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Deutsche Oper am Rhein: Neuinszenierung von Wagners „Das Rheingold“ feierte Premiere im Theater Duisburg

Der Fluch des Rings: Von der Gier nach Gold und den Verlockungen der Macht
Von Petra Grünendahl

Die Rheintöchter (Kimberley Boettger-Soller, Iryna Vakula und Heidi Elisabeth Meier) verspotten den Zwerg Alberich (Stefan Heidemann). Foto: Hans Jörg Michel.
Die Rheintöchter (Heidi Elisabeth Meier, Kimberley Boettger-Soller und Irina Vakula) spielen ein übles Spiel mit dem „hässlichen“ Zwerg Alberich (Stefan Heidemann): Erst locken sie ihn mit ihren Reizen, dann demütigen sie ihn und weisen ihn ab. In ihrer Naivität verraten sie Alberich jedoch das Geheimnis ihres Schatzes, des Rheingolds. Der nach Zuwendung gierende Alberich schwört der Liebe ab, raubt das Gold, das ihm die Weltherrschaft verleiht, und schmiedet einen magischen Ring. Währenddessen hat Gott Wotan (James Rutherford) die Riesen Fasolt (Thorsten Grümbel) und Fafner (Lukasz Konieczny) seine Burg Walhalla bauen lassen – und ihnen dafür seine Schwägerin Freia (Anna Princeva) als Bezahlung versprochen. Nun fordern die Beiden ihren Preis. Sein Berater Loge (Raymond Very) hatte dem Gott versprochen, einen Weg aus diesem Handel zu finden. Für das Rheingold würden die Riesen auf Freia verzichten, so dass nun Wotan alles dran setzen muss, dem Nibelungen Alberich den Goldschatz abzujagen, was ihm und Loge nur mit einer List gelingt. Als sie dem Zwerg auch die Tarnkappe, die ihm sein Bruder Mime (Florian Simson) gefertigt hatte, und den Ring abnehmen, verflucht dieser den Ring und jeden unrechtmäßigen Besitzer.

Wotan (James Rutherford, m.) hat die Riesen Fafner (Lukasz Konieczny) und Fasolt,(Thorsten Grümbel) seine Burg Walhalla bauen lassen. Foto: Hans Jörg Michel.
Richard Wagners (1813–1883) „Das Rheingold“ feierte in der Neuinszenierung von Dietrich W. Hilsdorf eine begeisternde Premiere vor praktisch ausverkauftem Haus im Theater Duisburg. Der Vorabend des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“ führt in die Geschichte ein, die Wagner in seinem Hauptwerk erzählt. Hier zeigen Zwerge (die Nibelungen), Riesen und Götter ihre „menschlichen“ Züge: Im Spiel um Macht und Herrschaft brillieren die Darsteller nicht nur gesanglich, sondern auch schauspielerisch. Neben Sängern des eigenen Ensembles hatte die Deutsche Oper am Rhein namhafte Sänger verpflichtet, die entweder schon früher hier erfolgreich auf der Bühne gestanden hatten, oder – wie „Wotan“ James Rutherford – als Star in dieser Rolle weltweit gefragt. Ein Aufgebot, was sich sehen und hören lassen konnte: Die Zuschauer verabschiedeten die Akteure zu Recht mit teils stehenden Ovationen.

Leidenschaft und Verderben

Raymond Very (Loge), Katarzyna Kuncio (Fricka), Bernhard Berchtold (Froh), Heidi Elisabeth Meier (die Rheintochter Woglinde), David Jerusalem (Donner). Foto: Hans Jörg Michel.
Die beiden Riesen bestehen auf vollständiger Bezahlung. Wotan muss nachgeben, ist Freia doch für die Götter als Pflegerin der Jugend der Schlüssel zu ihrer Unsterblichkeit. Zu dem Gold verlangen die Riesen die Tarnkappe und den Ring. Wotan trennt sich nur widerwillig von dem machtvollen Ring, nachdem Erda (Ramona Zaharia) ihn gewarnt hat, den Fluch ernst zu nehmen. Fafner nimmt den Ring an sich – und erschlägt seinen Bruder im Streit um die Beute. Während Fafner mit dem Goldschatz abzieht, ziehen Wotan und seine Frau Fricka (Katarzyna Kuncio) in die Burg Walhalla ein. In ihrem Vertrauen in Wotan erschüttert, wenden sich die anderen Götter Donner (David Jerusalem) und Froh (Bernhard Berchtold) ebenso wie Loge von ihm ab. Der Verfall der göttlichen Macht, die in der „Götterdämmerung“ ihren Höhepunkt findet, nimmt hier ihren Anfang.

