- Zwei Drittel der Unternehmen nutzen Kurzarbeit, betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen
- Langfristige Unterstützung um Worst-Case-Szenario zu vermeiden
„Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft bis ins Mark getroffen“, sagt Martin Jonetzko, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes mit Blick auf die Zahlen der aktuellen Blitzumfrage des Arbeitgeberverbandes Metall NRW. Demnach ist die Produktion aufgrund fehlender Nachfrage in fast der Hälfte aller Betriebe „stark“ bis „sehr stark“ eingeschränkt. Fast 90 Prozent der Unternehmen an Ruhr und Niederrhein erwarten für das Geschäftsjahr 2020 einen Rückgang ihrer Umsätze um 25 Prozent.
„Die Lage hat sich im Vergleich zur letzten Blitzumfrage vor einem Monat noch einmal zugespitzt“, so Jonetzko. „Und die Zahlentrends können wir für unser Verbandsgebiet Ruhr-Niederrhein bestätigen.“ Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen nutzen das Instrument Kurzarbeit, im April waren es noch weniger als die Hälfte. Betroffen sind rund 70 Prozent der Beschäftigten, deren Arbeitszeit durchschnittlich um 42 Prozent reduziert wurde. Zwar seien betriebsbedingte Kündigungen in der Branche trotz des Einbruchs derzeit noch die große Ausnahme. „Aber etwa ein Viertel der Firmen in unserer Region haben angekündigt, im Herbst betriebsbedingte Kündigungen in Betracht ziehen zu wollen“, blickt Jonetzko sorgenvoll in die Zukunft. Ein zu erwartender Fachkräftemangel könne dann ein schnelles Comeback der deutschen Wirtschaft zusätzlich hemmen.
Zurzeit nutzen die Unternehmen vor allem flexible Arbeitszeitregelungen (66 Prozent) und tarifliche Instrumente (36 Prozent), um die Krise zu überstehen. Zunehmend an Gewicht gewönnen darüber hinaus staatliche Hilfen wie Stundungen von Steuern und Sozialabgaben, finanzielle Soforthilfen sowie Krediten.
Damit das Worst-Case-Szenario einer Entlassungswelle im Herbst nicht eintrete, sei weiterhin die Politik gefordert. „Damit das Vertrauen zurückkehrt, braucht der Konsum Impulse, müssen internationale Lieferketten wiederhergestellt und gestärkt und die Liquidität der Betriebe weiter gestützt werden.“ Zudem müsse heute schon an morgen gedacht werden: „Die Bilanzen vieler Unternehmen werden 2020 sehr schlecht ausfallen. Aber 2021 brauchen wir Zukunftsinvestitionen! Wie kann deren Finanzierung sicher gestellt werden? Hier brauchen wir schnell Lösungen.“
Jonetzkos Fazit: „Die hiesige Wirtschaft braucht dieses und kommendes Jahr jede Chance, um wieder in Fahrt zu kommen.“ Wichtig sei deshalb eine langfristige Unterstützung und kein ‚Wir fahren auf Sicht-Modus‘.
Über die Umfrage von METALL NRW:
An der Umfrage haben im Zeitraum vom 4. bis 7. Mai.2020 rund 400 Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie mit 120.000 Beschäftigten teilgenommen. Befragt wurden alle verbandlich organisierten Betriebe mit oder ohne Tarifbindung der nordrhein-westfälischen M+E-Industrie. Die Fragen sind bundesweit abgestimmt und ermöglichen ein Stimmungsbild der gesamtdeutschen M+E-Industrie.
Über den Unternehmerverband
Die Unternehmerverbandsgruppe ist einer der größten Arbeitgeberverbände in Nordrhein-Westfalen. Den sieben Einzelverbänden gehören bundesweit über 700 Mitgliedsunternehmen mit rund 100.000 Beschäftigten an. Die Gruppe vertritt die Interessen der Arbeitgeber und bietet umfassende Expertise im Arbeits- und Sozialrecht, der Gestaltung von Arbeitsbedingungen mit und ohne Tarifbindung sowie der Arbeitswirtschaft. Die Verbände sind Stimme der Unternehmer in der Rhein-Ruhr-Region und ihren Branchen, sie setzen sich für den Wirtschaftsstandort ein und bieten ein starkes Netzwerk. Der Sitz des Unternehmerverbandes ist das HAUS DER UNTERNEHMER in Duisburg. Das Kern-Verbandsgebiet reicht vom westlichen Ruhrgebiet rechtsrheinisch über den Niederrhein bis hin zur niederländischen Grenze. Drei der Einzelverbände sind bundesweit aktiv.
Unternehmerverband – Die Gruppe
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