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Deutsche Oper am Rhein: Premiere von „Otello“ begeisterte im Theater Duisburg

Requiem für einen kranken Geist
Von Petra Grünendahl

Brigitta Kele (Desdemona), Gustavo Porta (Otello). Foto: Birgit Hupfeld.
Siegreich kehrt der Venezianer Otello (Gustavo Porta) mit seiner Flotte in Sturm und Gewitter nach Zypern zurück. Dort erwartet ihn Desdemona (Brigitta Kele). Obwohl der „Mohr von Venedig“ erfolgreich ist – er hat es vom Sklaven zum General gebracht, ist mit der schönen Desdemona verheiratet –, plagen ihn Selbstzweifel. Seinen Erfolg kann er nicht genießen, obwohl ihn Desdemona von Herzen liebt. Nachdem Otello Cassio (Ibrahim Yesilay) statt Jago (Simon Neal) befördert hat, sinnt Letzterer auf Rache. Mit seinem Intrigen hat er bei dem zutiefst verunsicherten und hochemotionalen Otello leichtes Spiel: Desdemona betrüge ihn mit Cassio, so Jago, der falsche Fährten legt, um den angeblichen Betrug zu belegen. Otello glaubt ihm und zweifelt an der Treue seiner Frau. Er erwürgt die Frau, die ihn liebt, und ersticht schließlich sich selbst, nachdem Emilia (Katarzyna Kuncio) ihn über Jagos Intrige aufgeklärt hat.

VORNE: Gustavo Porta (Otello), Simon Neal (Jago). HINTEN: Brigitta Kele (Desdemona). Foto: Birgit Hupfeld.
Giuseppe Verdis (1813 – 1901) vorletzte Oper „Otello“, die 1887 in der Mailänder Scala ihre Uraufführung feierte, erlebte eine zu Recht umjubelte Premiere im Theater Duisburg. Für das Libretto hatte Verdi erstmals mit Arrigo Boito zusammen gearbeitet. Als Stoff griffen sie auf William Shakespeares „The Tragedy of Othello, the Moor of Venice“ zurück. In italienischer Sprache gesungen erleichtern deutsche Untertitel das Verständnis der Handlung. Mit 2¾ Stunden (inklusive Pause) hat der Opernabend Überlänge. Das lyrische Drama in vier Akten in der Inszenierung von Michael Thalheimer entstand als Koproduktion mit der Opera Vlaanderen (Antwerpen).

Herausragende Brigitta Kele als Desdemona

Ibrahim Yesilay (Cassio), Simon Neal (Jago). Foto: Birgit Hupfeld.
Als „Gegenspieler“ glänzten Tenor Gustavo Porta (als der von Selbstzweifeln zerfressene Otello) und Bariton Simon Neal (als böswilliger, intriganter Jago). Die Sopranistin Brigitta Kele brillierte in einer Rolle, die ihr auf den Leib geschnitten ist: die leidenschaftlich liebenden Desdemona. Hervorragend sangen und agierten auch die Darsteller der kleineren Rollen, die allesamt hochklassig besetzt waren. Verdis temporeiche Komposition mit stillen wie ungeheuer wuchtigen Passagen meisterten fantastisch aufgelegte Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Gast-Dirigent Antonino Fogliani. Bei Verdis großartigen Chorszenen glänzte der Chor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Gerhard Michalski.

Schwarze, fast finstere Inszenierung

VORNE: Brigitta Kele (Desdemona). HINTEN (von l. n. r.): Katarzyna Kunico (Emilia), Ibrahim Yesilay (Cassio), Lukasz Konieczny (Lodovico), Gustavo Porta (Otello), Luis Fernando Piedra (Rederigo), Simon Neal (Jago), Chor. Foto: Birgit Hupfeld.
Michael Thalheimers Otello ist als Figur tragisch: Von Selbstzweifeln zerfressen lässt er sich Misstrauen gegen die Treue seiner Frau einpflanzen, von der er sich bis zum tödlichen Ende nicht abbringen lässt. Er ist gefangen in seiner vermeindlichen „Unzulänglichkeit“ und sich selbst der größte Feind: Unbeherrscht und emotional, zum Erfolg verdammt. Als „Dunkelhäutiger“ ist er anders als die anderen. Die Saat des Misstrauens gegen Desdemona, die Jago mit seinen Intrigen pflanzt, geht auf: Fast krankhaft ist Otellos Eifersucht, die aus seiner Unsicherheit wächst. Regisseur Thalheimers „Otello“ ist schwarz gehalten: die Bühne von Henrik Ahr, die Kostüme von Michaela Barth transportieren die Finsternis der Inszenierung: Eine Finsternis, die erst aufbricht, als Emilia die Intrige ihres Mannes offenbart. Wirkungsvoll sparsam ist diese Finsternis in Szene gesetzt vom Lichtdesign Stefan Bolligers.

Ein kleiner Vorgeschmack:
https://www.youtube.com/watch?v=Q6xCIASRpfQ

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Brigitta Kele (Desdemona), Gustavo Porta (Otello). Foto: Birgit Hupfeld.
VORNE: Brigitta Kele (Desdemona), Katarzyna Kunico (Emilia), Ibrahim Yesilay (Cassio), Gustavo Porta (Otello) HINTEN: Lukasz Konieczny (Lodovico), Chor. Foto: Birgit Hupfeld.
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Di | 20. November 2018 | 19:30 Uhr,
Fr | 23. November 2018 | 19:30 Uhr,
Sa | 1. Dezember 2018 | 19:30 Uhr,
So | 9. Dezember 2018 | 15 Uhr und
Mi | 12. Dezember 2018 | 19:30 Uhr.
Ab April ist das Stück wieder im Opernhaus Düsseldorf zu sehen.

Eintrittskarten gibt es in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Oper, ihre Handlung und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten zwischen 17 und 67 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.

© 2018 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Birgit Hupfeld Fotografie / Deutsche Oper am Rhein

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