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Zeche Rheinpreußen und Pattberg laden ein: Extraschicht-Programm in Moers

Zeugen einer Zeit, in der Kohlebergbau die Region prägte
Von Petra Grünendahl

Die Theatergruppe vom Schlosstheater Moers ließ sich von ehemaligen Bergleuten inspirieren. Foto: Grafschafter Museums- und Geschichtsverein e. V.
Wenn Ende des Jahres die letzte Zeche im Ruhrgebiet die Förderung einstellt, geht eine Ära zu Ende, die die Region nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial und gesellschaftlich geprägt hat. Was dann bleibt neben den Denkmälern der Industriekultur sind die Erzählungen von Menschen, die es noch erlebt haben. Neben unterschiedlichen kulturellen Programmpunkten steht zur Extraschicht an verschiedenen Spielorten wie beispielsweise auch an beiden Moerser Locations dieser Aspekt ganz oben an: Ehemalige Bergleute erzählen von ihrer Arbeit und zeigen die Stätten ihres Gewerks. Drum herum haben die Organisatoren Programme gestaltet, die diese Vergangenheit aufgreifen: In Fotografien, im Theater, im Film, im Gesang – und im in Szene setzen der Örtlichkeiten.

Stellten die Programme für die Extraschicht 2018 in Moers in der Fördermaschinenhalle von Schacht IV vor (v. l.): Nina Dolezych (Ruhr Tourismusm GmbH), Anna Gerhard (Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur als Eigentümer der Maschinenhalle Pattberg), Frederik Göke (Organisator des Programms Maschinenhalle Pattberg), Dr. Wilfried Scholten (Stv. Vorsitzender des GMGV), Frank Heinrich (Schatzmeister des GMGV und Organisator des Programms auf Schacht IV), Jens Heidenreich (Wirtschaftsförderung und Tourismus Stadt Moers) und Guido Lohmann (Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein als Sponsor) sowie ehemalige Bergleute zum Teil in der traditionellen Knappenuniform. Foto: Petra Grünendahl.
Mit der Zeche Rheinpreußen Schacht IV beteiligt sich der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein Moers e. V. (GMGV) bereits zum vierten Mal an der Extraschicht. Die Maschinenhalle Pattberg (Halle der Erinnerung) ist zum zweiten Mal dabei. Beide Spielorte stellten im Fördermaschinenhaus am Schacht IV ihre Programme zur „Nacht der Industriekultur“, die in diesem Jahr zum 18. Mal stattfindet, im Pressegespräch vor. Während in der Maschinenhalle Pattberg schon von 12 bis 15 Uhr das Sängerfestival „!SING – Day of Song“ Publikum lockt, öffnet der Schacht IV am Samstag, 30. Juni, erst zum Extraschicht-Beginn um 18 Uhr. Beide Programme sind so konzipiert, dass sich einzelne Programm-Punkte mehrfach wiederholen, so dass auch „reisende“ Besucher ihre Touren planen können. „Die Erfahrung zeigt, dass um 18 Uhr erst mal die Leute aus dem Ruhrgebiet hier sind, später kommen dann Besucher aus dem näheren Umkreis“, erzählte Frank Heinrich, Schatzmeister des GMGV und verantwortlich für das Programm auf Schacht IV. Zwischen 18 und 2 Uhr bietet es sich schließlich an, mehrere Spielorte zu besuchen: Zwei bis drei kann man schon ganz gut schaffen, ohne dass ein Ort zu kurz kommt.

Industriekultur trifft Kunst & Kultur

Maschinenhalle Pattberg. Foto: Roland Krause.
Neben Führungen, auf denen ehemalige Bergleute Besuchern die Standorte zeigen und über ihre Zeiten im Bergbau berichten, gibt es Fotoausstellungen, Lichtinstallationen, eine bunte Mischung aus Musik und Gesang sowie Comedy und Theater. In und um die Maschinenhalle Pattberg herum lässt zum Beispiel Moers’ bekanntester Chorleiter Ernst Ickler gleich drei Mal ganz unterschiedliche Chöre erklingen und das Duo Diagonal mit Deana Kozsey und Holger Ehrich präsentiert in einer Kooperation mit dem comedyarts Festival „Das kleinste Varieté der Welt“. Gezeigt wird außerdem eine eigens für die ExtraSchicht und das Ende des Bergbaus konzipierte Filmdokumentation, in der Männer und Frauen aus den Zechen am Niederrhein über die Geschichte des Bergbaus und ganz persönlich und authentisch über ihre Zeit im Bergbau berichten. Das Rutger Muller Ensemble um „improviser in residence“ Josephine Bode verbindet atmosphärische und schwingenden Klänge mit einer Lasershow, die die Maschinenhalle ganz anders erstrahlen lässt.

