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Lebhafte Debatten beim IHK-Verkehrsforum Ruhr: Einigkeit im Ziel, Diskussion über den Weg

IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer (l.) begrüßte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (r.) zum IHK-Verkehrsforum Ruhr in der Waltroper Stadthalle. Foto: Arne Pöhnert.
Wie Verkehr und Mobilität im Ruhrgebiet mit weniger Belastungen für Menschen und Umwelt organisiert werden können und welche Anforderungen sich daraus für die Infrastruktur ergeben, war das zentrale Thema beim gemeinsamen Verkehrsforum der sechs Ruhr-IHKs. Während der Veranstaltung in der Stadthalle in Waltrop diskutierten Vertreter der Ruhrwirtschaft unter anderem mit NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst und Verkehrspolitikern aus dem Deutschen Bundestag.

„Aus Sicht der Wirtschaft besteht die zentrale Herausforderung darin, die Anforderungen der Unternehmen an Mobilität, Erreichbarkeit sowie Logistik und den hieraus resultierenden Bedarf zur Optimierung der Verkehrsinfrastruktur bestmöglich mit den Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes in Einklang zu bringen“, machte Dr. Benedikt Hüffer, Präsident der IHK Nord Westfalen, direkt zu Beginn des Forums deutlich. „Wir können diese Herausforderungen nur gemeinsam angehen und bewältigen“, verwies Hüffer auf einen notwendigen Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Podiumsdiskussion mit NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (l.) beim IHK-Verkehrsforum Ruhr. Foto: Arne Pöhnert.
NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst betonte: „Wir haben die Verantwortung angenommen, die Weichen der Verkehrspolitik für unsere Kinder neu zu stellen. Vernünftige Politik der Mitte denkt die alltägliche Mobilität der Menschen in Stadt und Land weiter. Nie zuvor stand in Nordrhein-Westfalen so viel Geld für die Modernisierung von Infrastrukturen, dem Ausbau des ÖPNV und der digitalen Vernetzung aller Verkehrsmittel zur Verfügung: in Summe und auf allen Ebenen über 40 Milliarden Euro. Damit stärken wir alle Verkehrsmittel mit ihren Stärken, um den Menschen und der Wirtschaft ein besseres Angebot für sichere und saubere Mobilität zu machen.“

Mit Blick auf die Klimaschutzziele waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dass der Gütertransport auf dem Wasser und der Schiene an Bedeutung gewinnen muss. Dr. Andreas Lützerath, Mitglied des Vorstands der Essener TRIMET Aluminium SE, forderte, „den Bestand lokaler Hafenbetriebe sicherzustellen und die Wettbewerbsfähigkeit des Schienenverkehrs auszubauen“. Roberto Spranzi, Vorstand DTG Deutsche-Transportgenossenschaft Binnenschifffahrt eG aus Duisburg stimmte dem zu: „Um den CO2-Ausstoß ernsthaft reduzieren zu können, führt kein Weg an der Binnenschifffahrt vorbei.“ Das Ruhrgebiet mit seinem dichten Netz an Wasserstraßen weise hierfür grundsätzlich beste Voraussetzungen auf. Allerdings, so seine Kritik, bremsen zum Beispiel marode Schleusen am Wesel-Datteln-Kanal oder zu niedrige Brückenhöhen im gesamten Kanalnetz das Wachstum der Binnenschifffahrt aus.

Darüber hinaus gelten auch der Einsatz alternativer Antriebe im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und der Logistik als wesentliche Voraussetzung für das Erreichen der Klimaziele. „Hierfür brauchen die Unternehmen Planungssicherheit und verlässliche Förderinstrumentarien, die nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch die Infrastruktur am Betriebssitz berücksichtigen“, unterstreicht Anja Fischer, Geschäftsführerin der TRD Reisen Fischer GmbH & Co. KG aus Dortmund.

