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Ballett am Rhein Martin Schläpfers b.42 begeisterte bei der Premiere im Theater Duisburg

Ensemble glänzte mit anspruchsvollen Choreographien
Von Petra Grünendahl

George Balanchine: Square Dance © The George Balanchine Trust – Sonia Dvořák, Orazio Di Bella, Ensemble FOTO © Gert Weigelt.
Beim Square Dance denkt man sicher zuerst an den etwas derberen amerikanischen Volkstanz der Farmer und Cowboys. Der georgische Choreograph George Balanchine (1904-1983) hat in einer Homage an seine amerikanische Wahlheimat* die Grundzüge des Square Dance (Uraufführung 1957) in die filigranen Bewegungen des Balletts integriert: Sechs Paare und ein Solo-Paar in schlichter heller Tanzkleidung vereinen die lebensfrohen Reigen des Volkstanzes mit der klassischen und filigranen Formensprache des Balletts, die hier frei und ausgelassen wirkt. Im Fokus der Musik von Antonio Vivaldi und Archangelo Corelli stehen auch bei Balanchines „Square Dance“ die Solo-Violinen (Siegfried Rivinius, Önder Baloglu, Matthias Bruns und Johannes Heidt), die die Tänzer quasi „antreiben“. Für die hier gezeigte Version der Wiederaufführung 1976 hatte Balanchine das Ballett neu kreiert, als er für den männlichen Tänzer des Solo-Paares zusätzliche Solo-Passagen integrierte, die er seinem Lead-Tänzer Bart Cook auf den Leib schneiderte. Cook, der heute als Repetitor und Choreograph tätig ist, hatte das anspruchsvolle Werk nun mit dem Ballett am Rhein für b.42 einstudiert.

 

George Balanchine: Square Dance © The George Balanchine Trust – Sonia Dvořák, Orazio Di Bella, Ensemble FOTO © Gert Weigelt.
Drei Stücke hatte Martin Schläpfer, Chef-Choreograph und Künstlerischer Direktor des Ballett am Rhein, für seinen Ballettabend b.42 ausgewählt, wie sie unterschiedlicher und kontrastreicher kaum sein können. Das Ensemble bewies einmal mehr seine Hochklassigkeit, die die anspruchsvolle Darbietung leicht wirken ließ. Die vielfältigen musikalischen Ansprüche der Kompositionen meisterten die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Martin Braun. Für die Lichtgestaltung zeichnete Thomas Diek verantwortlich. Das restlos begeisterte Publikum feierte bei der Premiere des zweistündigen Ballettabends im Theater Duisburg die Akteure mit minutenlangem Applaus zu jedem Stück und mit teilweise stehendem und nicht enden wollenden Schlussapplaus: Ob ihrer fantastischen Leistungen völlig zu Recht!

 

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Von der Neoklassik über die Moderne zur romantischen Klassik

Remus Şucheană: Symphonic Poem – Sonia Dvořák, Marlúcia do Amaral, Norma Magalhães, Ensemble FOTO © Gert Weigelt.
Als zweites Stück des Ballettabends hatte Schläpfer „Symphonic Poem“ von Remus Şucheană ausgewählt. Die ursprünglichen Klänge von „Metacosmos“ der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdottir (*1977) hatten den jungen rumänischen Choreographen zu einem Ballett archaischer Bewegungen und purer Körperlichkeit inspiriert. Die Tänzer in ihren bunten Kostümen (Entwürfe: Mylla Ek) erschufen einen musikalischen Kosmos zwischen der Unterwelt (dem Orchester) und dem „Himmel“ (drei Trommler), die im Bühnenbild von Darko Petrovic sichtbar über den Tänzern schwebten. Şucheană hatte als Tänzer unter Martin Schläpfer angefangen – beim ballettmainz sowie beim Ballett am Rhein –, bevor er dann erste eigene Choreographien schrieb. Heute ist er Ballettdirektor beim Ballett am Rhein. Den Einfluss von Schläpfer spürt man: Wer es nicht besser wusste, hätte dieses Stück dem schweizer Choreographen zugeschrieben. Şucheanăs Choreographie erlebte hier ihre Uraufführung.

 

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Martin Schläpfer: Reformationssymphonie – Alexandre Simões, Doris Becker, Kristián Pokorný, Alexandra Inculet, Calogero Failla, Asuka Morgenstern FOTO © Gert Weigelt.
Nach Neoklassik (Ballanchine) und Moderne (Şucheană) beendete ein klassisches Ballett von Martin Schläpfer den Abend: Nach der „Reformations-Symphonie“, einer frühen Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), hatte Martin Schläpfer eine Choreographie geschaffen, die seit ihrer Uraufführung 2008 (damals mit den ballettmainz) Publikum wie Kritiker begeistert. Erstmals seit 2012 zeigt das Ballett am Rhein diese puristische Choreographie („reines Ballett“) von ausdrucksstarker Körperlichkeit zu einer eher romantischen Komposition. Barfüßige Tänzer und Tänzerinnen in Spitzenschuhen zeigen hier Schläpfers anspruchsvolle Choreographie mit der Leichtigkeit und Lebendigkeit, die nur ein hochklassiges Ballett-Ensemble auf die Bretter bringt.

 

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Weitere Termine im Theater Duisburg:

Remus Şucheană: Symphonic Poem – Ensemble FOTO © Gert Weigelt.
So | 12. Januar 2020 | 18:30 Uhr,
So | 19. Januar 2020 | 18:30 Uhr,
Sa | 25. Januar 2020 | 19:30 Uhr,
So | 2. Februar 2020 | 18:30 Uhr,
So | 16. Februar 2020 | 15:00 Uhr und
Sa | 22. Februar 2020 | 18:30 Uhr.

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Martin Schläpfer: Reformationssymphonie – Alexandre Simões, Marcos Menha, Calogero Failla FOTO © Gert Weigelt.
Eintrittskarten gibt es in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in die Stücke und ihre Entstehung gibt. Tickets kosten samstags zwischen 19,00 und 76,00 Euro, sonst 17,00 bis 67,00 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.

 

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*) Balanchine brachte die Tradition des klassischen russischen Balletts in die USA und gründete 1948 gemeinsam mit Lincoln Kirstein das New York City Ballet, das Weltgeltung erreichte. Hier arbeitete Balanchine bis zu seinem Tod im Jahr 1983.

 
© 2020 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Gert Weigelt

 

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