Fahrbericht.
Elektromobilität by Lada: ZhiDou D2S
Lada bringt chinesischen Stromer auf den deutschen Markt: flott urban unterwegs
Von Petra Grünendahl
Knuffig gucken seine Mandelaugen in die Welt. Das Styling der Karosserie ist mehr als ansprechend. Das Kapitel Optik und Sympathie hat der kleine chinesische Stromer ZhiDou D2S schon mal gewonnen. Der deutsche Importeur der russischen Marke Lada erweitert sein Programm für den deutschen Markt mit einigen Fahrzeugen mit Elektroantrieb: Unter anderem mit dem ZhiDou D2S. Der ZhiDou D2S ist in China seit 2016 auf dem Markt. „In Mailand fahren bereits 600 dieser Stromer im Carsharing“, erzählte Max Schmidt, Verkaufsleiter beim Importeur Lada Automobile GmbH in Buxtehude. Wir durften auf einer Ausfahrt mit dem Stromer mehr er„fahren“.
Die Elektrofahrzeuge, die Lada Deutschland vertreibt, sind keine russische Entwicklung, sondern stammen aus chinesischer Entwicklung und von chinesischen Herstellern [Anmerkung: China ist mit Abstand der größte Absatzmarkt für Elektromobilität mit einem Weltmarktanteil von 56 Prozent und auch bei der Produktion Weltmarktführer!]: Die Hersteller im Lieferprogramm von Lada in Deutschland sind ZhiDou (ZD) und Joylong (Jiangte Joylong Automobile). Das erweitert die Modellpalette der ohnehin überwiegend als Mehrmarkenhändler agierenden Lada-Händler: Um eben jenen Kleinst-Stromer D2S und einen modularen Kleinst-Transporter Cenntro Metro (3,89 Meter lang) von ZhiDou sowie um einen siebensitzigen Familienvan (EF5) und den Transporter (FW5 und EW5) von Joylong. Die Marke ZhiDou gehört ebenso wie Volvo oder Lotus zur Geely Auto Group mit Sitz in Hangzhou, China.
Fahrzeug und Ausstattung
Klein ist der D2S in seinen Dimensionen: 2,81 Meter Länge bei 1,77 Metern Radstand. Guten Zugang zum Innenraum der 1,55 Meter hohen Karosserie bieten zwei Türen. Was man ob der niedlichen Abmessungen nicht erwartet, ist seine innere Größe: Platz finden in dem Kleinstwagen zwei Personen in einem sehr großzügig dimensionierten Passagierabteil. Die Übersicht über die Karosserie ist gut. Die Kunstleder-Sportsitze bieten exzellenten Seitenhalt. Für den Schulterblick muss man wegen der kurzen Türen schauen, wie man am besten an der B-Säule vorbei gucken kann: alles eine Sache der Gewohnheit. Der Laderaum ist ebenfalls erstaunlich geräumig: Drei Kisten Bier sollten hier problemlos hinein gehen. Eine Volumenangabe gibt es leider nicht.
Materialqualität und Verarbeitung geben keinen Grund zur Beanstandung: Augenscheinlich sehr gut ist die Qualität der verwendeten Materialien, ordentlich ist die Verarbeitung. Die Gestaltung des Cockpits gibt keinerlei Rätsel auf. Die Anordnung von Schaltern und Anzeigen ist logisch und stellt ebenso wie die Bedienung keine großen Ansprüche an den Fahrzeugführer. Als zentrales Display in der Armaturenbrettmitte dient ein 9-Zoll-Android-Tablet. Auch die Systemanzeigen oberhalb des Lenkrades inklusive Tacho sind digital (4,5-Zoll-LED-Bildschirm).
Die Serienausstattung ist erstaunlich umfangreich. Serienmäßig an Bord sind zum Beispiel eine fernbediente Zentralverriegelung mit schlüssellosem Starten, elektrische Fensterheber, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Multifunktions-Sportlenkrad, Audio-System mit USB-Schnittstelle, Internetzugang, WiFi-Netzwerk und Hot Spot an Bord, Bordcomputer, eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und Sprachsteuerung, Navigationssystem, Klimaautomatik, Kunstleder-Sportsitze (wahlweise in der Variante Elfenbein-Dunkelbraun, Knight Black (Sport) oder Cookie Brown (Luxus), Parksensoren und Rückfahrkamera, LED-Leuchten rundum (inklusive Nebelscheinwerfer vorne und Tagfahrlicht) sowie Leichtmetallräder.
