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Can-Am Ryker und Can-Am Spyder: Ein Fahrbericht

Freizeitvergnügen auf drei Rädern
Von Petra Grünendahl

Can-Am im Test: Hier der Ryker in der Basisversion. Foto: Stefan Bischoff.
Den Can-Am Ryker gibt es in der Standard-Ausstattung nur mit einem Sitz, kann aber optional mit einem Beifahrersitz ausgestattet werden. Der Can-Am Spyder hat den Sozius-Sitz schon ab Werk dabei. Ob man ihn braucht, bleibt jedem selber überlassen, aber schöner ist natürlich, den „Mitfahrer“ mit einem eigenen Gefährt dabei zu haben. Eine Ausfahrt mit den dreirädrigen Straßenfahrzeugen wird gerade zu zweit oder in der Gruppe zum Erlebnis. Sowohl als Autofahrer – der Pkw-Führerschein reicht aus, ein solches Fahrzeug zu fahren – als auch als Motorradfahrer wird man sich schnell in die Handhabung des Trikes einüben.
Ohne eine Einweisung und ein kurzes Fahrtraining sollten Ungeübte nicht in den Straßenverkehr. Foto: Stefan Bischoff.
Wer meint, Motorradfahrer hätten hier einen Vorteil: Die breite Front mit zwei Rädern will auch von diesen erst einmal beherrscht werden. Dank UFit-System kann man Fußrasten und Lenker ohne Werkzeug und mit wenigen Handgriffen an den jeweiligen Fahrer anpassen, was jedem eine entspannte Ausfahrt ermöglicht. Ohne eine Einführung und ein paar Grundübungen zum Kennenlernen von Fahrzeug und Fahrverhalten sollte man allerdings nicht zu seiner ersten Tour starten. An Schutzkleidung gehören auf jeden Fall Helm und Motorradhandschuhe dazu. Motorradjacke und Hose sind ebenfalls zu empfehlen, auch wenn man vielleicht nicht unbedingt Protektoren braucht.

 

Der Ryker als Basismodell von Can-Am. Foto: Petra Grünendahl.
Mit seinen Fahrzeug-Baureihen Ryker und Spyder positioniert sich die Marke Can-Am im Bereich der Freizeit-Straßenmobile, die aber auch schon mal jenseits des Asphalts gefahren werden können. Bei einer Fahrzeugpräsentation des Herstellers durften wir den Ryker in der Standard-Version (600 ccm), als Rally Edition (900 ccm) sowie einen Spyder (1.330 ccm) in der Top-Version RT Sea-to-Sky testen. Der Ryker ist mit 2,35 Meter Karosserielänge das Einsteiger-Modell. Der Spyder wirkt als Fahrzeug größer als seine 2,83 Meter Länge es annehmen lassen. Mit 1,51 (Ryker) und 1,55 Metern (Spyder) Breite sind sie von Klein(st)wagen-Maßen nicht weit entfernt. Der Ryker ist 1,06 Meter hoch, der Spyder 1,46 Meter.

 

Der Can-Am Spyder Sea-to-Sky ist das luxuriöse Top-Modell der Baureihe. Foto: Stefan Bischoff.
Can-Am pflegt seine Fahrer-Community, legt aber auch Wert darauf, Frauen ein eigenes Forum für Fahrerlebnisse und Möglichkeiten zur Entfaltung zu bieten. Angestoßen hatte dies die Kanadierin Josée Perreault, Senior Vice President von Can-Am On-Road: Hier gibt es das Interview vom Rolling-Stone-Event „Women Shaping the Future” (in Englisch). Es ist nicht nur unter dem Aspekt „Frau“ sehr aussagekräftig und übertragbar, denn die Begeisterung fürs Fahren kann jeder entwickeln, der es mal probiert!

 

 
Antrieb, Handling und Sicherheit

Can-Am im Test: Hier der Ryker in der Basisversion. Foto: Stefan Bischoff.
Flott unterwegs kann man schon mit dem Basis-Modell des Ryker mit seinen drehfreudigen 600 ccm Hubraum und 50 PS sein. Mit den 270 Kilogramm Trockengewicht für das Basismodell hat der Rotax-Motor leichtes Spiel und vermittelt pure Fahrfreude an der frischen Luft. Ein stufenloses Twist-and-Go-Automatikgetriebe (CVT) überträgt beim Ryker die Motorkraft stufenlos über das Hinterrad auf den Asphalt. Für den Rückwärtsgang hat gibt es einen Hebel über dem linken Fußpedal. Der 600-ccm-Motor ist ein Reihen-Zweizylinder. Das 900-ccm-Aggregat ist ähnlich aufgebaut, verfügt aber über drei Zylinder in Reihe und leistet 82 PS. Die CVT-Automatik bietet hier zudem einen Eco- und einen Sport-Modus an. Den Kraftstoffverbrauch gibt der Hersteller für den 600 ACE mit 5,4 Litern Super je 100 Kilometer an, für den 900 ACE mit 6,1 Litern. Der Kraftstofftank fasst 20 Liter.

