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Coronavirus zwang zu neuem Betätigungsfeld: Atemmasken statt Tanz- und Businesskleidung

Schutz für alle, die keine medizinischen Masken brauchen
Von Petra Grünendahl

Tanja und Kai Mielke verpacken die Atemmasken-Bestellungen für den Versand. Foto: Petra Grünendahl.
„Mit dem Coronavirus waren wir auf einen Schlag unser gesamtes Geschäft los“, erzählte Tanja Mielke. Zusammen mit ihrem Mann Kai betreibt sie in Hochheide ein Unternehmen für Tanz- und Businesskleidung. Messen, Events und Tanzturniere wurden abgesagt, damit fiel praktisch die Geschäftsgrundlage weg. „Als ein Firmenkunde seine Gesellschafterversammlung absagte, konnten wir die neue Produktion gerade noch stoppen“, so Mielke. Dann zeigte sich ein Betätigungsfeld, in dem Mangel herrschte: Atemmasken für Mund und Nase, die nicht unbedingt den Ansprüchen für medizinisches Personal (FFP2) entsprechen mussten. „Medizinische Schutzmasken sind knapp selbst für die, die darauf angewiesen sind“, erklärte die Unternehmerin. „Wir wollten Privatleuten helfen, damit diese nicht auf die ohnehin knappen medizinischen Bestände zugreifen.“ Die Nachfrage nach den aufwändig genähten Baumwollmasken zu fairen Preisen ist groß: Die erste Lieferung von 1.700 Stück ist bereits ausverkauft, aber die polnischen Schneiderinnen nähen fleißig weiter – unter den gleichen Arbeitsbedingungen, wie man sie aus Deutschland kennt. Das ist Tanja Mielke wichtig!

 
Das selbstständig tätige Ehepaar Tanja und Kai Mielke musste sich mit dem Wegbrechen ihres eigentlichen Geschäfts überlegen, wie sie Betriebs- und Lebenshaltungskosten weiter decken sowie auch in Polen die familiengeführten Schneidereien, Verwandte des polnisch-stämmigen Kai Mielke, beschäftigen konnten. Die von ihnen entwickelten Atemmasken bestehen zu 100 Prozent aus Baumwolle, sind aufwändig genäht und in Weiß sogar bis 95 Grad waschbar. „60 Grad reichen auch, um die Viren zu töten – oder eben der Wasserkocher, wenn man nicht genug Stücke für die 60-Grad-Wäsche hat“, verriet die 37-jährige Unternehmerin. Sie und ihr Mann entwickeln die Masken laufend weiter: „Als nächstes wollen wir kleinere bunte Masken für Kinder machen“, so Mielke. Sie habe da schon in der Verwandtschaft und Bekanntschaft Umfragen bei Kindern nach den beliebtesten Mustern gemacht: „Die Kleinen sollen sie ja auch mit Freude tragen“, will sie aus der Not eine Tugend machen. Sie denkt auch über unifarbene für Erwachsene nach. Außerdem sollen Nasenbügel kommen, die die Maske nach oben abdichten, oder Filter, die dem Maskenträger mehr Schutz bieten.

 

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Atemmasken für nicht-medizinische Zwecke

Die zweilagigen Stoffmasken sind aus weißem Baumwollstoff, aufwändig vernäht und bei 60 bis 95 Grad waschbar. Foto: Petra Grünendahl.
Die einfachen Stoffmasken schützen nicht den Träger, sondern die Umgebung: Sie verhindern, dass „Tröpfchen“ durch Husten oder Niesen weitergegeben werden. Manch einer ist nämlich infiziert, ohne unter Symptomen zu leiden. Anstecken kann er damit aber trotzdem die Menschen in seiner Umgebung. Neben Privatleuten sind auch Firmen – wie Apotheken, Praxen von Physiotherapeuten oder Containerdienste – an den Stoffmasken der Mielkes interessiert: Sie wollen ihre Mitarbeiter und Kunden schützen. Denn: um den Virus einzudämmen, muss man verhindern, dass er sich weiter ausbreiten kann. Dazu muss man die Weitergabe über „Tröpfchen“ verhindern: Abstand halten, Mund und Nase bei unvermeidlichen Kontakten bedecken und immer wieder Hände waschen!

„Wir wollten helfen“, erklärte Tanja Mielke ihre Motivation. Masken sind rar: die Medizinischen ohnehin, aber auch einfache Stoffmasken sind nicht ohne Ende verfügbar. Immer mehr nicht im medizinischen Bereich Tätige wollen sich und andere schützen. Wegen der großen Nachfrage steigen mittlerweile die Preise für Stoffe und Gummis, falls diese überhaupt zu bekommen sind: „Man sagte uns, wir sollten in vier Wochen wieder für die Gummis nachfragen“, erzählte Kai Mielke. Das heißt: Nachfragen, ob dann wieder welche lieferbar sind! Dafür experimentieren die Beiden jetzt mit elastischen Stoffen, um lieferfähig zu bleiben. Die Preise sind knapp kalkuliert: Es geht nicht um Gewinne, sondern darum, Herstellungskosten, Betriebs- und Lebenshaltungskosten decken zu können. Das sichert den eigenen Lebensunterhalt – und den der Schneiderinnen in Polen, denen sich die beiden Unternehmer verpflichtet fühlen. Und: „Wir geben auch schon mal einen größeren Satz an ein Altenheim als Spende ab“, erzählte die Hochheiderin. Für das Ehepaar steht die Hilfe klar im Vordergrund: Für Menschen, die sich schützen wollen, ebenso wie für die Schneiderinnen in Polen. „Wir müssen als Gesellschaft zusammenhalten!“

Kontakt
Tanja und Kai Mielke
Telefon 02066 / 461 51 43
eMail kontakt (at) atemmaske24.com
www.atemmaske24.com

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Tanz- und Businesskleidung für Events und Messen

Tanja Mielke mit der Miet-Kollektion an Businesskleidung, die aktuell im Lager bleibt. Foto: Petra Grünendahl.
Mit „tanietz“ hat das Ehepaar Mielke eine Marke für Tanzkleidung von Kais Mutter übernommen (tańczyć, pl. tanzen). Unter diesem Label entwerfen die beiden Tänzeroutfits für den Paar- und Turniertanz, einem Feld in dem sie selber aktiv sind. Zweites Betätigungsfeld ist die Kleidung für Events wie zum Beispiel Kostüme und Anzüge für Hostessen und Hosts. Diese gibt es als Mietkleidung, aber auch – für individuellere Wünsche – zum Kauf. Die Mielkes entwerfen die Kleidungsstücke und nähen Prototypen selber, um sie für die Serienfertigung weiterzuentwickeln. Dann geben sie die Schnittmuster an die Schneidereien der Verwandtschaft zum Nähen. Schlussendlich organisieren die Mielkes das Mietgeschäft bzw. den Vertrieb in Deutschland und auch international.
www.tanietz.com
www.businessdress24.de

 
© 2020 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

 

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