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Sorge um die Zukunft der Innenstädte wächst

Die Diskussion um eine Lockdown-Verlängerung ist in vollem Gange. Früher als ursprünglich geplant will Bundeskanzlerin Merkel die Bund-Länder-Beratungen zu weiteren Maßnahmen fortführen.

Königstraße in der Duisburger Innenstadt. Foto: Petra Grünendahl.
„Seit über zwei Monaten läuft die Wirtschaft gerade in vielen innenstadtprägenden Branchen wie der Gastronomie, der Kultur- und der Freizeitwirtschaft sowie in Teilen des Einzelhandels auf Sparflamme“, sagt Sven Schulte, Fachpolitischer Sprecher Handel von IHK NRW. Wenn es nun aufgrund der hohen Infektionszahlen und zum Schutz der Gesundheit zu einer weiteren Verlängerung des Lockdowns kommen sollte, steht die Existenz zahlreicher Betriebe – gerade in den Innenstädten und Einkaufslagen – auf dem Spiel.“

Dabei kämpft der Einzelhandel noch immer mit den Folgen des Lockdowns im vergangenen Frühjahr und dem Ausfall des Weihnachtsgeschäfts. Jetzt drohen weitere Wochen ohne echte Öffnungs- und Umsatzperspektive. Zwar registriert der Einzelhandel für 2020 (bis einschließlich November) insgesamt ein Umsatzplus von rund vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Dabei profitierten aber vor allem der Online- und Versandhandel sowie Lebensmittelanbieter. Bei den klassischen Innenstadtbetrieben wie Textil- und Schuhhändlern, sieht das völlig anders aus. Sie müssen Minderumsätze von über 20 Prozent verkraften, wie das Statistische Bundesamt vermeldet. Das ist existenzbedrohend für den einzelnen Händler, aber auch für ganze Einkaufsquartiere, da diese auf das Zusammenspiel mit der Gastronomie sowie der Kultur- und Freizeitwirtschaft angewiesen sind“, sagt Schulte.

Da die Finanzreserven vieler Unternehmen mittlerweile erschöpft sind, ist eine Insolvenzwelle nicht auszuschließen. Um diese Situation wenigstens ansatzweise abzumildern, sollten die Betriebe staatliche Hilfen schnell und unbürokratisch beantragen können und diese ebenso zügig erhalten. „Viele Unternehmen können nicht mehr von Woche zu Woche denken“, betont Schulte. „Mit jedem (Teil-)Lockdown schwinden die Rücklagen. Die besonders betroffenen Unternehmen werden daher noch länger Unterstützung benötigen, um Ihr Überleben zu sichern. Deutlich wird aber auch, dass sie eine Anschubhilfe benötigen werden, damit sie das Wiederanlaufen vorbereiten und sich auf den doppelten Strukturwandel aus der Digitalisierung und weiteren Hygienemaßnahmen einstellen können.“

Trotz weiter hoher Infektionszahlen ist es deswegen wichtig, konkrete Öffnungsszenarien für die Zeit nach dem Lockdown zu entwickeln. „Das kann auf Basis der bereits vorhandenen, überzeugenden und erfolgreich erprobten Hygienekonzepte erfolgen, damit die Innenstadtbranchen bei einer Entspannung der Situation wieder schnell anfahren können“, so Schulte abschließend.

 

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„Langfristig stehen in den Innenstädten ganze Standortverbünde auf dem Spiel“

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Jutta Kruft-Lohrengel, Vizepräsidentin von IHK NRW äußert sich im Rahmen des heutigen Innenstadtgipfels der Landesregierung sehr besorgt über die Entwicklung in vielen Innenstädten Nordrhein-Westfalens:

Neubepflanzung der Beete Münzstraße/Calaisplatz. Foto: Quartiersbüro Duisburg.
„Viele Einzelhändler, Gastronomen und touristische Unternehmen in den Innenstädten stehen nach Monaten des Lockdowns vor dem Aus. Kurzfristig sind die Unternehmen darauf angewiesen, dass die versprochenen Hilfen unbürokratisch fließen. Langfristig stehen in den Innenstädten aber ganze Standortverbünde auf dem Spiel. Um dem Strukturwandel zu begegnen, reicht das Handeln des Einzelnen meist nicht aus. Für die Innenstädte braucht es ein koordiniertes Vorgehen aller Akteure. Daher begrüßen wir den heutigen Innenstadtgipfel der Landesregierung.

Neben den Finanzierungsfragen ist es wichtig, grundsätzliche Maßnahmen einzuleiten, die das Funktionieren der Innenstädte in Zukunft sichern. Dabei geht es ebenso um städtebauliche und Fragen der Erreichbarkeit wie auch um bürokratische Erleichterungen. Denn diese, das haben die Erfahrungen im Frühjahr 2020 gezeigt, verschaffen den Unternehmen nicht nur betriebswirtschaftlich Luft, sondern fördern auch die Motivation, denn die UnternehmerInnen sehen, dass die Behörden ihre Sorgen ernst nehmen.“

IHK NRW ist der Zusammenschluss der 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen. IHK NRW vertritt die Gesamtheit der IHKs in NRW gegenüber der Landesregierung, dem Landtag sowie den für die Kammerarbeit wichtigen Behörden und Organisationen.
IHK NRW
Fotos: Petra Grünendahl (1), Quartiersbüro Altstadt (1)

 

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