 

Der Can-Am Spyder Sea-to-Sky ist das luxuriöse Top-Modell der Baureihe. Foto: Stefan Bischoff.
Den größeren Spyder treibt ein 1.330-ccm-Dreizylinder-Aggregat an, das ebenfalls gut am Gas hängt, 115 PS leistet und im 464 Kilogramm schweren Fahrzeug eine gute Figur macht. Der Kraftstofftank fasst 26,5 Liter, was bei einem Normverbrauch von 6,26 Litern Super-Kraftstoff (Herstellerangabe) je 100 Kilometer – je nach Beladung, Einsatz und Fahrstil – für über 400 Kilometer reichen kann. Als Getriebe kommt im Spyder eine Halbautomatik mit Schaltwippen am Lenkrad und einem Rückwärtsgang zum Einsatz. Gangwechsel sind im Gegensatz zum CVT-Getriebe spürbar.

 

Der sportliche Spyder F3-S von Can-Am. Foto: Petra Grünendahl.
Beide Fahrzeug-Baureihen stehen auf Alu-Felgen: Der Ryker auf 16-Zoll-Felgen, der Spyder auf 15-Zöllern. Bei beiden Modellreihen sorgen Bremsanlagen mit Scheibenbremsen an allen drei Rädern für gute Verzögerung: Das hydraulische Bremspedal wirkt elektronisch geregelt auf alle Räder gleichzeitig. Während der Ryker über eine mechanische Parksperre verfügt, kommt der Spyder mit einer elektrisch betätigten Parkbremse. Die Sicherheit wird bei Can-Am ganz groß geschrieben: Das Fahrzeugstabilitätssystem VSS vereint ABS, Traktionskontrolle (TCS) und ein Stabilitätskontrollsystem (SCS) ähnlich dem ESP. Insbesondere auf der Straße greift es schnell ein, um Gefahrensituationen zu vermeiden. An Steigungen hilft eine Berganfahrhilfe (HHC), ein digital kodiertes Sicherheitssystem (D.E.S.S.) bietet Diebstahlschutz. Der Spyder verfügt zudem über eine Dynamische Servolenkung (DPS), die bei dem größeren Gewicht durchaus sinnvoll ist.

 

Ausfahrt als Gruppe. Foto: Stefan Bischoff.
Motorräder, aber auch die meisten Pkw bieten natürlich eine ganz andere Kurvendynamik. Aber dennoch macht die Fahrt mit den dreirädrigen Straßenfahrzeugen von Can-Am auf dem Asphalt Spaß. Kaum Seitenneigung zeigen die Trikes in der Kurve: Entsprechend geht der Fahrer auch nicht mit in die Kurve, wie man es vom Motorrad gewöhnt ist. Unproblematisch ist das Fahrverhalten, da die Elektronik (VSS) früh eingreift und regelt. Der Can-Am Ryker bietet dabei einen unmittelbareren Fahrbahnkontakt und ein puristischeres Fahrerlebnis als der massivere Spyder, bei dem der Fahrer windgeschützter und aufgrund des aufwändigeren Fahrwerks deutlich komfortabler sitzt. Der Ryker wirkt wegen seiner Kompaktheit spürbar agiler und ist einfacher unter Kontrolle zu halten als das größere Modell. Der Spyder mit seiner höheren Sitzposition, dem seirenmäßigen Windabweiser und seinem gefühlt „geschützteren Raum“, der mehr Komfort und Sicherheitsgefühl bietet, wirkt zugleich auch geschlossener und man fühlt sich „abgehobener“ vom Asphalt.

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Welches des der beiden Modelle – den puristischen Ryker oder den komfortablen Spyder – man vorzieht, bleibt jedem selbst überlassen!

