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Lesetipp: „Ende offen” von Peter Strauß

Weiter denken: Über den eigenen Tellerrand hinaus in die Zukunft
Von Petra Grünendahl

Lesetipp: „Ende offen“ von Peter Strauß. Foto: Petra Grünendahl.
Für die Zukunft sehen wir uns durch unser politisches System, Demokratie und soziale Marktwirtschaft, sowie den technischen Fortschritt gut gerüstet. Wir leben in einem System von Sicherheiten, verlassen uns auf die Steuerung durch Politik und Wirtschaft. Dabei, so Autor Peter Strauß, lassen wir Potenziale ungenutzt, uns und unser Zusammenleben in Gesellschaft und Wirtschaft wirklich weiter zu bringen. Stattdessen müssten wir mehr in unser aller Bildung, Reifung und Verantwortungsbewusstsein investieren. Auf fast 500 Seiten liefert Strauß eine Bestandsaufnahme von Problemen unserer heutigen Welt: Ungleichheit, Gewalt, Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch, Egoismus und Gedankenlosigkeit. Deren Ursache sei, so der Autor, die Entwicklung des Menschen, die einerseits dem evolutionären Erbe, andererseits kultureller Prägung verhaftet ist. Peter Strauß legt die Widersprüche unserer Existenz schonungslos offen, um ein Nachdenken über unser Sein und unsere Zukunft zu provozieren. Zu sehr auf technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt ausgerichtet, vernachlässigen wir geistigen und soziologischen Fortschritt, meint Strauß: Wir denken zu kurzfristig. Und er warnt: Veränderungen kommen nicht von alleine – wir müssen jetzt die Weichen stellen.

 
In seinem Buch „Ende offen“ hat Autor Peter Strauß seine Gedanken zum „Weg des Menschen aus der Steinzeit in die Zukunft“, so der Untertitel, zusammen getragen. Er stellt damit das evolutionäre Erbe des Menschen von seiner Entstehung bis in die heutige Gesellschaft auf den Prüfstand. Woher kommt der Mensch und was wurde und wird ihm an kultureller Prägung mitgeben? Strauß hat dazu seine Gedanken zusammengetragen und ausgearbeitet: Ganzheitlich, themen- und systemübergreifend und nicht zuletzt global mit einem Blick auf die Welt, in der wir schließlich alle leben. Er identifiziert „Fehler im System“ wie Macht, Gier und die massive Ungleichheit und erklärt, woher sie kommen und warum wir sie zum Besten unserer Gesellschaft – nicht nur regional, sondern weltweit – besser ausmerzen sollten.

 
Man muss nicht in allen Schlussforderungen mit dem Autor übereinstimmen, kann sogar durchaus anderer Meinung sein. Es ist aber durchaus herausfordernd und befriedigend, Strauß’ Gedankengänge nachzuvollziehen, um sich und seine Gedankenwelt auf den Prüfstand zu stellen. Mehr Refektion(sfähigkeit) ist gefordert für einen Weg in eine gemeinsame Zukunft, der nicht von politischen und wirtschaftlichen Interessen motiviert ist und nur Einzelnen nutzt.
Die Welt ist weder alternativlos noch die beste aller möglichen Welten, so Strauß. Die nötigen Rahmenbedingungen einer Veränderung seien leicht zu formulieren, führt der Autor aus. Allerdings seien die, die sie initiieren könnten, daran nicht unbedingt interessiert.

 

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Gesellschaftliche Strukturen auf den Prüfstand stellen

Lesetipp: „Ende offen“ von Peter Strauß. Foto: Petra Grünendahl.
„Warum sollten wir uns daran stören, dass ein anderer seltsame Dinge tut, solange uns das nicht schadet?“, fragt Peter Strauß. Warum führt „anders sein“ zu Ablehnung und Ausgrenzung? – „Wir müssen uns von der Sicherheit eng gefasster Regeln entfernen.“ Toleranz fördert auch die persönliche Freiheit des Einzelnen. Unsere Stärke ist Vielfalt: Wir sind alle verschieden. Die einzige Grenze der Freiheit werde erreicht, wenn andere beeinträchtigt werden. Die Zukunft liege, so Strauß, im „Miteinander aller in Individualität und Vielfalt“, wobei sich der Individualismus „nicht mehr in der extremen Macht Einzelner (Egoismus), sondern in umfassender Freiheit aller“ ausdrücken werde. Wenn es gelänge, Gewalt und Orientierungslosigkeit weltweit zu reduzieren, Gewalt und Aggression nicht mehr von einer Generation auf die nächste weiterzugeben, könnten bewaffnete Konflikte und Kriege der Vergangenheit angehören.

 
Zu eng seien manchmal die Grenzen des eigenen Denkens, fordert der Autor den Leser heraus. Zu sehr in ihren individuellen Systemen verhaftet sei immer noch die Suche nach Lösungen. Ein optimales System müsse, so Strauß, mit der Unvollkommenheit von Menschen umgehen können. Trotz Individualisierung, Identitätsfindung und persönlicher Freiheit gehe es nicht um „Ich oder die Gemeinschaft“, sondern um das Ziel des „Ich in der Gemeinschaft“: Für einen Weg in die Zukunft, der allen nutzt. Gute Anregungen und Stoff zur Diskussion, zum Nachdenken und zur (Selbst-)Reflektion findet der Leser jedenfalls in Peter Strauß’ Ausführungen mehr als reichlich.

 

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Das Buch und der Autor

Autor Peter Strauß. Foto: privat.
Peter Strauß, geboren 1968 in Wiesbaden, arbeitet seit zwanzig Jahren als Ingenieur in der Autoindustrie und hat dabei Einblicke in Strukturen verschiedener Unternehmen gewonnen. Als Projektleiter erlebt er täglich die Herausforderungen zwischenmenschlicher Kommunikation und Zusammenarbeit. Seine Wahlheimat Berlin fasziniert ihn mit ihrer Vielfalt an Menschen, Kulturen und alternativen Lebensmodellen. Neben seiner Arbeit beschäftigt er sich mit Psychologie und Soziologie, insbesondere mit der Kindererziehung und ihren Auswirkungen auf das gesamte Leben.
https://www.peterstrauss.berlin
https://tredition.de/autoren/peter-strauss-30583/

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Das 488-seitige Buch ist erschienen beim Self-Publisher tredtion als gebundene Ausgabe, Taschenbuch und e-Book. Zu Preisen von 30 Euro (gebunden, ISBN 978-3-347-02028-3), 25 Euro (Taschenbuch, ISBN 978-3-347-02027-6) und 10 Euro (e-Book, ISBN 978-3-347-02029-0) ist es auch im lokalen Buchhandel zu haben.
https://tredition.de/publish-books/?books/ID128726/Ende-offen

Peter Strauß im Kurz-Interview:

Kurz-Interview zum Buch "Ende offen" von Peter Strauß from Peter Strauß on Vimeo.

 
© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (1), privat (1)

 

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