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Büchertipp: Walter Buschmann (Hrsg.) zeigt „Industriekultur“ in Krefeld und am Niederrhein

Von Samt, Seide und Tuch bis Bergbau und Edelstahl
Von Petra Grünendahl

Der Blick ins Buch: „Industriekultur – Krefeld und der Niederrhein“. Foto: Petra Grünendahl.
Ausgehend von Schafzucht und Flachsanbau sowie handwerklicher Seidenweberei, Leinen- und Tuchproduktion entstanden in Krefeld, Mönchengladbach und Viersen vielfältige Unternehmen in der Textilindustrie. Als Folge kam der Maschinenbau, der zunächst englische Importmaschinen für die Textilproduktion wartete und reparierte. Die Maschinenbauer entwickelten dann selber schließlich welche, die sie sogar weltweit vertreiben konnten. Mit dem Steinkohlenbergbau, der Rheinschifffahrt und der Eisenbahn kam die Montanindustrie als Folge von August Thyssens Expansion 1900 nach Krefeld: Zur Krefelder Stahlwerke AG (später: Deutsche Edelstahlwerke AG) kam 1908 die Stahlwerk Becker AG, das sich ebenfalls auf Edelstahl konzentrierte. Aus Farbenwerken, Färbereien und der Produktion von Hilfsmitteln für die Textilindustrie (Seife, Fleckentferner, Fettlöser) entstanden Chemische Fabriken und Chemiewerke, die später zum Beispiel auch textile Kunstfasern produzierten. Der agrarisch geprägte untere Niederrhein mit seinen Mühlen für Öl und Getreide sowie Raffinerien profitierte von Absatzmöglichkeiten in der nahen Industrieregion.

 

Buchcover „Industriekultur – Krefeld und der Niederrhein“. Foto: Petra Grünendahl.
Das Buch „Industriekultur – Krefeld und der Niederrhein“, das 2017 von Walter Buschmann herausgegeben wurde, thematisiert in 22 Aufsätzen Denkmalpflege und historische Bauforschung, Industriegeschichte und Industriekultur in ihrer örtlichen und regionalen Verankerung. Das Werk will das industriekulturelle Erbe des Niederrheins hervorheben, um dessen Erhaltungswürdigkeit herauszustellen, die bislang im Vergleich zu anderen Regionen (z. B. dem Ruhrgebiet) noch etwas vernachlässigt wird. Zweiundzwanzig Autoren (Kurzbiografien gibt es im Anhang) schlagen in den Bereichen Textil, Chemie, Lebensmittel, Verkehr und Montanindustrie Brücken von der historischen und industriellen Entwicklung hin zur heutigen Situation, einer eventuellen Nachnutzung und Revitalisierung der Areale. Dabei konnten sie auf historischen Fotos, Zeichnungen, Karten und Illustrationen, Fotos aus neuerer Zeit, die teilweise ebenfalls schon wieder historischen Wert haben, sowie aktuelle Planzeichnungen zurückgreifen, die ihre Schilderungen visuell unterstützen. Sprachlich sind die Texte überwiegend eher wissenschaftlich gehalten, hochinformativ und für den Leser ein Gewinn: Das Buch ist kein Schmöker, den man in einem Rutsch durchliest, sondern eher ein Werk zum Lesen einzelner Kapitel sowie zum Blättern und sich dann irgendwo festlesen. Dabei finden sich auch sehr lesenswerte Kapitel über die Geschichte des linksrheinischen Bergbaus sowie der Stahlwerkwerke in Krefeld und Willich, die Bezüge zur Kern-Ruhrgebietswirtschaft aufzeigen.

 

Das Buch „Industriekultur – Krefeld und der Niederrhein“ behandelt die Gebiete der Niederrheinischen IHK und der IHK Mittlerer Niederrhein. Foto: Symbolbild.
Auch wenn der Schwerpunkt der Ausführungen auf Krefeld und Uerdingen (bis 1929 selbstständige Stadt) liegt, so fließen doch auch in zahlreichen Aufsätzen Betrachtungen vom mittleren und unteren Niederrhein bis hin zur holländischen Grenze mit ein. In Duisburg steht besonders Homberg und Rheinhausen im Fokus. Der Niederrhein von Duisburg über den Kreis Wesel bis in den Kreis Kleve sowie der Mittleren Niederrhein zwischen Krefeld, Neuss, dem Kreis Viersen und Mönchengladbach gehören heute zu den IHK-Bezirken Niederrhein (Duisburg) und Mittlerer Niederrhein (Krefeld-Mönchengladbach-Neuss). Viele Pioniere der Industrialisierung am Niederrhein wie Franz Haniel, August Thyssen, Friedrich Harkort, Friedrich Diergardt und Gustav Mevissen haben auch in Duisburg Spuren hinterlassen.

 

 
Der Herausgeber
Walter Buschmann (*1949) ist Kunsthistoriker und war als Landesdenkmalpfleger mehr als 35 Jahre im Ruhrgebiet beruflich tätig. Er vermittelte sein Wissen und die Methodik der Industriedenkmalpflege über Jahrzehnte als Hochschullehrer in Essen, Dortmund, Köln und seit 1995 auch an der RWTH Aachen. Insbesondere auch im Zusammenwirken mit dem „Förderverein Rheinische Industriekultur e.V.“ weckte er mit seinen Forschungen das Interesse des Publikums. Er verantwortete zahlreiche Publikationen zu Industriedenkmälern als Autor und Herausgeber.
https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Buschmann

 

 
Das Buch und der Verlag

Der Blick ins Buch: „Industriekultur – Krefeld und der Niederrhein“. Foto: Petra Grünendahl.
Das 438-seitige Buch „Industriekultur“ von Walter Buschmann (Herausgeber) ist im Essener Klartext Verlag erschienen. Das reich bebilderte Buch im Softcover-Einband ist für 39,95 Euro im lokalen Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-8375-1806-1).

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Der Klartext Verlag wurde 1983 gegründet, seit 2007 ist er Teil der Funke Mediengruppe. Seine Heimat liegt im Ruhrgebiet, wo auch der überwiegende Teil seiner Publikationen angesiedelt ist: Freizeitführer, Sachbücher, Kalender und Bildbände. Mit der „Von oben“-Reihe kann man Städte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in ganz Deutschland aus der Vogelperspektive bewundern. Und mit der Reihe „Irrtümer und Wahrheiten“ (bei ihrem Start im Verlagsprogramm hieß die Serie noch „Klugscheißer“) lernt der Leser Neues zu verschiedenen Orten, Themen und Fußballvereinen – unterhaltsam und fundiert, denn, so der Verlag: „wir machen Bücher mit Qualität und gerne auch mal einem Augenzwinkern.“
www.klartext-verlag.de

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© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl, Cover: Klartext Verlag

 

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