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Stadtarchäologie in Duisburg stellte mit „Dispargum 2017“ seinen zweiten Jahresband vor

Freigelegte Zeugnisse aus 2000 Jahren Stadtgeschichte
Von Petra Grünendahl

Dr. Kai Thomas Platz bei der Vorstellung des Stadtarchäologie-Jahresbandes Dispargum 2017 im Rathaus. Foto: Petra Grünendahl.
„Die heutige Stadt Duisburg hat eine lange und stolze Geschichte, die leider häufig auf die Industriegeschichte reduziert wird“, erklärte der Stadtarchäologe Dr. Kai Thomas Platz, Leiter der kommunalen Bodendenkmalpflege der Stadt Duisburg. Bis in die fränkische und sogar römische Zeit gingen Funde zurück, die die Bedeutung der Stadt belegen, so der Stadtarchäologe. „Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann dies auch an einigen Stellen sehen“, sagte Andree Haack, Beigeordneter für Wirtschaft und Strukturentwicklung, zu dessen Dezernat seit Neuestem die Untere Denkmalbehörde / Stadtarchäologie gehört. „Duisburg hat mehr zu bieten als Industriekultur.“

Vorstellung des Stadtarchäologie-Jahresbandes Dispargum 2017 im Rathaus. Foto: Petra Grünendahl.
Dr. Kai Thomas Platz stellte gemeinsam mit Andree Haack und Dr. Brigitta Kunz, Wissenschaftlicher Mitarbeiterin der Stadtarchäologie, das neue Jahrbuchs „Dispargum 2017“ vor und erläuterte einige Ergebnisse und Inhalte. Mit diesem zweiten Band (nach Dispargum 2016 im vergangenen Jahr) setzt die Duisburger Stadtarchäologie ihre Publikationsreihe zu neuen Erkenntnissen aus der archäologischen Arbeit in Duisburg fort. Auch in den kommenden Jahren sollen die Ergebnisse der Stadtarchäologie in Buchform veröffentlicht werden. „Dispargum 2017“ ist wie das Vorjahreswerk im Verlag Dr. Faustus, Büchenbach, erschienen und im lokalen Buchhandel für 35 Euro erhältlich (ISBN 978-3-946387-16-9).

Ausgrabungen und Erkenntnisse für die Stadtgeschichte

Dr. Brigitta Kunz bei der Vorstellung des Stadtarchäologie-Jahresbandes Dispargum 2017 im Rathaus. Foto: Petra Grünendahl.
In zwölf Kapiteln arbeiteten Mitarbeiter der Stadtarchäologie die Ausgrabungen des vergangenen Jahres auf. „Für die aktuellen Ausgrabungen ist es ein Bericht über die Arbeiten im Jahr 2017, die erst im laufenden Jahr vollständig aufgearbeitet waren“, erzählte Dr. Brigitta Kunz. „Wir sammeln nicht nur, sondern wollen unsere Ergebnisse auch der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zugänglich machen. So haben wir beispielsweise bei der Verlegung von Stromleitungen auf der Unterstraße Reste der alten Stadtmauer aus Tuffstein gefunden, wie wir sie aus römischer Zeit kennen.“ Die bislang bekannten Mauerwerke aus Ziegelstein kamen erst viel später. Ohnehin seien alle sieldungsgünstigen Lagen besonders rechtsrheinisch von den Römern besiedelt gewesen. „Unsere Arbeit bedeutet zwar finanzielle Lasten für den Bauherren, aber immer auch einen Mehrwert für die Stadt“, betonte Dr. Platz. „Wir wissen immer genauer, wo sich die mittelalterlichen Ortskerne befanden.“

Andree Haack bei der Vorstellung des Stadtarchäologie-Jahresbandes Dispargum 2017 im Rathaus. Foto: Petra Grünendahl.
Das Themenspektrum reicht von Mühlen (überwiegend) im Duisburger Norden, den ersten Winkelbunkern (Winkel-Türme) in Hamborn über verschiedene Ausgrabungen in Baerl, fränkische Gräberfelder im Kantpark und die Salvatorkirche (Pfalzkapelle und Stadtkirche) bis hin zu Funden in Huckingen und Serm. Dazu kommt eine Aufarbeitung der archäologischen Arbeiten früherer Jahre im Stadtbezirk 2 (Hamborn). Außerdem hat sich Maxi Maria Platz, Ehefrau des Stadtarchäologen, mit dem „Mythos der Ackerbürgerstädte zwischen Rhein und Ruhr“ befasst. In diese Kategorie ordnet der Stadtarchäologe Platz Duisburg nicht ein: Duisburg sei schon früh eine Handelsstadt gewesen, mit der Universität im 17. Jahrhundert eine Bildungsstadt, es habe auch vorindustriell schon „Produktion“ gegeben – und eben dann eine Industriestadt.

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Vorstellung des Stadtarchäologie-Jahresbandes Dispargum 2017 im Rathaus. Foto: Petra Grünendahl.
Das Buch richtet sich an geschichtlich oder archäologisch interessierte Laien ebenso wie an Fachleute: Es vermittelt Erkenntnisse zur Stadtgeschichte und neue Ergebnisse der Forschung, die sich unter anderem aus den Ausgrabungen ergeben haben. Zudem werden frühere Ausgrabungen, die bislang nie wissenschaftlich aufbereitet publiziert worden sind, einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Wir stehen mit dieser Publikation bundesweit einzigartig da“, erzählte Platz. Nirgends sonst würden Ergebnisse von Ausgrabungen und daraus folgende Erkenntnisse in dieser Form dargestellt: „Wir wollen nicht im stillen Kämmerlein forschen, sondern die bedeutende Geschichte dieser Stadt öffentlich machen“, so der Stadtarchäologe. „Wir publizieren unsere Funde und Erkenntnisse auch. Das ist mir ganz wichtig!“

© 2018 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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