im heutigen Duisburger Stadtgebiet sowie nach Duisburg-Ruhrort, Düsseldorf und Krefeld. Die Linien der Straßenbahn Moers-Homberg GmbH wurden ab 1952 auf Obus-Verkehr umgestellt, auf der Straßenbahnverbindung Moers – Homberg ging die Strab am 16. Mai 1953 auf ihre letzte Fahrt. Die Geschichte der Straßenbahn im Altkreis Moers endete gute 10 Jahre später am 2. November 1963 mit der letzten Fahrt der Linie 12 zwischen Moers und Krefeld. Dem Obus-Streckennetz im Kreis Moers, Anfang der 1960er-Jahre das größte in der Bundesrepublik, war keine lange Lebensdauer vergönnt. Bis 1968 ersetzte regulärer Busbetrieb die Obus-Linien.

Straßenbahnverkehre über den Altkreis Moers hinaus

Über die Brücke zwischen Ruhrort und Homberg gelangte man ohne Umstieg von Moers bis zum Friedrichsplatz. Foto: Sammlung Stefan Lücke / Sutton Verlag.
Rheinhausen: Straßenbahn an der Krupp’schen Bierhalle, Kreuzung von Atroper Straße und Margarethenstraße / Schwarzenberger Straße in Hochemmerich. Foto: Sammlung Stefan Lücke / Sutton Verlag.
Diese Postkarte der Rheinbrücke wurde 1921 verschickt. Foto: Sammlung Stefan Lücke / Sutton Verlag.
Rheinhausen: Straßenbahn auf der Friedrich-Alfred-Straße in Hochemmerich. Foto: Sammlung Stefan Lücke / Sutton Verlag.
1913 wurde die Linie über die Kruppstraße zum heutigen Bahnhof und 1914 weiter in südlicher Richtung bis nach Friemersheim verlängert. Foto: Sammlung Stefan Lücke / Sutton Verlag.
Schritt für Schritt verlängerte die Moers-Homberger Straßenbahn ihre Strecke – in beide Richtungen. Als 1907 Straßenbrücke von Homberg nach Ruhrort (später Admiral-Scheer-Brücke) eingeweiht wurde, bediente zunächst die Ruhrorter Straßenbahn AG die Verlängerung der Strecke bis zum Friedrichsplatz. Sie wurde 1913 übernommen. Vom Steintor am Königlichen Hof in Moers, ab 1914 vom Neutor, dann Repelener Straße ging die Fahrt bis nach Ruhrort, das seit 1905 Teil von Duisburg war.

Weitere Verlängerungen der Strecke gab es in Richtung Gerdt und Baerl sowie nach Hochemmerich, Rheinhausen und Friemersheim, die von der Straßenbahn-Gesellschaft Homberg angefahren wurden. Die Straßenbahn-Gesellschaft Moers-Kamp-Rheinberg erschloss eine weitere Strecke zur Anbindung industrieller Ansiedlungen (hier die Deutschen Solvay-Werke mit Standorten in Rheinberg, Wallach und Borth sowie der Bergbau in Lintfort). Linienverbindungen reichten einst auch bis nach Krefeld oder Düsseldorf (wie die Linie M der Rheinischen Bahngesellschaft Düsseldorf). Nach und nach wurden die Straßenbahnverbindungen eingestellt, die Schienenwege verschwanden größtenteils. Zunächst ersetzten Obusse die gleisgebundene Beförderung, bis auch diese schließlich bis 1968 auf regulären Busbetrieb umgestellt wurden und aus dem Straßenbild verschwanden.

Mitte der 1920er-Jahre, in der Blütezeit der Moerser Straßenbahn-Ära, wurden die verschiedenen im Altkreis Moers fahrenden Straßenbahngesellschaften zur Straßenbahn Moers-Homberg vereinigt. Alle Verkehrsträger am linken Niederrhein schlossen sich schließlich 1967 zur Niederrheinischen Automobilgesellschaft (NIAG) zusammen.

Das Buch „Straßenbahnen im Altkreis Moers“ von Stephan Lücke ist im Sutton Verlag, Erfurt, erschienen. Neben Texten zur Geschichte, den Strecken und Fahrzeugen enthält es alte Ansichtskarten und Fotografien von Straßenbahnen sowie Straßenansichten rund um Schienenwege und Haltestellen. Interessant ist das Werk nicht nur für „Moerser“ Historiker und für Straßenbahn-Fans, sondern auch für Duisburger, gehören doch viele ehemals selbstständige Ortschaften des Altkreises Moers, die man auf den alten Ansichten erkennen kann, heute zur Stadt Duisburg. Für das 128 Seiten starke Werk hat der Autor ca. 120 Abbildungen ausgewählt. Eine zweiseitige Kurzchronik rundet den Überblick ab über dieses Kapitel der Geschichte des niederrheinischen Personennahverkehrs. Das Werk mit Hardcover-Einband ist zum Preis von 20 Euro im lokalen Buchhandel zu haben (ISBN 978-3-95400-850-6).

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Sutton Verlag

Titelbild: Sutton Verlag.
Sutton ist der führende Verlag für Regionalgeschichte und -literatur im deutschsprachigen Raum, vom historischen Bildband bis zum Freizeitführer. Den zweiten Schwerpunkt des 1997 gegründeten Verlages bildet die Verkehrs- und Technikgeschichte. Außerdem bietet Sutton Krimi unter dem Motto „mordsmäßig spannend“ seit 2011 Regionalkrimis der unterschiedliches Genres. Seit Anfang 2014 gehört der Sutton Verlag zum Verlagshaus GeraNova Bruckmann in München.

Die Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. hat 2014 im Sutton Verlag ein Buch zur „Duisburger Straßenbahn“ veröffentlicht. Zur vollständigen Liste der bisherigen Publikationen der Zeitzeugenbörse Duisburg e. V. geht es hier im Menüpunkt „Bücher“.

© 2017 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Sammlung Stefan Lücke / Sutton Verlag

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