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Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag: DGB mahnt zu Frieden und gegen Faschismus

HeRoes tragen geschlechterreflektierende Jugendarbeit zu Gleichaltrigen
Von Petra Grünendahl

Duisburgs DGB-Vorsitzende Angelika Wagner begrüßte die Teilnehmer an der Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag. Foto: Petra Grünendahl.
Bürgermeister Manfred Osenger beim Grußwort der Stadt Duisburg. Foto: Petra Grünendahl.
„Heute – 100 Jahr nach Ende des Ersten Weltkriegs, 81 Jahr nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs – sind weltweit Millionen von Menschen Opfer von Krieg und Verfolgung“, mahnte Duisburgs DGB-Vorsitzende Angelika Wagner. „Nie wieder Krieg! Abrüsten statt Aufrüsten!“ sei aktuell wie nie zuvor, stiegen doch die Rüstungsausgaben wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr, so Wagner. „Frieden ist in Europa selbstverständlich geworden“, führte Bürgermeister Manfred Osenger an. Anderes könnten sich jüngere Leute in Deutschland und Europa nicht mehr vorstellen, so Osenger. Weltweit jedoch seine Millionen von Menschen auf der Flucht vor Kriegen. „Mit der fortschreitenden Aufrüstung sinkt die Chance, Konflikte friedlich zu lösen“, warnte er. Auch der Kampf gegen Rechte und Faschisten hat seinen Sinn nicht verloren: „Wer sagt: ‚ich bin doch kein Nazi, aber …’ hat nichts verstanden“, machte Wagner klar. Es seien die Zukunftsängste der Menschen, die rechte Parteien ausnutzten: „Wir sehen, wie sich Hass und Menschenfeindlichkeit wieder ausbreiten.“ Und: „Wir dürfen nicht schweigen, denn wir sind die große Mehrheit. Wir müssen lauter werden!“

Stellten die Arbeit von Jungs e. V. und den HeRoes vor (v. l.): Emra Bayanbas, Soufian El Abdounim ud Sven Leimkühler. Foto: Petra Grünendahl.
Traditionell hatte der DGB Niederrhein in Duisburg zum Antikriegstag ins Rathaus am Burgplatz eingeladen. Die Gedenkveranstaltung erinnert an den Überfall auf Polen am 1. September 1939, mit dem Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg begann. Die Organisatoren der Gedenkveranstaltung nutzen die Gelegenheit, Institutionen oder Personen ein Gesicht zu geben, die sich im Widerstand gegen Faschismus, gegen Krieg und für Verständigung und Frieden, in Aufklärung oder Jugendarbeit engagieren. Nach den Grußworten der Duisburger DGB-Vorsitzenden Angelika Wagner und von Bürgermeister Manfred Osenger stellte Sven Leimkühler die Arbeit der Jungs e. V. vor.

Jungs e. V. und das Gleichstellungsprojekt HeRoes

Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag: Soufian El Abdounim und Emre Bayanbas (v. l.) erzählten von ihrer Arbeit als HeRoes. Foto: petra Grünendahl.
„Die Jungs e. V. ist das städtische Jugendbüro und ergänzendes Pendant zur Mädcheneinrichtung Mabilda“, erzählte Sven Leimkühler, als Diplom-Sozialarbeiter und -Pädagoge hauptamtlicher Mitarbeiter des Vereins. Die Jungs e. V. ist 1998 aus dem Arbeitskreis Jungenarbeit entstanden und ist in der Jungenbildung tätig. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen auf Geschlechterrollen und Familienehre, aber auch Antisemitismus. „Unser jährliches Gedenkstättenprojekt in Auschwitz macht jungen Muslimen klar, dass dieser Teil der Vergangenheit auch der ihre ist, weil sie sich als Deutsche fühlen“, erzählte Leimkühler. Aufklärung und Bildung jenseits des familiären Umfeldes seien wichtig für ein gleichberechtigtes Miteinander. Das Projekt HeRoes läuft in Duisburg seit 2011: die Schulung von jungen Erwachsenen zur Bildungsarbeit unter Gleichaltrigen.

Kranzniederlegung vor dem DGB-Haus am Stapeltor (v. l.): Angelika Wagner und Manfred Osenger. Foto: Petra Grünendah.
Sven Leimkühler hatte zwei seiner HeRoes mitgebracht: Emre Bayanbas und Soufian El Abdounim (beide 19) erzählten von ihrer Arbeit im Projekt. Nach Schulung und Zertifizierung gehen die Beiden als Vermittler in Schulen: Sie sprechen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Sie machen in Gesprächen und Rollenspielen tradierte Verhaltensweisen deutlich und vermitteln eigenständiges Denken. Sie zeigten ihre mit Gleichaltrigen erarbeiteten Videobeiträge und berichteten von ihrem Theaterprojekt, welches vor kurzen in der Jüdischen Gemeinde eine beeindruckende Premiere gefeiert hatte.
www.jungsev.de
www.heroes-net-duisburg.de/

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Schautafeln zur Erklärung: Vor dem DGB-Haus erinnern eine Stele und vier stilisierte Särge an die vier ermordeten Gewerkschafter Julius Birck, Emil Rentmeister, Michael Rodenstock und Johann Schlösser. Foto: Petra Grünendahl.
Musikalisch begleitet die Veranstaltung traditionell der Stattchor. Im Anschluss legten der DGB und die Stadt am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am DGB-Haus am Stapeltor Kränze nieder. Neben einer Stele mit der Inschrift „1933“ erinnern vier stilisierte Särge aus Stahlbrammen an vier Gewerkschafter: Julius Birck, Emil Rentmeister, Michael Rodenstock und Johann Schlösser waren am 2. Mai 1933 in dem damaligen Gewerkschaftshaus an der Ruhrorter Straße gefoltert und ermordet worden. Das Mahnmal stammt vom israelischen Land-Art-Künstler Dani Karavan, der unweit von dieser Stelle auch den Garten der Erinnerungen gestaltet hatte.

© 2018 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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