Das Lehmbruck Museum widmet sich in einer Kabinettausstellung den facettenreichen künstlerischen Strömungen der Weimarer Republik. Zu sehen sind ausgewählte Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken aus der hochkarätigen Sammlung des Lehmbruck Museums, die auf direkte, entlarvende, teils ironische, teils träumerische Weise das Bild einer Gesellschaft zwischen unbändiger Lebensfreude und sozialen Ungleichheiten zeichnen.
Die 1920er-Jahre – noch immer weckt diese Zeit Erinnerungen an ausgelassenes Großstadtleben und frivole Feste und zugleich an Kriegstraumata und gesellschaftliche Missstände. Eine vermeintlich „goldene“ Zeit, in der Kunst, Kultur und Wissenschaft blühen und technischer Fortschritt die Gesellschaft nachhaltig verändert. Trotz aller Errungenschaften ist die Epoche der Weimarer Republik geprägt von einer großen Depression und Inflation, von Arbeitslosigkeit und Aufruhr, sozialem Elend, moralischer Zerrissenheit und gesellschaftlichen Ungleichheiten.
Künstler wie Max Beckmann, George Grosz, Otto Dix, Käthe Kollwitz und Otto Pankok richten ihren Blick sowohl auf die Fortschritte als auch auf die Missstände ihrer Zeit. Sie entwickeln eine neue Sichtweise der gesellschaftlichen Realität, der sie umgebenden Welt. Sie suchen nach einer neuen Bildsprache, einer neuen Nüchternheit in der Darstellung. Der Blick soll sich auf die Gegenwart richten und dabei auch auf das scheinbar Unbedeutende und Alltägliche. Mit den Mitteln der direkten Realistik, ironischen Überspitzung, der humorvollen Anspielung, aber auch der surrealen Symbolik interpretieren die Künstler ihre Lebensumwelt. Mit ihrer Rückkehr zur Gegenständlichkeit hat sich die neue realistische Malerei radikal gegen den Expressionismus positioniert.
George Grosz und Otto Dix, die zu den bedeutendsten Protagonisten der „Neuen Sachlichkeit“ gehören, widmen sich mit großer Beobachtungsgabe und oft beißender Kritik der Welt der Großstadt und den herrschenden Ordnungsmächten Militär, Kirche, Politik und den Begleiterscheinungen der kapitalistischen Wirtschaft. Die Maler jener Zeit „wollten die Dinge ganz nackt, klar sehen, beinahe ohne Kunst“, so charakterisiert Otto Dix die Situation.
Mit fast 50 Werken gibt die Ausstellung einen erhellenden Einblick in diese Kunst, die wie keine andere eine ganze Epoche geprägt hat. Die Ausstellung läuft bis zum 18. Juli 2021.
ÜBER LEHMBRUCKMUSEUM
Das mitten in Duisburg gelegene Lehmbruck Museum ist ein Museum für Skulptur. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlern wie Alberto Giacometti, Pablo Picasso, Hans Arp und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks, der zum Schlendern und Entdecken einlädt. Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben.
Fotos: Bernd Kirtz
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