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Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen: Rudolf Holtappel „Die Zukunft hat schon begonnen“

Der Nachlass des Ruhrgebietschronisten
in einer großen fotografischen Werkschau

Von Petra Grünendahl

Zeche Sterkrade in Oberhausen 1960. Foto: Petra Grünendahl.
Vom Ruhrgebiet, welches über Jahrzehnte seine Heimat war, bis in die ganze Welt reicht die Vielfalt seiner Motive. Immer wieder Industrielandschaften und Städte als Lebensraum, Arbeit und Menschen: Szenen aus dem Alltag und aus dem Leben gegriffen. Es sind lebendige Bilder aus einer anderen Zeit. Vieles stammt aus den 1960er- oder 1970er-Jahren. Es finden sich viele Ansichten auch von Duisburg oder Oberhausen, die man wieder erkennt. Bekannte Motive, aber auch viele Unbekannte: Theater-Inszenierungen, Warenhäuser und Einkaufsstraßen, Produktfotos und Produktionshallen, Reisefotografien, aber eben auch die Städte des Ruhrgebiets aus Zeiten, in denen es mehr Arbeit, aber auch mehr Umweltverschmutzung gab. Manche Ansichten lassen den Betrachter schmunzeln: Eingefangenes Leben mit seiner Ironie, die auch im Titel der Ausstellung mit dem dazugehörigen Foto deutlich wird. Vieles ist in Schwarz-Weiß fotografiert, manches auch in Farbe. Rudolf Holtappel sah sich selber nie als Museumsfotograf: Abgezogen sind die Fotografien überwiegend vergleichsweise kleinformatig (mit 20 cm Breite), manche sind größer. Der Fotograf entwickelte selber, experimentierte dabei mit alten Edeldruck-Verfahren (Salzprints, Cyanotypien oder Bromöldrucken). Auch diesen Arbeiten ist ein Teil der Ausstellung gewidmet.

 

Dr. Christine Vogt, Museumsdirektorin der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
„Wir können die Ausstellung nur deshalb wie geplant starten, weil wir sie aus eigenen Beständen bestücken konnten“, erklärte Dr. Christine Vogt, Museumsdirektorin der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen. Trotz Corona kann damit völlig termingereicht die Ausstellung mit Fotografien des Oberhausener Fotografen Rudolf Holtappel (1923–2013) am Sonntag, 10. Mai, eröffnen. Christine Vogt stellte in einem Pressegespräch die Ausstellung mit dem Titel „Die Zukunft hat schon begonnen“ zusammen mit der Kuratorin Miriam Hüning und Oberhausens Beigeordnetem für Kultur und Finanzen Apostolos Tsalastras vor. Den Nachlass des Fotografen hat die Stadt Oberhausen 2017 übernommen: Etwa 360.000 Negative in Schwarz-Weiß und Farbe sowie über Tausend Fotoabzüge und Diapositive konnten mit Unterstützung des LVR (Landschaftsverband Rheinland) wissenschaftlich und konservatorisch aufbereitet werden. Zwei Jahre lang beschäftigte sich Miriam Hüning als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit den Arbeiten Holtappels und bereitete die Fotos aus den Jahren 1950 bis 2013 für die fotografische Werkschau auf.

 

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Ruhrgebietschronist Theaterdokumentarist Warenhausfotograf

Kuratorin Miriam Hüning hat das Werk Rudolf Holtappels wissenschaftlich erschlossen und aufbereitet. Foto: Petra Grünendahl.
Rudolf Holtappel (*1923 in Münster, †2013 in Duisburg) war gelernter Fotograf, 1950 machte er seinen Meister in Fotografie. Er arbeitete als Bildjournalist und Auftragsfotograf. Er fotografierte Städteportraits (Industrie, Stadt und Mensch) u. a. für den Band „Duisburg“ aus dem Jahr 1960 für den Carl Lange Verlag (heute: Mercator-Verlag) oder über Jahrzehnte Produkte, Werkshallen, Produktion und Kaufhäuser für Unternehmen wie Henkel oder Karstadt, deren Unternehmensdarstellungen er mit seinen Fotos entscheidend mitprägte. Zwei Mal – von 1961 bis 1970 und von 1992 bis 2003 – war er als Bühnenfotograf für das Theater Oberhausen tätig. Verschiedene Preise und Auszeichnungen bekam er für seine Arbeiten. Über 60 Jahre lebte er – bis zu seinem Tod in einem Duisburger Krankenhaus – in Oberhausen.

Apostolos Tsalastras, Beigeordneter für Kultur und Finanzen der Stadt Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Zur Ausstellung ist im Verlag Kettler, Dortmund, ein Katalog erschienen, in dem unterschiedliche Autoren Leben und Schaffen des Künstlers vorstellen. Das reich bebilderte 272-seitige Werk wird herausgegeben von Museumsdirektorin Dr. Christine Vogt und Kuratorin Miriam Hüning. Für 29,80 Euro ist es an der Museumskasse ebenso zu erwerben wie im lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-86206-815-9).

 

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Impressionen aus der Ausstellung des Ruhrgebietschronisten Rudolf Holtappel. Fotos: Petra Grünendahl.

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Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen

Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
Die Sonderausstellung läuft bis zum 6. September 2020. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. Montags ist Ruhetag, feiertags sowie Pfingstmontag ist jedoch geöffnet. Der Eintritt kostet 8 Euro (ermäßigt 4 Euro, Familien 12 Euro). Corona-bedingt gilt eine Besucherobergrenze: Im Großen Schloss (Rudolf Holtappel) von 70 Personen, in der Panoramagalerie im Kleinen Schloss (Jacques Tilly) finden 25 Leute Platz. Aktuell entfallen alle Führungen (öffentliche Führungen finden im Großen Schloss sonst sonn- und feiertags um 11.30 Uhr statt, zudem gibt es Kuratorenführungen), die normal im Museumseintritt inklusive sind. Das geplante Rahmenprogramm muss zu allen Ausstellungen wegen Corona ebenfalls komplett ausfallen. Gleiches gilt aktuell für museumspädagogischen Angebote. Corona-bedingt entfällt auch die übliche Eröffnungsfeier, die nur über Videoaufzeichnungen der Ansprachen im Netz zu sehen ist: Ansonsten ist die Ausstellung einfach nur ab Sonntag, 10. Mai, geöffnet.

Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Foto: Petra Grünendahl.
In der Panoramagalerie im Kleinen Schloss zeigt die Ludwiggalerie noch bis zum 14. Juni eine ebenfalls sehr sehenswerte Ausstellung von Jacques Tilly „Politik und Provokation – Karikaturen XXL“. Diese Ausstellung haben wir bereits besucht. Im Kleinen Schloss ist der Eintritt frei.

Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen ist eines der 21 RuhrKunstMuseen. Sie befindet sich an der Konrad-Adenauer-Allee 46 in 46049 Oberhausen. Anfahrt am besten über die A42, Abfahrt Oberhausen-Zentrum. Weitere Infos: www.ludwiggalerie.de.

 
© 2020 Petra Grünendahl (Text und Fotos)

 

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