Abstrakte Detail-Fotografie vs.
die Möglichkeiten des Stoffes
Von Petra Grünendahl
Dieter Nuhr ist als Satiriker und Kabarettist sowie als Autor bekannt, weniger als bildender Künstler. Die bildende Kunst hat er sogar studiert mit dem Schwerpunkt Malerei. Dieter Nuhr fotografiert, insbesondere auf Reisen, die ihn in alle Welt kommen lassen. Dieter Nuhr bezeichnet sich als Jäger und Sammler, der Details mit der Kamera einfängt: Seine vergrößerten Abzüge in unterschiedlichen Formaten wirken wie Malereien des abstrakten Abgebildeten und sind nur beim näheren hinsehen als Fotografien auszumachen. Bahar Batvand stellt nicht dar, sondern spielt mit ihren Materialen, erkundet die Möglichkeiten der Stoffe, bis das Werk ihren Vorstellungen entspricht. Ihre abstrakten Exponate sind Bild und Plastik zugleich.
Der Kunstverein Oberhausen e.V. zeigt in seiner Projektreihe „Parallel“ in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen: Dieter Nuhr (*1960) mit der Ausstellung „Dauer und Ferne“ in der Panoramagalerie sowie im Kabinett die Künstlerin Bahar Batvand (*1974) mit „Akzidenz“. Ortwin Goertz, Vorsitzender des Kunstverein Oberhausen e. V. und Museumsdirektorin Dr. Christiane Vogt stellten die Ausstellung im Kleinen Schloss zusammen mit den Künstlern vor. Dieter Nuhr und die aus dem Iran stammende Bahar Batvand kennen sich seit Jahren: beide haben ihr Atelier in Düsseldorf. Während Batvand in Düsseldorf lebt und arbeitet, ist Dieter Nuhr in der Welt zu Hause: Er wohne in Ratingen, Düsseldorf, Berlin und Spanien. Aktuell ist er damit sehr eingeschränkt: „Ich habe weder Auftritte noch kann ich reisen. Meine Ausstellung in Spanien findet jetzt ohne mich statt“, erklärte er.
Kunstverein Oberhausen e. V.
Das Projekt „Parallel“ des Kunstvereins Oberhausen zeigt seit 2011 jährlich im Sommer im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie namhafte Künstler der zeitgenössischen Kunst, die akzentuiert und reduziert auf eine Auswahl von Schlüsselwerken ist. Es ist die zehnte Ausstellung des Kunstvereins und die dritte, die in der Projektreihe „Parallel“ künstlerische Positionen quasi gegenüber stellt: „Dauer und Ferne“ der „Akzidenz“, dem Zufälligen. Den 23 Bildern von Dieter Nuhr in unterschiedlichen Größenformaten (in der Panoramagalerie) stehen zwölf Exponate von Bahar Batvand (im Kabinett) gegenüber. Alles sind neuere Arbeiten der beiden Künstler.
Impressionen aus den Ausstelllungen von Dieter Nuhr und Bahar Batvand. Fotos: Petra Grünendahl
Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen
Die Sonderausstellung im Kleinen Schloss läuft bis zum 13. September 2020. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr. Montags ist Ruhetag, feiertags sowie Pfingstmontag ist jedoch geöffnet. Der Eintritt zum Kleinen Schloss ist frei, im Großen Schloss kostet es 8 Euro (ermäßigt 4 Euro, Familien 12 Euro). Corona-bedingt gilt eine Besucherobergrenze: Im Großen Schloss (Rudolf Holtappel) von 70 Personen, im Kleinen Schloss (Dieter Nuhr und Bahar Batvand) finden insgesamt 35 Leute Platz. Bei einer weiteren Lockerung der Einschränkungen könnte diese Zahl aber wieder steigen. Aktuell entfallen alle sonst üblichen Führungen (öffentliche Führungen finden im Großen Schloss sonst sonn- und feiertags um 11.30 Uhr statt, zudem gibt es Kuratorenführungen), die im Museumseintritt inklusive sind. Das geplante Rahmenprogramm muss zu allen Ausstellungen wegen Corona allerdings komplett ausfallen. Gleiches gilt aktuell für museumspädagogischen Angebote. Corona-bedingt entfällt auch die übliche Eröffnungsfeier: Die Ausstellung ist einfach nur ab Sonntag, 21. Juni, geöffnet.
Im Großen Schloss zeigt die Ludwiggalerie noch bis zum 6. September die sehr sehenswerte Ausstellung vom Ruhrgebietsfotografen Rudolf Holtappel: „Die Zukunft hat schon begonnen“. Diese Ausstellung haben wir bereits besucht. Außerdem zu sehen ist die „Sammlung O. Alte Schätze – neue Wünsche“, die Kunstbesitz der Stadt Oberhausen, die Paten für den Erwerb wichtiger Werke für den eigenen Bestand sucht, die in der Ludwiggalerie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen ist eines der 21 RuhrKunstMuseen. Sie befindet sich an der Konrad-Adenauer-Allee 46 in 46049 Oberhausen. Anfahrt am besten über die A42, Abfahrt Oberhausen-Zentrum. Weitere Infos: www.ludwiggalerie.de.
Sehr bemerkenswert ist die ebenfalls im Schloss Oberhausen untergebrachte, aber nicht zur Ludwiggalerie gehörige Gedenkhalle. Als städtische Einrichtung in Erinnerung an die Verfolgten des Nationalsozialismus arbeitet die Gedenkhalle seit 1962 gegen das Vergessen und für das Miteinander aller Menschen in Oberhausen. Mit der 2010 erneuerten Dauerausstellung widmet sie sich der Stadtgeschichte zwischen 1933 und 1945 sowie der Zwangsarbeit im Ruhrgebiet während der NS-Zeit. Aktuell läuft hier in die Dauerausstellung integriert die Sonderschau „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ noch bis zum 30. Juni 2020. Der Eintritt ist frei. Da sollte man unbedingt mal vorbei schauen!
www.gedenkhalle-oberhausen.de/
© 2020 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
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