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Auf Zeche in Moers: „Was wird bleiben – Bergbau am Niederrhein“ gibt es jetzt auf DVD

Sehr persönliche Geschichten von Zeitzeugen:
Eingefangene Denkmäler auf Film

Von Petra Grünendahl

Stellten die Film-DVD am Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV vor (v. l.): Johann Bongers (ehemaliger Fördermaschinist auf Pattberg), Frank Liebert (Vorsitzender des 100 Jahre Kolonie Meerbeck e. V.), Helmut Ey (ehemaliger Steiger auf Pattberg), Regisseur Frederik Göke und Frank Heinrich (Schatzmeister des Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.). Foto: Petra Grünendahl.
Die vier Zeitzeugen, drei Männer und eine Frau, waren alle im Bergbau am linken Niederrhein beschäftigt: Sie erzählen von ihrer Zeit auf Zeche, von ihrem Leben mit dem Steinkohlenbergbau. Am 21. Dezember wurde der Film “Was wird bleiben?” zum Abschied vom Steinkohlenbergbau beim Kerzenkonzert in der Maschinenhalle der Zeche Rheinpreußen Schacht IV in Moers gezeigt: Man konnte förmlich spüren, wie die sehr persönlichen Geschichten das Publikum bewegten. Mit dem Schließen der letzten Zeche Prosper-Haniel in Bottrop endeten rund 200 Jahre des industriellen Steinkohleberbaus in Deutschland: „Was wird bleiben?“ hatte sich der Moerser Filmemacher Frederick Göke gefragt, als die letzte Schicht immer näher rückte. Zusammen mit Kameramann Andrei Turcan hat er ein beeindruckendes Portrait von Menschen und einer Gesellschaft auf Leinwand gebracht, die vom Steinkohlenbergbau ebenso geprägt worden sind wie die Landschaft mit ihren Zechengebäuden und Fördergerüsten. Nach der Extraschicht 2018 auf Pattberg war der Film zum Abschied von der Steinkohlenförderung das zweite Mal überhaupt gezeigt worden – und traf natürlich beim Bergbau-affinen Publikum ins Schwarze: Gänsehautmomente eingeschlossen! Als der Sänger des Knappenchores Rheinland mit dem Steigerlied den Film ausklingen ließ, konnte man so manch einen Konzertbesucher in der Maschinenhalle leise mitsingen hören.

Stellten die Film-DVD am Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV vor (v. l.): Johann Bongers (ehemaliger Fördermaschinist auf Pattberg), Frank Liebert (Vorsitzender des 100 Jahre Kolonie Meerbeck e. V.), Helmut Ey (ehemaliger Steiger auf Pattberg), Regisseur Frederik Göke und Frank Heinrich (Schatzmeister des Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.). Foto: Petra Grünendahl.
Die Vereine 100 Jahre Kolonie Meerbeck e. V.* und der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V. (GMGV) stellten als Herausgeber die DVD mit dem hochemotionalen 42-minütigen Film vor. Frank Liebert, Vorsitzender des Siedlungsvereins, und Frank Heinrich, Schatzmeister des GMGV, standen dabei zwei der Zeitzeugen zur Seite. Der ehemalige Fördermaschinist Johann Bongers, der bis heute im Knappenchor Rheinland singt, und der ehemalige Steiger Helmut Ey erzählen im Film ebenso wie Jörg Filges und Monika Klömpken aus ihrem Leben: Es sind Lebensläufe und Geschichten, bei beispielhaft sind für Menschen in der Kohle und in denen sich Zuschauer mit ihrer eigenen Geschichte, mit den Geschichten ihrer Familien wiederfinden.

Was wird bleiben? Bergbau am Niederrhein
Mit viel Leidenschaft und Fingerspitzengefühl hat Regisseur Frederik Göke eine beeindruckende Dokumentation geschaffen, die dem Bergbau ein Denkmal setzt. Was bleiben wird vom Bergbau sind die Geschichten, die niemand so authentisch erzählen kann wie die, die sie erlebt und gelebt haben. Zur DVD gibt es ein informatives achtseitiges Booklet mit Portraits der vier Zeitzeugen, Infos zu den beiden Vereinen und einer historischen Übersicht über den Bergbau am Niederrhein. Finanziell unterstützt hat die DVD-Produktion die Volksbank Niederrhein eG. Das Filmprojekt, welches Frederik Göke mit einem kleinen Budget auf die Beine gestellt hat, haben die Ruhr Tourismus GmbH sowie die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur** unterstützt.
 
 
Einen kleinen Eindruck gibt es hier:

 
Zu haben ist die Film-DVD mit Booklet zum Preis von 9,95 Euro in Moers außer beim GMGV am Schacht IV in der Barbara Buchhandlung, der Moerser Stadtinformation und der Buchhandlung Thalia sowie der Neukirchener und Kamp-Lintforter Buchhandlung. Sie ist aber auch in Duisburg über den lokalen Buchhandel zu beziehen (ISBN 978-3-948252-00-7).

Schacht IV: ein Industriedenkmal zum Anfassen

Stellten die Film-DVD am Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV vor (v. l.): Johann Bongers (ehemaliger Fördermaschinist auf Pattberg), Frank Liebert (Vorsitzender des 100 Jahre Kolonie Meerbeck e. V.), Helmut Ey (ehemaliger Steiger auf Pattberg), Regisseur Frederik Göke und Frank Heinrich (Schatzmeister des Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V.). Foto: Petra Grünendahl.
Neben der Maschinenhalle Pattberg und einigen ehemaligen Zechengebäuden ist in Moers das Areal um Schacht IV der Zeche Rheinpreußen mit dem Doppelstreben-Fördergerüst erhalten. Schacht IV ist mit Fördergeldern restauriert worden. Schacht IV mit der Maschinenhalle und unterirdischen Stollen ist ein Industriedenkmal zum Anfassen, welches die Ehrenamtlichen des Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e. V. (GMGV) in Schuss halten und für Öffentlichkeit über Sommer sonntags (Mai bis Oktober, 13 bis 16 Uhr) öffnen. Führungen ehemaliger Bergleute geben Einblicke in den Steinkohlenbergbau und lassen die Vergangenheit an dieser Stelle lebendig werden.
www.gmgv-moers.de

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*) Meerbeck ist die nahe Zechensiedlung, in der seinerzeit die Bergleute von Schacht IV in Moers wohnten.
**) Der Stiftung gehört die Maschinenhalle Pattberg. Die Schächte Pattberg 1/2 hießen ursprünglich Rheinpreußen 6/7.

© 2019 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

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