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Der Struwwelpeter: Comic-Kunst in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen

Von den Kindergeschichten zum Lehrstück
– auch für Erwachsene

Von Petra Grünendahl

Der bekannte Struwwelpeter. © Heinrich Hoffmann.
Den Struwwelpeter kennt man aus seinen Kindertagen. Auch mit Paulinchen, dem Suppenkasper, Zappel-Philipp oder Hanns Guck-in-die-Luft sind Kinder hierzulande groß geworden. Der Arzt Dr. Heinrich Hoffmann hatte die Geschichten 1844 für seine Kinder als Erziehungslektüre zu Papier gebracht, da ihm die zeitgenössische Literatur der Biedermeierzeit nicht zur Kindererziehung förderlich schien. Zum erstmals überhaupt erzählte hier ein Bilderbuch Geschichten gezielt für Kinder. Außerdem nutzte Hoffmann eine neue reduzierte und karikierende Bildsprache, die sich von den biedermeierlichen Sehgewohnheiten stark abhob. Mit seinem erzählenden Bilderbuch erschuf er ein Werk, das seine Leser bis heute fasziniert und zugleich erschaudern lässt. Das Buch von Heinrich Hoffmann inspiriert seit 175 Jahren Künstler zu eigenen Varianten dieses Klassikers, der unter dem Stichwort der schwarzen Pädagogik mitunter auch kritisch gesehen wurde.

 

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Schloss Oberhausen vom Gasometer aus. Foto: Ludwiggalerie.
Was aus dem Urstruwwelpeter wurde und was DarthVader oder MarkTwain damit zu tun haben, können Besucher in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen unter dem Titel „Zwischen Faszination und Kinderschreck von Hoffmann bis Böhmermann“ entdecken. Überall lassen sich der Struwwelpeter, aber auch Paulinchen, Konrad, Hanns und Friederich wiederfinden – mal auf den ersten Blick, mal nach intensiver Betrachtung. Die Bildthemen sind bis heute hochaktuell und teilweise politisch. Das ist zum Beispiel Hoffmanns „Geschichte von den schwarzen Buben“, in der der große Nikolas die fremdenfeindlichen Buben zur Strafe in ein großes Tintenfass taucht. 2013 thematisiert Luise Bofinger den in dieser Geschichte dargestellten Rassismus eindringlich und mit unmissverständlicher Botschaft. Auch Manfred Boringer, Anke Kuhl, David Füleki oder Hans Witte haben Hoffmanns Geschichte neu gestaltet und modern interpretiert. Mehr als 200 Zeichnungen, Illustrationen, Gemälde, Bücher und Objekte unter anderem aus der facettenreichen und internationalen Sammlung Sauer veranschaulichen die Geschichte und Entwicklung des Themas.

 

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Eintritt und Öffnungszeiten

Plakat zur Ausstellung mit den Variationen des Struwwelpeter und anderer Geschichten von Heinrich Hoffmann. Grafik: Ludwiggalerie.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 12. Januar 2020. Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ist eines der zwanzig RuhrKunstMuseen. Das Museum an der Konrad-Adenauer-Allee 46 in 46049 Oberhausen ist dienstags bis sonntags zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 8 Euro (ermäßigt 4 Euro), Familien (zwei Erwachsene plus Kinder) zahlen 12 Euro. Öffentliche Führungen gibt es an Sonn- und Feiertagen um 11.30 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog im Kerber Verlag erschienen, herausgegeben von den Kuratorinnen Linda Schmitz und Christine Vogt (128 Seiten, 29,80 Euro). Nähere Informationen zu dem die Ausstellung begleitenden museumspädagogischen Angebot und zum Rahmenprogramm gibt es unter www.ludwiggalerie.de.

 

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Simon Schwartz erzählt Geschichte(n) in starken Bildern

Cover zu „drüben!“, Gedruckte Fassung. © Simon Schwartz.
Im Kleinen Schloss zeigt die Ludwiggalerie bis zum 19. Januar 2020 die Ausstellung „Simon Schwartz – Geschichtsbilder. Comics & GraphicNovels“. Sein Debüt „drüben!“ mit der autobiografischen Erzählung der Ausreise seiner Eltern aus der DDR 1984 hat Simon Schwartz (*5. Oktober 1982) bekannt gemacht. Danach hat er sich auch anderen historischen Themen gewidmet, Hintergründe recherchiert und diese zeichnerisch erkundet und zu Geschichten aufgearbeitet. Mit seiner Bildererzählung zum Fall der Mauer und der Wende griff Schwartz noch einmal seine familiären Wurzeln auf. Seine „Geschichtsbilder“ leben von eindringlicher Sprache und eindrücklichen Bildern. Schwartz gehört zu den wichtigsten Zeichnern und Autoren seiner Generation. Geschichten mit historischem Hintergrund gehören ebenso zu seinen Spezialitäten wie das Erzählen auf einer Seite. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum in Erfurt, dem Geburtsort von Simon Schwartz. Zu erreichen ist das Kleine Schloss über den Zugang im Museums-Shop. Der Eintritt ist frei. Auch hier ist zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Im avant-verlag mit Texten von Andreas Platthaus, Christine Vogt und Jochen Voit (136 Seiten, 29,00 Euro).

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© 2019 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (1), Ludwiggalerie (1).
Grafiken: Ludwiggalerie.

 

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