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Lesetipp auch für Kenner: „Bergbau” im Klartext Verlag

Auf Kohle geboren: Die Wurzeln einer Identität im Ruhrgebiet
Von Petra Grünendahl

Der Blick ins Buch: Dietmar Bleidick: Bergbau. Foto: Petra Grünendahl.
Aus dem Bergbau entstand das Ruhrgebiet, wie wir es heute kennen. Die Steinkohlenzechen prägten das entstehende Konglomerat von Städten, die sich in der Industrialisierung gebildet hatten. „Der Kohlenpott gilt als Mythos, der Kumpel als Prototyp seiner Einwohner, Bergarbeit als Beispiel für Zusammenhalt und Kameradschaft“, schreibt Dietmar Bleidick in seiner Einleitung. Der Bergbau war immer noch Identifikation, auch wenn Zechen schon seit Ende der 1950er-Jahre schlossen. Seit Ende 2018 ist die Steinkohlenförderung ganz Geschichte. Von der ehemals goldenen Zeit im Ruhrgebiet, die vielen Menschen Arbeit gab, ist immer weniger übrig, je mehr ehemalige Zechenbauten und Fördergerüste abgerissen werden. Damit verschwindet auch das Wissen um den Bergbau und seine Bedeutung aus dem Wissen der Menschen. Der Autor führt den Leser zurück in die Anfänge des Bergbaus (seit dem 13. Jahrhundert wurde entlang der Ruhr nach Kohle gegraben), von der Fördertechnik in früheren Zeiten über die Entwicklung bis in den hoch-technisierten Bergbau der letzten Jahrzehnte, der nicht nur vergleichsweise teuer, sondern auch der Sicherste der Welt war. Die Geschichten aus dem Bergbau sind in den historischen Kontext ihrer jeweiligen Zeiten eingeordnet und ermöglichen, Zusammenhänge in der Entwicklung des Ruhrgebiets zu erkennen, die bis heute ihre Auswirkungen haben.

 

Cover: Klartext Verlag.
Den „Bergbau“ hat Autor Dietmar Bleidick in 60 kurzen Kapiteln knackig auf dem Punkt gebracht. Treffender müsste der Titel eigentlich „Bergbau im Ruhrgebiet“ heißen, denn das ist der inhaltliche Schwerpunkt. In der Reihe „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ macht der Autor dem Leser die Geschichte und Technik des Bergbaus im Ruhrgebiet und seine Bedeutung für die wirtschafte und soziale Entwicklung deutlich. Dass heute in Deutschland keine Steinkohle mehr gefördert wird, heißt nicht, dass das ehemals „schwarze Gold“ nicht mehr gebraucht wird. Die Steinkohle wird heute importiert, denn zum Beispiel in der Stahlindustrie oder bei der Stromproduktion wird sie ja immer noch benötigt. Allerdings stellt der Autor auch die Frage: Wie lange noch? Und was kommt dann? Dietmar Bleidick schildert in greifbaren Leseumfang interessante Fakten und Geschichten aus dem Bergbau, die vielen Menschen auch im Ruhrgebiet heute nicht mehr bekannt sind. Das Buch lässt sich gut in einem durchlesen, aber lädt auch immer wieder zum Blättern ein, um das Gelesene zu verfestigen, was man sich nicht nur als Einsteiger in die Materie nicht alles beim ersten Lesen merken kann. Die ein bis zwei Seiten kurzen Kapitel machen dem Leser eine Vielzahl von Informationen rund um das weite Feld des Bergbaus im Ruhrgebiet zugänglich. Eine Zeitleiste und ein kurzes „Wörterbuch“ bergmannssprachlicher Begriffe runden den Fundus an Wissen gelungen ab.

 

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Der Autor und das Buch

Der Blick ins Buch: Dietmar Bleidick: Bergbau. Foto: Petra Grünendahl.
Das Buch „Bergbau“ etwas anspruchsvoller geschrieben als die locker-flockigen „Duisburg für Klugscheißer“ und „Ruhrgebiet“ des Autoren-Duos Tina Halberschmidt und Martin Wedau. Wissenschaftlicher und faktischer schreibt Dietmar Bleidick: den Historiker (Wirtschafts- und Technikgeschichte) kann der gebürtige Bochumer nicht verleugnen. Das Buch bietet viele Informationen und Kontext – insbesondere historischer Art –, ist aber dennoch gut und flüssig lesbar. Seinen Job als Bergbauhistoriker im Deutschen Bergbau-Museum Bochum bezeichnet Bleidick als Berufung. Zahlreiche Publikationen zum Ruhrbergbau und zur Geschichte des Ruhrgebiets stammen aus seiner Feder. Seit 2015 ist er Schriftleiter der Zeitschrift „Der Anschnitt“, der vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum herausgegebenen, weltweit führenden Zeitschrift für Montangeschichte.

Der Blick ins Buch: Dietmar Bleidick: Bergbau. Foto: Petra Grünendahl.
Das 104-seitige Buch „Bergbau“ von Diemtar Bleidick ist im Essener Klartext Verlag in der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ erschienen. Das bebilderte Taschenbuch ist für 14,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-2313-3).

Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam und fundiert, denn, so der Verlag: „wir machen Bücher mit Qualität und gerne auch mal einem Augenzwinkern.“
www.klartext-verlag.de

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Ein Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (Blick ins Buch), Klartext Verlag (Cover)

 

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