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Maas-Gruppe übernimmt Maschinenhaus der ehemaligen Zeche Pattberg in Moers: Industriedenkmal wird Bürostandort

Neue Eigentümerin für die Maschinenhalle Pattberg in Moers: Stiftung übergibt das Industriedenkmal an die Unternehmensgruppe Maas

Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, übergab die Maschinenhalle Pattberg in Moers an Klaus Maas, Gesellschafter-Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Maas. Foto: Schneider.
Die Maschinenhalle Pattberg in Moers befand sich 23 Jahre lang in der Obhut der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, bis eine tragfähige Lösung für das hochrangige Industriedenkmal gefunden war. Im November 2020 wurde die Maschinenhalle offiziell an die Unternehmensgruppe Maas übergeben, die hier eine qualitätvolle Büronutzung umsetzen wird.

Für das Industriedenkmal mit einer hochkarätigen technischen Ausstattung, bestehend aus einer Elektrofördermaschine von 1912 und zwei Umformern aus den Jahren 1912 und 1962/62, ist die Einrichtung von 16 Büroräumen und Terrassen sowie Sanitäranlagen geplant. Dafür wird eine, zum Teil über das Dach hinausgehende Ebene eingezogen und der große Kellerbereich mit einer breiten Treppe vom Erdgeschoss aus in der Mittelachse erschlossen.

Visualisierung: Bahl Architekten BDA.
„Das Konzept der neuen Nutzung als Bürohaus und die Einbindung in das Firmengelände hat uns sehr überzeugt. Besonders begrüßen wir die Integration des Maschinenbestandes. Wir sind uns sicher, dass hier ein Haus mit einer hochwertigen Ausstrahlung und Authentizität entstehen wird. Dass die Räumlichkeiten später auch zu besonderen Anlässen im Rahmen von städtischen Führungen besichtigt werden können, ist für uns ein schönes Zeichen der Wertschätzung des bergbaulichen Erbes in Moers“, so Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

„In der 110-jährigen Unternehmensgeschichte der Baugruppe sind die seit 1911 (Übertagebereich) und seit 1953 (Untertagebereich) bis zum heutigen Tage bestehenden aktiven Verbindungen zum heimischen Steinkohlenbergbau für uns eine selbstverständliche Verpflichtung, das historische Erbe auf unserem Standort – der ehemaligen Schachtanlage Pattberg – zu bewahren“, so Klaus Maas, Gesellschafter-Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Maas. „Die Ausweitung unserer Büroräumlichkeiten in die benachbarte Maschinenhalle war für uns nicht nur eine naheliegende Lösung, sondern ist vor allem ein nachhaltiges Konzept. Das zukünftige Arbeiten in den historischen Räumlichkeiten mit dem historischen Maschinenbestand ist zudem etwas Besonderes und verleiht uns als Bauunternehmen einen einzigartigen Charakter“.

Maschinenhalle Pattberg in Moers. Foto: Petra Grünendahl.
Seit 1997 Jahren zählte die Maschinenhalle Pattberg in Moers zum Bestand der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur mit Geschäftsstelle in Dortmund. 1998 hatte die Stiftung das Industriedenkmal mit der Veranstaltung „MaschinenMusik“ in Zusammenarbeit mit Forum InterArt mit eindrucksvollen Klang- und Lichtperformance öffentlich zugänglich gemacht und in Szene gesetzt, um das große Potenzial dieses Denkmals für mögliche künftige Nutzungen zu heben. In den Folgejahren blieb das Haus jedoch für lange Zeit ungenutzt, weil sowohl eine Erschließung als auch eine Zuwegung des Grundstücks fehlten.

Die Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Pattberg. Im Hintergrund erkennt man links die Verwaltung der Maas-Unternehmensgruppe. Foto: Petra Grünendahl.
Letztere konnte schließlich durch einen neuen Grundstückszuschnitt geschaffen werden. Damit und aufgrund von Instandsetzungen, insbesondere am Dach, waren Führungen und kleinere Veranstaltungsformate vor Ort möglich. Auch Kulturschaffende, wie Konrad und Frederik Göke, schlossen die Maschinehalle ins Herz. Mit ihren künstlerischen Interventionen bei der Veranstaltung „Last Exit Moers“ 2016 sowie der künstlerischen Leitung bei der Extraschicht 2017 haben sie das Publikum mit ihrer hohen Sensibilität für den industriellen Raum begeistert. Wenngleich durch temporäre kulturelle Nutzungen das Augenmerk auf die Qualität des Denkmals gelenkt werden konnte, mangelte es an einer Perspektive für eine dauerhafte Nutzung.