Motor und Antrieb
Angetrieben wird das nur 870 Kilogramm schwere Gefährt von einem Elektromotor [bürstenloser Gleichstrommotor mit Permanentmagnet], der wiederum seinen Treibstoff aus einer Ternären Polymer-Lithiumbatterie [Li(NiCoMn)O2] mit einer Kapazität von 120Ah und einer Systemspannung von 144 Volt bekommt. Er entwickelt eine Leistung von 41 PS mit einem maximalen Drehmoment von 90 Newtonmetern und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 85 km/h. Letzteres übrigens auch bergauf – bis zu einer Steigung von 20 Prozent! Das reicht in der Stadt völlig aus, auch auf die Landstraße kann man sich damit wagen. Die Autobahn wäre wohl eher nur in Ausnahmefällen zu empfehlen, obwohl der kleine Stromer natürlich dort fahren darf.
Das stufenlose Automatikgetriebe hat einem Drehschalter für Normal, Drive und den Rückwärtsgang. Die anliegende Übersetzung ist angemessen ausgelegt, um flott unterwegs zu sein. Schaltvorgänge sind nicht spürbar. Im Stadtverkehr ist er in seinem Element: druckvoll im Antritt und ordentlich im Durchzug meistert er den urbanen Raum wie ein Großer. Die Elastizität ist Elektroantriebs-typisch sehr gut: Beim Tritt auf das „elektrische Beschleunigungspedal“, wie das Gaspedal hier heißt, legt er noch einmal ordentlich an Tempo zu. Dabei ist er mit seinem Elektroantrieb praktisch nicht zu hören. In weniger als 7 Sekunden beschleunigt der E-Triebler auf Tempo 50, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der D2S bei 85 km/h. Sein niedriges Gewicht und das intelligente Motor-Management ermöglichen ökonomisches Vorankommen und eine großzügige Reichweite. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h gibt Lada die Reichweite mit 180 Kilometer an, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 45 km/h soll die Batterieladung sogar für 257 Kilometer reichen. Die Reichweite ist aber neben dem Fahrstil natürlich abhängig vom Einsatz elektronischer Verbraucher wie Klimaautomatik oder Audio-/Navigationssystem.
Aufladen kann man den D2S am Hausstrom (220 bis 230 Volt, allerdings ist eine Absicherung von 32A nötig) am besten über Nacht (ca. 8 Stunden Ladezeit). Die Lebensdauer der Batterie ist mit 2.000 Ladezyklen angegeben. Die Batterie wird elektronisch überwacht (Onboard-Diagnose) und kann bei Defekten repariert werden: Kaputte Akku-Zellen gehen einzeln auszutauschen Der Elektromotor stößt keinerlei CO2 aus und erfüllt die Abgasnorm Euro 6. Damit erfüllt der Micro-ZhiDou die Voraussetzungen für die Effizienzklasse A+.
