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Niederrheinische IHK stellt Ruhrlagebericht vor: Konjunkturhimmel herbstlich trüb

Ruhr-IHKs fordern deutliche Impulse bei Regionalplan und Ruhrkonferenz
Von Petra Grünendahl

Stellten den aktuellen Konjunkturbericht zur Lage der Ruhrwirtschaft vor (v. l.): Stefan Schreiber, Burkhard Landers, Veronika Lühl und Dr. Stefan Dietzfelbinger. Foto: Petra Grünendahl.
„Handelsbeschränkungen und Protektionismus sind Gift für die Wirtschaft“, erklärte Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK. Das gelte auch für Erwartungen für die künftige Entwicklung, die der Brexit ebenso dämpfen wie die US-Handelssanktionen. „Die schwachen Exporterwartungen schlagen bei der Industrie besonders negativ zu Buche“, ergänzte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger. Bereits im Abschwung seien Metall- und Maschinenbau. Auch Chemie- und Pharmaunternehmen blickten mit Sorge in die Zukunft. Gut laufe es hingegen noch bei der Bauindustrie: Öffentliche Aufträge zur Sanierung der Infrastruktur ebenso wie das niedrige Zinsniveau machen vieles möglich. „38 Prozent der Unternehmen beschreiben ihre Geschäfts als ‚gut’“, so Landers. Das seien aber deutlich weniger als zu Jahresbeginn (48 Prozent). Der Konjunkturklimaindex der Ruhr-IHKs sank von 126 auf 110 Punkte. Angesichts einer vergleichsweise guten Beschäftigungslage profitieren immerhin Handel und Dienstleistungen noch von der Kauflaune der Konsumenten. Hier halten sich Optimisten und Pessimisten (noch) die Waage.

 
Den Konjunkturbericht „Lage der Ruhrwirtschaft“ stellte die in diesem Jahr federführende Niederrheinsche IHK im Pressegespräch vor: Zusammen mit Burkhard Landers und Dr. Stefan Dietzfelbinger standen Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund (federführende IHK 2018) und Veronika Lühl, stv. Hauptgeschäftsführerin der IHK für Essen, Mülheim, Oberhausen (federführende IHK 2020), Rede und Antwort. An der Umfrage, die jeweils zum Jahresbeginn und im Herbst stattfindet, beteiligten sich rund 1.000 Unternehmen im ganzen Ruhrgebiet mit ca. 110.000 Beschäftigten.

 
Infrastrukturmaßnahmen dauern zu lange

Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger (l.) und IHK-Präsident Burkhard Landers (r.). Foto: Petra Grünendahl.
„Nach vielen Jahren eines Hochs stehen wir nun am Rande einer Rezession“, sagte IHK-Präsident Landers. Und: „Wir brauchen jetzt deutliche Impulse, um bei den Unternehmen das Vertrauen in die Zukunft zu fördern.“ Die Infrastruktur nannte Landers einen der Knackpunkte in einem industriellen Kernland wie NRW: „Unsere Straßen und Brücken, Schienen und Schleusen sind marode!“ Die Sperrung der A1-Brücke bei Leverkusen für die Lkw-Verkehr vor sieben (!) Jahren sei ein Weckruf für die Politik gewesen. Bund und Land stellen seitdem mehr Geld bereit. Schneller gingen Sanierung und Ersatzbau aber trotzdem nicht, so Landers. Fünf Wochen nach der Sperrung der Uerdinger Rheinbrücke für Lkw sei gerade mal der Schaden begutachtet, die Reparaturarbeiten aber immer noch nicht gestartet. Von einem Ersatzbau, der in wenigen Jahren an dieser Stelle fällig wird, reden wir noch gar nicht: „Wir brauchen ein vereinfachtes Verfahren für den Ersatzneubau“, zitierte er eine Grundforderung der IHK: „Da, wo schon eine Brücke steht, dürfen nicht die gleichen Maßstäbe angesetzt werden wie für die Planung auf einer grünen Wiese.“ In anderen Ländern sei man hier schon weiter: Infrastrukturprojekte werden weitaus zügiger umgesetzt als hierzulande. Da müsse die Politik mehr Mut zeigen, forderte der Unternehmer.

 
Gemeinsam für Gesamtinteressen eintreten

Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK. Foto: Petra Grünendahl.
Als großes Problem machte Landers die kleinteilige Interessenlage lokaler Bürgerinitiativen aus: „nicht in meinem Hinterhof“ sei die Devise, wo das Gesamtinteresse einer Region oberstes Ziel sein müsse. Dies hätte der für dieses Jahr geplante Regionalplan leisten können, der durch einen Ausgleich der Interessen Kommunen, aber auch Betrieben und Investoren Sicherheit bei der Entwicklung von Wohnen und Gewerbe gegeben hätte. Dass dieser Regionalplan nach 10 Jahren Arbeit gestoppt wurde, sei ein herber Rückschlag für die Region, so Landers, der Außenwirkung und Image beschädige. „Das Thema ist wichtig für unsere Region wie für ganz NRW“, sagte Landers. Mit der Ruhrkonferenz hatte die Landesregierung NRW vor einem Jahr eine Initiative gestartet, die die Ruhr-IHKs unterstützen: „“Wir brauchen eine gute Mischung aus Ambitionen und Investitionen“, so der IHK-Präsident, und: „Es muss darum gehen, heute die richtigen Schwerpunkte zu setzen.“

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© 2019 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
 


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