 

 
Kosten, Versicherung und Fahrerlaubnis

Can-Am im Test: Hier der Ryker in der Basisversion. Foto: Stefan Bischoff.
Den Ryker gibt es als Einsteigermodell zu Preisen ab 9.999 Euro (mit dem 600-ccm-Basismotor), aber fast unendlichen Möglichkeiten zur Individualisierung, die sich dann natürlich auch im Aufpreis für das entsprechende Zubehör niederschlagen können. Die Rally Edition startet bei 13.099 Euro. Den einzigen serienmäßigen Stauraum bietet ein Handschuhfach (7 Liter).

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Der sportliche Spyder F3-S von Can-Am. Foto: Petra Grünendahl.
Der leistungsstärkere Spyder kostet als Spyder F3-S ab 18.899 Euro, als luxuriöser Spyder RT ab 29.799 Euro. Die komfortablen Top-Modelle der Spyder-Reihe eigenen sich für lange Fahrten (auch zu Zweit) und bieten ein für Reisen taugliches Stauraumvolumen serienmäßig (insgesamt 177 Liter).

 

Der Can-Am Spyder Sea-to-Sky ist das luxuriöse Top-Modell der Baureihe. Foto: Petra Grünendahl.
Der Hersteller gibt eine zweijährige Garantie auf die Neufahrzeuge mit zwei Jahren Pannenhilfe / Roadside Assistance inklusive. Versichert werden die Fahrzeuge als „Funcars“: Wer keinen Versicherer für solche Fahrzeuge parat hat (nicht jede Versicherungsgesellschaft versichert sie), findet unter https://spyder-versicherung.de/ Tipps und Angebote.

 
Wer einen Can-Am Ryker oder Spyder fahren will, braucht einen Führerschein der Klassen A oder B (Motorrad bzw. Pkw), allerdings beträgt das Mindestalter auch beim Pkw-Führerschein 21 Jahre.

 

 
Can-Am

Can-Am im Test: Hier der Ryker in der Basisversion. Foto: Stefan Bischoff.
Can-Am ist eine Marke von BRP Inc. (Bombardier Recreational Products). Mit der Marke Can-Am bedient BRP die Segmente On-Road- und Off-Road-Fahrzeuge: Neben dem Ryker und dem Spyder als Straßenfahrzeuge (Can-Am On-Road) entwickelt und produziert das Unternehmen All-Terrain Vehicles (ATV), Quads und Side-by-Sides fürs Gelände (Can-Am Off-Road). Die leistungsstarken Motocross- und Enduro-Motorräder mit denen die Marke 1972 auf dem Markt gestartet war, sind nicht mehr im Programm. Der Can-Am Spyder war 2007 das erste dreirädrige Motorrad (Trike) mit einem zentralen Hinterrad auf dem Markt, das seit 2008 auch in Deutschland verkauft wurde. Seit 2018 ist der leichtere Ryker im Angebot (Anfang 2019 in Deutschland). Beide Fahrzeug-Reihen werden kontinuierlich Modell-gepflegt und weiterentwickelt. Produziert werden die On-Road-Fahrzeuge von Can-Am in Kanada, Mexico und Finnland.
https://can-am.brp.com/

 

Der Ryker als Basismodell von Can-Am. Foto: Petra Grünendahl.
Das kanadische Unternehmen BRP hat seinen Sitz in Valcourt (Quebec), wurde erst 2003 aus dem Bombardier-Konzern (Flugzeuge und Schienenfahrzeuge) heraus eigenständig und ist seit 2013 an der Börse notiert. Neben den On- und Off-Road-Modellen der Marke Can-Am gehören unter anderem die Marken Rotax (Motoren), Ski-Doo und Lynx (beides Schneemobile) sowie verschiedene Marken für Freizeitboote zum Unternehmen. Das Unternehmen beschäftigt rund 12.600 Mitarbeiter in 120 Ländern.
https://www.brp.com/

 

Can-Am im Test: Hier der Ryker in der Basisversion. Foto: Stefan Bischoff.
Gegründet hatte das Unternehmen Bombardier Inc. Joseph-Armand Bombardier 1942 als L’Auto-Neige Bombardier Limitée für den Bau von Schneemobilen. Es folgten Schneepflüge und All-Terrain Vehicles (ATV). 1970 stieg Bombardier in den Schienenfahrzeugbau ein. Ende der 1980er-Jahre entstand der Bereich Aerospace durch den Aufkauf zahlreicher Unternehmen. Bombardier hat sich im Flugzeugbau mittlerweile auf Business-Jets konzentriert. Der Bereich Schienenfahrzeuge (Bombardier Transportation GmH) wurde im Januar 2021 an den französischen Konkurrenten Alstom verkauft.

 
© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (5), Stefan Bischoff (9)

 

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