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Durch die Übertragung des Denkmals an die Unternehmensgruppe Maas hat sich dies geändert. Die Maschinenhalle erfährt somit eine neue, denkmalgerechte Nutzung und zeigt anschaulich, dass Denkmale nicht nur Orte der Vergangenheit darstellen, sondern attraktive Zukunftsperspektiven bieten können.

 

Hintergrundinformationen

Sie war bislang nur für spezielle Events öffentlich zugänglich: die Maschinenhalle Pattberg iin Moers. Foto: Petra Grünendahl.
Die Fördermaschinen- und Umformerhalle Zeche Pattberg Schacht 1 ist als eines der wenigen baulichen Zeugnisse der sogenannten Pattbergschächte erhalten geblieben. Der schlichte Backsteinbau von 1932 birgt eine eindrucksvolle Ausstattung: eine Elektrofördermaschine sowie einen Ilgner-Umformer aus dem Jahr 1912, die ursprünglich am Schacht Rheinpreußen 2 in Duisburg-Homberg installiert waren. Ein zweiter Umformer aus den 1960er Jahren komplettiert die maschinelle Ausstattung. Bei der Fördermaschine handelt es sich um eine der leistungsstärksten Anlagen (2×1015 KW) aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Nach der Stilllegung der Schachtanlage Rheinpreußen 1/2 im Jahr 1925 wurden die Maschinen 1932 dem Schacht Pattberg 1 zugeführt. Der erhaltene Teufenanzeiger sowie der Führerstand mit Bedienungshebeln und Instrumententafeln stammen ebenfalls noch aus dieser Zeit.

Kleine Geschichte der Zeche Pattberg
Der linksrheinische Ruhrbergbau ist eng mit dem Namen Franz Haniel verbunden. 1857 wurde ihm das mit fast 94 km² enorm große Grubenfeld „Rheinpreußen“ verliehen. Im selben Jahr begann man mit dem Abteufen eines Schachtes im heutigen Duisburg-Hamborn. In den 1870er Jahren wurde die erste Kohle aus dem Steinkohlenfeld Rheinpreußen zu Tage gefördert. Zahlreiche weitere Schächte entstanden in den darauffolgenden Jahrzehnten. Mit dem Abteufen von Rheinpreußen 6 (dem späteren Schacht Pattberg 1) im heutigen Moers-Repelen begann man 1922. Über Schacht 1 entstand 1932 ein Doppelstrebengerüst in Vollwandbauweise. Als selbstständiges Bergwerk 1927 nach dem damaligen Generaldirektor Heinrich Pattberg umbenannt, wurde der Aufbau der übertägigen Anlagen – vorwiegend in Stahlfachwerkarchitektur – im Wesentlichen 1934 abgeschlossen. 1956 erfolgte der Verbund mit der Zeche Rheinpreußen. 1993 erfolgte die Stilllegung der Pattbergschächte. Die Maschinenhalle war von 1997 bis 2020 ein Standort der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

 

Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur wurde 1995 vom Land Nordrhein-Westfalen und der RAG Aktiengesellschaft gegründet, um hochrangige Zeugnisse des Industriezeitalters durch Übernahme ins Eigentum vor dem Abriss zu bewahren. Die Aufgaben der Stiftung bestehen darin, die ihr übertragenen Denkmale zu schützen, zu erhalten, wissenschaftlich zu erforschen, öffentlich zugänglich zu machen und sie solange in Obhut zu nehmen, bis sich ein neuer Träger und Nutzung gefunden haben. Bundesweit ist es die erste und bisher einzige Stiftung, die sich explizit für den Erhalt von bedeutenden Industriedenkmalen einsetzt. Die Stiftung gibt den Anlagen Zeit, sich zu neuen, identitätsstiftenden Orten für Handel, Gewerbe, Freizeit, Kunst und Kultur zu entwickeln. Sie führt Bausicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden durch, entwickelt Nutzungskonzepte für einzelne Baukörper oder die gesamte Anlage und trägt durch Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, die Akzeptanz für Belange der Industriedenkmalpflege zu erhöhen.
Aktuell zählen Industriedenkmale an 13 Standorten in NRW zum Bestand. Es sind Relikte von Anlagen des Steinkohlenbergbaus, wie z.B. Fördergerüste, Schachthallen und Maschinenhäuser, des Weiteren eine Kokerei als Beleg der Verbundwirtschaft im Ruhrgebiet, ein Denkmal der Energiewirtschaft in Gestalt des Koepchenwerks und das Hammerwerk Ahe-Hammer in Herscheid als technikgeschichtliches Zeugnis.

Weitere Informationen unter https://www.industriedenkmal-stiftung.de/
Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Dortmund
Fotos: Schneider (1), Petra Grünendahl (3), Visualisierung: Bahl Architekten

 

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