Vorne: Raymond Very (Loge), James Rutherford (Wotan), Katarzyna Kuncio (Fricka). Hinten: Kimberley Boettger-Soller (Rheintochter Wellgunde), Iryna Vakula (Rheintochter Floßhilde), Heidi Elisabeth Meier (Rheintochter Woglinde) und David Jerusalem (Donner). Foto: Hans Jörg Michel
Im „Rheingold“ stellt Richard Wagner die Grundpfeiler auf, auf denen sein „Ring des Nibelungen“ ruht: Macht und Herrschaft und – im Widerspruch dazu – Vertrauen und Liebe. Etabliert werden Charaktere und Themen – die Macht des Rings und der Fluch, mit dem ihn sein Schöpfer belegt –, die uns bis zum Abschluss der Tetralogie in der „Götterdämmerung“ begleiten. Mit Unterbrechungen hat der Komponist von 1848 bis 1874 an der Tetralogie gearbeitet. Entwickelt hat er den Opernzyklus in vier Teilen als eine Collage unterschiedlicher Sagen vom Ende, der „Götterdämmerung“, her bis zu ihrer Einleitung im „Rheingold“, bevor er ans komponieren ging. Uraufgeführt wurde „Das Rheingold“ 1869 im Nationaltheater München. Die Texte in deutscher Sprache stammen vom Wagner selbst, Übertitel erleichtern das Verständnis der Handlung. Zu Text und Musik gab der Komponist detaillierte szenische Anweisungen zur Inszenierung vor. Die Oper in vier Bildern ist durchkomponiert (also ohne Pause) und dauert etwa zweieinhalb Stunden.

Der Nibelung Alberich (Stefan Heidemann) aht seinen Bruder Mime (Florian Simson) gezwungen, ihm eine goldene Tarnkappe zu fertigen, Foto: Hans Jörg Michel.
Die anspruchsvolle, durchkomponierte Komposition meisterten glänzend aufspielende Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein. Hilsdorfs „Rheingold“ spielt nicht am Rhein (das war Richard Wagners Vorgabe), sondern in Räumen; die wechselnden Szenerien sind mit wenig Umräumen zu erzielen: Hinter einem geschickt beleuchtete Vorhang in Begleitung von Orchestermusik, kommt das „Rheingold“ doch ohne Pause aus. Für das wandlungsfähige Bühnenbild zeichnete Dieter Richter verantwortlich, ins rechte Licht gerückt von Volker Weinhart. Die Kostüme entwarf Renate Schmitzer.

Ein kleiner Vorgeschmack:
https://www.youtube.com/watch?v=lfpuhMt5I38
30 seconds of …
https://www.youtube.com/watch?v=0j0-9Wf_KSk

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Der Zwerg Alberich (Stefan Heidemann) tyrannisiert seine Nibelungen (Statisterie), darunter Bruder Mime,(Florian Simson). Foto: Hans Jörg Michel.
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Do | 9. November 2017 | 19:30 Uhr,
Fr | 24. November 2017 | 19:30 Uhr,
So | 3. Dezember 2017 | 15 Uhr,
Sa | 16. Dezember 2017 | 19:30 Uhr,
Do | 21. Dezember 2017 | 19:30 Uhr und
Do | 23. Mai 2018 | 19:30 Uhr.
Am 13. Juni 2018 geht die Oper für eine letzte Aufführung in dieser Spielzeit zurück an das Opernhaus Düsseldorf.
Der auf den Vorabend („Das Rheingold“) folgende erste Tag – „Die Walküre“ – wird im Mai 2018 im Theater Duisburg ihre Premiere feiern.

Erda (Ramona Zaharia) warnt Wotan (James Rutherford) vor dem Fluch, der auf dem Ring liegt, Im Hintergrund:, Bernhard Berchtold (Froh), David Jerusalem (Donner). Foto: Hans Jörg Michel.
Eintrittskarten gibt es in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten zwischen 18,10 und 53,90 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.

© 2017 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Hans Jörg Michel, Mannheim / Deutsche Oper am Rhein

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