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Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage verlieh Preis an Projekt „Junge Muslime in Auschwitz”

Verstehen, wozu Ausgrenzung führt
Von Petra Grünendahl

Projektleiter und Initiator des Projekts „Junge Muslime in Auschwitz“ Burak Yilmaz (mit dem Preis in Form einer Hand) umrahmt von Laudatorin Carina Gödecke (links daneben) und Bündnis-Sprecher Armin Schneider (rechts daneben), Projektteilnehmern, Mitarbeitern von Jungs e. V. sowie Ehrengästen. Foto: Petra Grünendahl.
Laudatorin Carina Gödecke, Vizepräsidentin des Landtags NRW. Foto: Petra Grünendahl.
„Für mich als Deutscher“, sagte der junge Muslim, „mit Eltern, die einen arabischem Migrationshintergrund haben, hatte ich nicht gedacht, dass es mich so berühren würde.“ Dieses „es“ war nach Vorbereitungsseminaren der Besuch im früheren Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im heutigen Polen. „In den Seminaren setzen sich die jungen Muslime nicht nur mit der deutschen Geschichte, sondern auch mit ihrer Herkunft und dem Antisemitismus in ihrer eigenen Familie auseinander“, erzählte Projektleiter Burak Yilmaz, der das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ initiiert hatte. Mittlerweile hätten 60 Jungen und junge Männer zwischen 16 und 21 Jahren an diesem Projekt teilgenommen – und sie trügen ihre Erfahrungen an andere junge Menschen weiter: Unter anderem über Videos auf Youtube oder auf Facebook. „Als Türke, als Deutscher und als Mensch hat es mich etwas anzugehen“, bekräftigte ein weiterer Teilnehmer des Projekts. „Was wir hier machen, sollte selbstverständlich sein.“

Projektleiter und Initiator des Projekts „Junge Muslime in Auschwitz“ Burak Yilmaz (mit dem Preis in Form einer Hand) umrahmt von Laudatorin Carina Gödecke (links daneben) und Bündnis-Sprecher Armin Schneider (rechts daneben). Im Hintergrund: Projektteilnehmer, Mitarbeiter der Jungs e. V. und Ehrengäste. Foto: Petra Grünendahl.
Traditionell am Holocaust-Gedenktag* verlieh das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage seinen Preis für 2018 an das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ der Jungs e. V. Der Preis wurde in diesem Jahr zum 18. Mal vergeben. Die Verleihung fand – auch das hat Tradition – im Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde Duisburg Mülheim Oberhausen im Innenhafen statt. „Die große Gastfreundschaft dieser Gemeinde ist nicht selbstverständlich: Danke!“, sagte Bürgermeister Manfred Osenger in seinem Grußwort. Auschwitz sei eine Mahnung, sich an die Vergangenheit zu erinnern: „Es geht nicht um Schuld für Vergangenheit, sondern um die Verantwortung für die Zukunft: So etwas darf nie wieder passieren!“

Viel Engagement für friedliches Zusammenleben in Duisburg

Angelika Wagner, Geschäftsführerin des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Foto: Petra Grünendahl.
Übergabe von Preis, Uhrkunde und Geschenken für die anwesenden Projektteilnehmer. Foto: Petra Grünendahl.
„Wir verleihen den Preis an Personen oder Gruppen, die durch ihr Engagement das Thema Toleranz und Zivilcourage sowie seine Bedeutung für ein friedliches Zusammenleben in Duisburg in besonderer Weise positiv umgesetzt haben“, erzählte Angelika Wagner, Geschäftsführerin des Bündnisses. „Die Auswahl, die der Jury in jedem Jahr vorliegt, spiegelt die Vielfalt und Vielzahl der Initiativen, die sich dafür in unserer Stadt einsetzen.“ – „Dieser Tag mahnt, was Menschen anderen Menschen antun können. Erinnern heißt auch, sich mit sich selbst auseinander zu setzen“, sagte Carina Gödecke, Vizepräsidentin des Landtags NRW, in ihrer Laudatio. „Wir müssen das Erinnern wach halten. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten. Diese Verantwortung kann uns keiner nehmen.“ Duisburg sei eine Stadt, in der das Zusammenleben unterschiedlichster Kulturen trotz aller Probleme funktioniere, weil sich viele Menschen dafür einsetzten, so Gödecke. Man solle Jungenarbeit nicht als Methode, sondern als Haltung gegenüber anderen auffassen: „Diese Jungen kennen Ausgrenzung, aber nicht so, wie sie im Nationalsozialismus war. Sie lernen verstehen, wozu Ausgrenzung führt. Sie lernen, die Grenzen ihrer Erziehung und Sozialisation zu erkennen und damit in die Öffentlichkeit zu gehen“, lobte die Landtagsvizepräsidentin das Projekt und seine Teilnehmer.

Die Gelsenkirchener Swingfoniker verliehen der Veranstaltung den passenden musikalischen Rahmen. Foto: Petra Grünendahl.
Die Jungs e. V. als Träger des Projekts „Junge Muslime in Auschwitz“ ist das städtische Jugendbüro mit dem Schwerpunkt Sozialarbeit mit Jungen (als ergänzendes Pendant zur Mädcheneinrichtung Mabilda). Nach dem Projekt „HeRoes“ (siehe auch hier … oder hier: www.jungsev.de) 2012 wurde die Jungs e. V. hier bereits das zweite Mal ausgezeichnet. Einen passenden musikalischen Rahmen gestalteten wie in früheren Jahren die Gelsenkirchener Swingfoniker unter der Leitung von Lutz Peller. Im Anschluss an die Preisverleihung gab es für die geladenen Gäste aus Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft noch Gelegenheit zu Gesprächen bei einem kleinen Imbiss.

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*) Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee am 27. Januar 1945

© 2019 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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