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Duisburg: „Verlassene Orte Nordrhein-Westfalen“ im Sutton Verlag

Dem Verfall preisgegebene Zeugen der Vergangenheit
Von Petra Grünendahl

Am alten Güterbahnhof in Duisburg haben die Abrissarbeiten begonnen. Foto: Daniel Boberg.
Wenn man in Duisburg an verlassene Orte denkt, ist der alte Güterbahnhof in der Innenstadt wohl einer der ersten Orte, an die man denkt. Unzählige Bilder gibt es hiervon – und jedes ist anders: Jeder Fotograf bringt seine eigene Sicht und seinen Blickwinkel in die Fotos mit ein. Bilder, die unwiederbringlich sind. Der Startschuss für den Abriss ist gegeben: Die beauftragte Firma hat das Gelände vollständig eingezäumt. Die Hallen sind nicht mehr zugänglich. Fotos und Eindrücke, die Daniel Boberg aus dem Gebäude mitgenommen hat,
Am alten Güterbahnhof in Duisburg haben die Abrissarbeiten begonnen. Foto: Daniel Boberg.
gehören schon bald endgültig der Vergangenheit an. Auch andere Stellen in unserer Stadt zogen ihn an. Einen Zugang suchte er auch zum ehemaligen St. Barbara Hospital, nahm aber wegen der Videoüberwachung auf der Baustelle Abstand davon. In der Nähe fand er jedoch mit der ehemaligen Adolph-Kolping-Hauptschule ein weiteres interessantes Objekt, welches sich zu erkunden lohnte. Im vergangenen Jahr machte man den Bau dem Erdboden gleich: die Bilder sind eingefangene Vergangenheit. So manch ein verlassener Ort hat sich seit Bobergs Besuch verändert: abgerissen oder vollständig abgeriegelt sind manche von ihnen mittlerweile. Einen Zugang bekommt man nur noch durch die Fotos.

 
 
 
 
 

Die Adolf-Kolping-Schule in Neumühl wurde im letzten Jahr abgerissen. Foto: Daniel Boberg.
Mit „Verlassene Orte Nordrhein-Westfalen“ hat Daniel Boberg seinen neuen Bildband über Lost Places veröffentlicht. Die Fotos stammen von Touren in den Jahren 2018 bis Frühjahr 2020. Fündig geworden sei er teilweise über Internet-Recherchen. Manch einen Ort in Ostwestfalen kannte er von früher, an Duisburger Locations sei er über angeheiratete Verwandtschaft gekommen, erzählte der 31-Jährige. Dabei informiert er sich gerne vorher, was ihn am Ort erwartet.
Fabrikgelände an der Lenne. Foto: Daniel Boberg.
Viele Lost Places sind im Laufe der Jahre Opfer von Diebstahl und Vandalismus geworden, die der Attraktivität dieser Orte nicht gut tun, wie auch der Autor einräumt: „Wer ihre Faszination erhalten will, nimmt von dort nichts mit, außer seinen Bildern, und hinterlässt nichts, außer seinen Fußspuren.“ Zum sicheren Umgang mit Lost Places hat er für den Leser auch gute Tipps für die Erkundung von verlassenen Orten parat: Festes Schuhwerk, Atemschutzmasken für stark verschimmelte Räume und „wenn ich ein schlechtes Gefühl habe, lass ich es lieber!“

 

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Der Faszination des Verfalls auf der Spur

Gießerei an der Lenne. Foto: Daniel Boberg.
Seine ersten Lost Places erkundete Daniel Boberg in seiner Jugend in Ostwestfalen, lange bevor der „Lost Place“ für ihn zum Begriff wurde. Berlin, wo er zeitweise lebte, oder Brandenburg erkundete er erst später und veröffentlichte sie als seine ersten Bildbände im Sutton Verlag. Mit Nordrhein-Westfalen legt er nun seinen dritten Bildband der Reihe „Verlassene Orte“ vor. Die Erkundung von so genannten Lost Places, die der gebürtige Ostwestfale der Sicherheit wegen grundsätzlich in Begleitung vornimmt, hat er datiert und mit einigen Fakten versehen. Darüber hinaus dokumentiert er gut recherchiert nicht nur ihre Gegenwart, sondern in den umfassenden und informativen Texten auch ihre Vergangenheit, die er dem interessierten Leser zugänglich macht.
Armaturenfabrik. Foto: Daniel Boberg.
Ehemalige Fabrik- oder Gewerbegebäude, Wohnhäuser und Villen, eine Schule und eine ehemaliger Nachtclub sowie eine Werft und – auf einer geführten Fototour – die Kokerei der Zeche Zollverein hat Daniel Boberg besucht: Von Rhein und Ruhr ging seine Reise über das Bergische Land bis nach Ostwestfalen. Von den zehn Orten, die Boberg in NRW besucht hat, liegen drei in Duisburg. Eingesammelt hat er auf seinen Streifzügen faszinierende Eindrücke, Stimmungen und Details eines Verfalls, die bleiben, auch wenn manche dieser Orte bald endgültig Vergangenheit sind. Zum Einsatz kamen neben seinen Kameras auch eine Drohne, die weitere spannende Perspektiven erschloss.

 

Verlassenen Orte Nordrhein-Westfalen. Cover: Sutton Verlag.
Daniel Bobergs großformatiges Buch „Verlassene Orte Nordrhein-Westfalen“ ist erschienen im Erfurter Sutton Verlag, Deutschlands führendem Verlag für Lokal- und Regionalgeschichte. Auf 168 Seiten findet der Leser rund 120 Fotografien. Das reich bebilderte Buch mit Hardcover-Einband kostet 29,99 Euro. Zu beziehen ist es über den lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-96303-192-2).

 

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Der Autor

Gelbe Villa. Foto: Daniel Boberg.
Fotograf und Autor Daniel Boberg (Jahrgang 1988) ist freiberuflicher Software-Entwickler und lebt heute in Hamm. Aufgewachsen ist er in Bad Oeynhausen und Minden (Ostwestfalen), bevor er sich zum Studium erstmals nach Berlin aufmachte. Weitere Stationen waren Braunschweig, Bielefeld und wieder Berlin, von wo es ihn zurück nach NRW zog. Die Fotografie ist seine Leidenschaft, die er ständig weiter entwickelt. Faszinierend findet er seit langem auch Lost Places, wie er sie immer wieder gerne aufsucht: Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten und mit dem gebotenen Respekt gegenüber den Zeugen der Vergangenheit!
https://pixelgranaten.de/wir-sind-die-pixelgranaten/daniel/

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Bücher von Daniel Boberg im Sutton Verlag:
Verlassene Orte Nordrhein-Westfalen
Verlassene Orte Berlin
Verlassene Orte Brandenburg
https://verlagshaus24.de/autor/42020/boberg-daniel

 

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Sutton Verlag, Erfurt

Weserwerft. Foto: Daniel Boberg.
Sutton ist der führende Verlag für Regionalgeschichte und -literatur im deutschsprachigen Raum, vom historischen Bildband bis zum Freizeitführer. Den zweiten Schwerpunkt des 1997 gegründeten Verlages bildet die Verkehrs- und Technikgeschichte. Außerdem bietet Sutton Krimi unter dem Motto „mordsmäßig spannend“ seit 2011 Regionalkrimis der unterschiedliches Genres. Seit Anfang 2014 gehört Sutton zum Verlagshaus GeraNova Bruckmann in München.
https://verlagshaus24.de/sutton/

 
© 2020 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Daniel Boberg (8), Sutton Verlag (Cover)

 

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