Förderturm auf Schacht IV. Foto: Grafschafter Museums- und Geschichtsverein e. V.
Unter dem Motto „Des Bergmanns Stolz“ präsentiert der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein Moers e. V. (GMGV) seinen Standort am alten Schacht IV der Zeche Rheinpreußen. Auch hier führen ehemalige Bergleute durch Haus und Stollen und erzählen von ihrer Arbeit unter Tage. Zechen und Fördertürme sind das Thema der Fotoausstellung von Lichtwechsel.Ruhr. Mit „Feuer und Licht“ spielen die Licht- und Feuertonnen von Sasch Kunsthandwerk, die den Weg zum Fördermaschinenhaus weisen. Wie schon in früheren Jahren sind zur Unterhaltung der Besucher „Die Püttrologen“ sowie das Schlosstheater Moers mit an Bord. Bereits im vergangenen Jahr begeisterte der Knappenchor Rheinland mit einem „Kerzenkonzert“. Event Comedy machen die „Bergmänner“ als Walking Acts. A-capella-Gesang der Witches of Pitches sowie „Mach mit & sing“ mit der Musikschule Moers runden das Programm ab. Nach dem Feuerwerk gibt es weitere Illuminationen an Fördergerüst und der Fördermaschine wie auch eine Lichtillumination an der Fördermaschinenhalle – letztere mit musikalischer Unterstützung durch die Folkwang Universität der Künste. Finanziell unterstützt wird das Programm an den beiden Moerser Standorten über die Sponsoren der Extraschicht hinaus von der Stadt Moers und der Volksbank Niederrhein.

Spielorte Moers und Tickets

Illuminierte Fördermaschine auf Schacht IV. Foto: Grafschafter Museums- und Geschichtsverein e. V.
Der Schacht IV gehört ebenso wie die Pattbergschächte (Rheinpreußen 6 und 7) zum 93,5 km² großen Grubenfeld der Zeche Rheinpreußen, die sich von Duisburg-Homberg (Rheinpreußen 1, 2 und 3) und Baerl (Schacht Gerdt, Rheinpreußen 8) bis nach Moers (Schächte IV, 5 und 9 – letztere im Eurotec-Businesspark – sowie eben die Pattbergschächte 6 und 7) erstreckt. Gegründet wurde die Rheinpreußen 1857 von dem Ruhrorter Industriepionier Franz Haniel.

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Tickets gibt es auch an der Abendkasse: Für 20 Euro für die ganze Extraschicht oder als Schacht-IV-Einzelticket für 12 Euro. Besser ist man allerdings mit den Tickets im Vorverkauf dran: Normalpreis 17 Euro, ermäßigt 14 Euro oder 8,50 Euro für Besitzer der Ruhr-Topcard. Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Die Tickets umfassen freien Eintritt zu allen 50 Spielorten, kostenlose Nutzung der 150 ES-Shuttlebusse, freie Fahrt im gesamten Nahverkehrsnetz des VRR und VRL (2. Klasse) bis 7 Uhr am 1. Juli. Vorverkaufsstellen gibt es zum Beispiel an der Moers Stadtinformation, Kirchstraße 27 a/b, 47441 Moers, sowie in Duisburg in der Tourist Information auf der Königstraße. Mehr unter www.extraschicht.de/ticket. Neben den Linien der Extraschicht-Shuttlebusse hat die Ruhr Tourismus als Veranstalter auch Veranstalter auch Vorschläge für Fahrrad-Routen im Angebot im Angebot.

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Grafschafter Museums- und Geschichtsverein Moers e. V. auf Schacht IV: „Des Bergmanns Stolz“
Industriedenkmal Schacht IV, Zechenstraße 50, 47443 Moers

Feuerwerk auf Schacht IV. Foto: Grafschafter Museums- und Geschichtsverein e. V.
ab 18:00 Führung ehemaliger Bergleute (durchgehend)
ab 18:00 Fotoausstellung „Lichtwechsel.Ruhr“
ab 18:00 Licht- und Feuertonnen: Sasch Kunsthandwerk
ab 18:00 Walking Acts „Bergmänner“ (Event Comedy bis ca. 22:30 Uhr)
18:30 Die Püttrologen (eine Gesangstruppe ehemaliger Bergleute)
19:00 Schlosstheater Moers: Des Bergmanns Stolz
20:00 Witches of Pitches (a capella)
20:30 Die Püttrologen
21:00 Schlosstheater Moers: Des Bergmanns Stolz
22:15 Kerzenkonzert Knappenchor Rheinland
22:45 Feuerwerk am Förderturm
23:00 Lichtwechsel.Ruhr Illumination Fördergerüst und Fördermaschine
23:00 Lichtillumination Fördermaschinenhalle
23:30 Mach mit & Sing: Musikschule Moers lädt zum Mitsingen (1950er- bis 1980er-Jahre)
00:30 Lichtillumination Fördermaschinenhalle
01:30 Lichtillumination Fördermaschinenhalle
02:00 Ende

Maschinenhalle Pattberg: Die „Halle der Erinnerungen“
Maschinenhalle Pattberg, Am Pattberg 35, 47445 Moers

Maschinenhalle Pattberg, Foto: Dr. Thoralf Abgarjan.
18:00 joyful voices moers (Chorleitung Ernst Ickler)
18:30 Führungen & „Das kleinste Varieté der Welt“
19:00 Pianoforte (Chorleitung Ernst Ickler)
19:30 Führungen & „Das kleinste Varieté der Welt“
20:00 Bahnhofschor (Chorleitung Ernst Ickler)
20:30 Führungen & „Das kleinste Varieté der Welt“
21:00 Filmdokumentation
22:00 Rutger Muller Ensemble
23:00 Filmdokumentation
0:00 Filmdokumentation

Der Schacht IV der Zeche Rheinpreußen war schon 2015 als Spielort an Bord. Zum Gesamtprogramm der Extraschicht 2018 hat die Rundschau Duisburg hier etwas veröffentlicht.

© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (1), Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (4), Roland Krause (1), Dr. Thoralf Abgarjan (1)

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