„Junge Leute da abholen, wo sie stehen“
- Der Unternehmertag beschäftigte sich mit der jungen Generation und ihren Erwartungen an die Arbeitswelt
- Duisburger Unternehmer Dr. Marcus Korthäuer neuer Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes
Neuer Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes Metall Ruhr-Niederrhein ist der Duisburger Unternehmer Dr. Marcus Korthäuer. Der Geschäftsführer der Espera-Werke in Duisburg-Duissern übernahm das Amt vom Emmericher Unternehmer Wim Abbing, Geschäftsführer der Probat Werke. In seiner letzten Rede auf dem Unternehmertag betonte Abbing, dass er den Unternehmerverband bei dem Duisburger Unternehmer in besten Händen wisse. Die Espera-Werke stellen Preis- und Gewichtsauszeichnungsanlagen für internationale Kunden her. Das Unternehmen ist Marktführer bei der Auszeichnung vorverpackter Lebensmittel.
Seinerseits dankte Korthäuer seinem Vorgänger für dessen neunjährige Tätigkeit als Vorsitzender: „Die Tugenden, die Sie in der Führung eines Familienunternehmens tagtäglich beweisen, konnten Sie auch in der Führung unseres Verbandes zur Anwendung bringen. Sicher und verlässlich, nachhaltig und langfristig, innovativ und bescheiden – so lautete die unaufgeregte Devise Ihrer Arbeit.“ Als Dank überreichte Korthäuer eine Bilder-Collage, auf der Abbing u. a. mit dem niederländischen Königspaar Willem und Maxima abgebildet ist. Der königliche Besuch beim Unternehmerverband gehörte zu den Höhepunkten der Amtszeit Abbings.
Der scheidende Vorstandsvorsitzende hatte zum Abschluss noch einige klare Botschaften an die Politik vorbereitet. „Offenbar haben nicht nur unsere Fußballer kein Konzept und keinen Willen zum Sieg“, kritisierte Abbing. Das „politische Theater“ der vergangenen Wochen in Berlin und München rund um die Asylfrage dürfe sich nicht wiederholen. Schon die Formulierung der FDP, dass es besser sei nicht zu regieren als falsch zu regieren, hätte er als eine merkwürdige Abkehr von der Verantwortung für unser Land empfunden. „In den letzten Wochen scheinen sich auch einige Vertreter der Union dieser Haltung angeschlossen zu haben“, so Abbing.
Bei dieser von den Unionsparteien aufgeführten „Posse“ gerieten nach Abbings Ansicht die wichtigen Zukunftsthemen vollkommen aus dem Blick. Gerade die Unternehmer warteten auf Antworten auf bedeutende Zukunftsfragen. „Wir sollten uns mit der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland auseinandersetzen, sollten jetzt endlich mutig in die digitale Zukunft investieren, sollten Antworten finden auf Handelskrieger, die ungeklärten Folgen des Brexit und die Herausforderungen Europas.“
Zugleich dürfe der Standort Deutschland nicht schlecht geredet werden. Das Land habe alle Chancen, seine Probleme zu lösen: „Wir steuern auf Vollbeschäftigung zu und die allermeisten Eckdaten bescheinigen uns, dass es unserem Land so gut geht wie nie zuvor.“ Deshalb seien alle aufgerufen, die Erfolgsmodelle europäische Werteordnung und soziale Marktwirtschaft gegen die Populisten von rechts und links und gegen jegliche „Weltuntergangsherbeiredner“ zu verteidigen.
Im Mittelpunkt des Unternehmertages stand als Kontrast zu den aktuellen politischen Debatten die Zukunftsfrage, wie eigentlich die junge Generation „tickt“. Die Unternehmer wollten mehr über die Wünsche und Ziele der so genannten Generationen Y und Z erfahren. Schließlich sind sie es, die die Unternehmen dringend als Fachkräfte benötigen. Abbing wies auf den zunehmenden Fachkräfteengpass hin und darauf, dass sich die Unternehmen mittlerweile um Bewerber bewerben müssten. „Wir dürfen als Unternehmer nicht in das Klagelied über die Jugend einstimmen, sondern müssen die jungen Leute da abholen, wo sie stehen“, forderte Abbing.
Erwartungen an das Berufsleben hätten sich gewandelt, darauf müssten die Unternehmen reagieren. Dies unterstrichen auch die übrigen Redner des Unternehmertages. Felicia Ullrich, bundesweit gefragte Ausbildungsexpertin und selbst Unternehmerin, forderte einen Wandel in der Personalarbeit. „Klassische Glaubenssätze der Personalauswahl müssen über den Haufen geworfen werden.“ Vielmehr müssten Unternehmen dem Wunsch junger Leute nach einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit Rechnung tragen. Entscheidender Tipp für das Recruiting dieser Generation sei zudem, die erfolgreichen Ausbildungskarrieren im eigenen Unternehmen sichtbar zu machen: „Wir müssen schon in der Bewerberkommunikation aufzeigen, wohin die Reise am Ende der Ausbildung gehen kann.“
Auch der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Oliver Wittke MdB, wies auf die geänderten Einstellungen der jungen Generationen im Spannungsfeld zwischen Freizeit, Familie und Beruf hin. „Die Nachwuchsgenerationen haben heute einen viel höheren Anspruch, sich persönlich zu verwirklichen. Dies gilt für Freizeit und Familie, aber auch im Job selbst.“ Deshalb gelte es, in den Schulen und Hochschulen gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Berufswahl zu schaffen. Darüber hinaus beobachte er, dass viele Unternehmen, gerade auch vor dem Hintergrund des größer werdenden Wettbewerbs um die besten Köpfe, bereits verstärkt auf die Anforderungen der jungen Generation eingehen.
Auf dem Unternehmertag wurde in den Reihen der Unternehmerverbandsgruppe erstmals der neue Unternehmerverband „Wirtschaft für Duisburg“ begrüßt. Seit dem Jahreswechsel ist Wirtschaft für Duisburg mit seinem Vorsitzenden Alexander Kranki als siebter Verband Teil der Gruppe mit Sitz im Duisburger HAUS DER UNTERNEHMER. In dieser Zeit wuchs der neue Verein bereits von anfangs zehn auf heute 35 Mitglieder. Wim Abbing freut sich über den erfolgreichen Start dieses „verbandlichen Start-ups“. Der wirtschaftliche Aufbruch in Duisburg sei möglich, aber mit Blick auf die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und Investitionsschwäche auch nötig. Wirtschaft für Duisburg sei deswegen keine „Schönwetter-Veranstaltung“, sondern wolle Impulse für Wachstum und Beschäftigung geben.
Unternehmverbandsgruppe Duisburg
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