Die Auswirkungen der langjährigen Sperrung der A 43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal machen aus Sicht der Ruhr-IHKs deutlich, dass die Qualität und Zukunftsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Ruhrgebiet entscheidend beeinflusst. Norbert Redemann, Geschäftsführer der gleichnamigen Spedition aus Recklinghausen, bekräftigt: „Investitionen zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur, beispielsweise der Ausbau der B 224 zur A 52, der sechsstreifige Ausbau der A 40 oder der Ausbau der Schienenstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen, der sogenannten Betuwe-Linie, sind von großer Bedeutung für die Ruhrwirtschaft“.

Auch das Zusammenspiel der Verkehrssysteme sei wichtig. Dazu noch einmal Andreas Lützerath: „Als Grundstoffhersteller für die verarbeitende Industrie sind wir auf Straßen, Schienen- und Wasserwege gleichermaßen angewiesen, um uns mit Rohstoffen zu versorgen und unsere Kunden zu beliefern“. Dem pflichtet Bernd Reuther MdB von der FDP-Bundestagsfraktion bei: „Erhalt und Sanierung der Infrastruktur sollte auch in Zukunft ein Kernanliegen der Verkehrspolitik sein. Denn nur wenn Straßen, Schienen und Wasserwege in einem guten Zustand sind, gelingt uns die Verzahnung der einzelnen Verkehrsträger.“

 

Vor allem die Investitionen in die Infrastruktur für umweltfreundliche Verkehrsträger müssen deutlich erhöht werden. “Es braucht klarere Prioritäten. Der Erhalt der Straßen ist weiterhin erforderlich. Wenn wir sie aber wirklich entlasten und Verkehre verlagern wollen, ist dem Ausbau von Schienenwegen und Wasserstraßen endlich Vorrang zu gewähren”, betont Oliver Krischer MdB für die Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag.

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„Das Land NRW und der Bund müssen weiterhin verstärkt den Dauerstaus auf den Autobahnen und der Überlastung des Nahverkehrs in der Metropole Ruhr entgegenwirken! Hierfür braucht es ein verkehrsträgerübergreifendes Vorgehen und eine zielgerichtete Verlagerung des Güterverkehrs auf Schiene und Wasserwege“, so die zentrale Forderung von Reinhold Sendker MdB der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Moderne Logistik muss zur Sicherung der Lieferketten trimodal gedacht werden. Digitalisierung und Datentransfer spielen hierbei eine entscheidende Rolle“, ergänzte Roberto Spranzi.

Die Chancen der Digitalisierung müssten auch im ÖPNV konsequent genutzt werden, um eine stärkere Vernetzung voranzutreiben, betonte die Unternehmerin Anja Fischer. Die Coronakrise habe auch den ÖPNV mit voller Wucht getroffen, die Fahrgastzahlen gingen stark zurück. „Daher muss nun alles darangesetzt werden, das Vertrauen der Menschen in die Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit der Busse und Bahnen zurückzugewinnen. Denn ohne eine starken ÖPNV wird die Verkehrswende im Ruhrgebiet nicht gelingen“, machte sie klar.

Norbert Redemann betonte in dem Zusammenhang die Notwendigkeit, „die Erreichbarkeit und die Aufenthaltsqualität in den Innenstädten bestmöglich in Einklang zu bringen“. Wichtig sei dabei, Mobilitätsstationen und innovative City-Logistik-Konzepte zu fördern.

„Die Metropole Ruhr ist einer der größten Verkehrs- und Logistikdrehscheiben in Europa. Die Handlungsfelder reichen vom Ausbau des Angebots im öffentlichen Verkehr, über die Nutzung der Digitalisierung, der Stärkung der Kombinierten Verkehre bis zum Thema City-Logistik und alternative Antriebe. Das alles sind Themen, die aktuell bearbeitet werden und auch mittelfristig noch auf der Agenda stehen“, benannte Arno Klare MdB die zahlreichen Herausforderungen und Facetten von Verkehr, Mobilität und Infrastruktur im Ruhrgebiet aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion.

Die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet
IHK Mittleres Ruhrgebiet, Bochum; IHK zu Dortmund; Niederrheinische IHK Duisburg, Wesel, Kleve zu Duisburg; IHK für Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen; Südwestfälische IHK zu Hagen; IHK Nord Westfalen, Gelsenkirchen.
Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen
Fotos: Arne Pöhnert

 

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