Fahrwerk, Handling und Sicherheit
Der chinesische Stromer wird über die Vorderräder angetrieben. Er glänzt mit gutem Geradeauslauf und einer im Stadtverkehr sehr direkt ansprechenden adaptiven Servolenkung. Der D2S liegt satt auf der Straße, mit niedrigem Schwerpunkt und straffer Fahrwerksabstimmung. Handlich lässt er sich auch um engste Kurven dirigieren (ZhiDou gibt den Wendekreis mit knappen 4 Metern an). Bei flotter Gangart hält sich die Seitenneigung in beherrschbaren Grenzen. Das Fahrzeug steht auf Aluminiumfelgen im Format 13 Zoll vorne und 14 Zoll hinten mit Mischbereifung: 145/60 R13 (vorne) und 155/50 R14 (hinten). Für gute Verzögerung sorgen Schreibenbremsen rundum. Anstelle eines Handbremshebels gibt es eine Fußfeststellbremse. Der Insassensicherheit dienen Kopfstützen, Drei-Punkt-Gurte und Airbags. An aktiven Systemen verfügt der D2S über ABS und einen Bremskraftverstärker. Ein System zur Fahrspurhaltung gibt es als Option, ein richtiges ESP ist (noch) nicht mit an Bord: Da müssten die Chinesen für den sicherheitsbewussten deutschen Markt vielleicht nachbessern. Das Fahrzeug ist in jeder Hinsicht einfach konstruiert: Es besteht aus 350 Teilen: da kann wenig kaputt gehen.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Der ZhiDou D2S steht mit einem Preis ab 19.990 Euro in der Preisliste. Er ist bereits serienmäßig sehr gut ausgestattet, das schließt alle sechs verfügbaren Brillant- und Metallic-Lackierungen ein. Auf Wunsch sind weitere Extras lieferbar. Einige Fahrzeuge sind bei Lada-Händlern in Deutschland direkt verfügbar. Für Bestellungen liegt die Lieferzeit aktuell bei rund zwei Monaten. Ab Herbst soll es das Modell auch als Viersitzer geben.
Der Lada-Händler gibt zwei Jahre Gewährleistung auf das Neufahrzeug, danach gibt es eine weitere zweijährige Anschlussgarantie: Sie gilt auch für die Batterie. Zu kleineren Überprüfungen muss der D2S nach 3.000 bzw. 7.000 Kilometern, zur ersten großen Inspektion nach 12.000 Kilometern. Danach ist die Wartung alle 10.000 Kilometer fällig. Die europaweite Ersatzteilversorgung und Wartung läuft über das Servicenetz von Lada. Eine Versicherungseinstufung in Typklassen für Kraftfahrt-Haftpflicht-, Voll- und Teilkaskoversicherungen gibt es bislang noch nicht.
Lada
„Lada“ ist der Markenname für Personenwagen des Wolga-Automobilwerks (AvtoVAZ), des größten Pkw-Herstellers in Russland. Das zentrale AvtoVAZ-Werk liegt in Togliatti (benannt nach dem italienischen Kommunisten Palmiro Togliatti), rund 1.000 Kilometer südöstlich von Moskau an der Wolga. Das technische Know-how sicherte bei Gründung des Unternehmens 1966 eine Kooperation mit Fiat, daher auch die Umbenennung des Werksstandortes in Togliatti. Die Verbindungen zu Fiat sind schon länger gekappt. Renault-Nissan ist seit 2008 beteiligt, zunächst mit 25 Prozent der Aktien. Mit einer Investitionsoffensive ins russische Werk und die Produktpalette (über 600 Mio. Euro) stockte die französisch-japanische Allianz 2014 ihre Anteile auf 74,5 Prozent auf. Dank dieses Engagements kann Lada heute in Europa auch wieder vermarktungsfähige Fahrzeuge anbieten, denn EU-Regelungen zu Abgasnormen, Kühlmittel für Klimaanlagen, Tagfahrlicht oder Reifendruckkontrollen hatten die russische Modellpalette zwischenzeitlich fast unverkäuflich gemacht. Die kompakte Stufenhecklimousine Granta ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Renault-Nissan. Auch der Kalina der aktuellen – zweiten – Generation wurde mit Hilfe von Renault-Nissan weiterentwickelt. Lada kann mittlerweile auch mit Motoren und anderen technischen Komponenten aus dem Baukasten der Muttergesellschaft aufwarten – ähnlich wie Dacia. Zur Zeit bietet der Lada-Importeur in Deutschland die Modellreihen Vesta (Limousine, SW / Kombi und SW Cross) sowie 4×4 (lief früher als Lada Niva) an. Lada verfügt aktuell in Deutschland über ein Händlernetz mit 266 Partnern, das gesamte Servicenetz inklusive Werkstätten umfasste über 320 Partnerbetriebe. Das Netz wird stetig ausgebaut.
https://www.lada.de
https://zhidou-ecars.de/zd-modelle/
© Juli 2019 Petra Grünendahl, Auto-Redaktion ISSN 2198-5014 Impressum
Fotos: Petra Grünendahl
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