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Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers präsentiert Bergbaukalender 2022

Schachtanlagen der Region in ihrem historischen Kontext
Von Petra Grünendahl

Titelbild (Fotomontage): „Glückauf 2022 – Bergbau am Niederrhein“, der Kalender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins.
Die Fotografien im Bergbaukalender reichen von 1920 bis hin zu den letzten Monaten auf Bergwerk West 2012. Sie zeigen Ansichten von Schachtanlagen zu ihren Betriebszeiten. Heute ist davon nicht mehr viel, an manchen Standorten sogar lediglich eine Protegohaube oder gar einem Schachtdeckel übrig geblieben. Auf anderen Fotografien erkennt man jedoch noch einzelne Gebäude, die das Ende der Kohlenförderung am Niederrhein überdauert haben und die heute noch genutzt werden. Der Bergbau hat die Region geprägt und Städte wie Moers oder Duisburg zu dem gemacht, was sie sind. Der Kalender macht sich auf Spurensuche einer 155-jährigen Geschichte des Bergbaus am Niederrhein. Die Auswahl der Fotos reicht vom Bergwerk Friedrich Heinrich (zuletzt Bergwerk West) in Kamp-Lintfort, der Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn und dem Bergwerk Borth* in Rheinberg über die verschiedenen Standorte von Rheinpreußen in Moers und Homberg bis hin zu den Bergwerken Diergardt und Mevissen in Rheinhausen.

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Stellten den Kalender vor (v. l.): Alberto Dominguez (vorne), Heinz Bernard, Hans Gerd Lamers, Hatice Kardas, Peter Boschheidgen, Gudrun Krispin und Dieter Soyke. Foto: Petra Grünendahl.
Mit „Glückauf 2022 – Bergbau am Niederrhein“ präsentierte der Vorstand des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins (GMGV) in Moers seinen zweiten Kalender für das kommende Jahr. Seit Jahren schon spricht der Verein mit dem Nutzungsrecht auf Rheinpreußen Schacht IV in Hochstraß, dem ehrenamtlichen Erhalt des Fördermaschinenhauses und den Führungen durch ehemalige Bergleute neue Kreise in der Bevölkerung und vor allem Bergbauinteressierte an. Das Fördermaschinenhaus von Rheinpreußen Schacht IV diente mehrfach als Spielstätte der Extraschicht.
Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV. Foto: Petra Grünendahl.
Ein erstes Kerzenkonzert im Maschinenhaus zum Ende der Steinkohlenförderung im Deutschland im Dezember 2018 erlebte 2019 eine zweite Auflage, bevor Corona weitere Veranstaltungen dieser Art verhinderte. Mit dem Bergbau erreicht der GMGV nicht nur ein interessiertes Publikum, sondern gewinnt auch neue Vereinsmitglieder. Da lag ein solcher Kalender neben dem Klassiker „Moerser Ansichten“ (seit 2015) nahe.

 

 
André Thissen

André Thissen, Leiter Arbeitskreis Schacht IV. Foto: privat.
Geschaffen hat diesen Kalender André Thissen, der leider bei der Vorstellung des Kalenders verhindert war. Er hat als Bergmann auf Zechen am Niederrhein gearbeitet und kennt sich im Bergbau und bei Schachtanlage in der Region aus: „Nachdem André in den vergangenen Monaten in den sozialen Medien mit Postings zur Geschichte der Zeche Rheinpreußen eine riesige Resonanz hatte, hab ich ihn gefragt, ob er sich einen Kalender mit Bergbau-Motiven vorstellen könne“, erzählte Frank Heinrich, Schatzmeister des GMGV. Er konnte. André Thissen war auf den Schachtanlagen Rheinpreußen 9 (1981-1990) in Moers-Utfort und Bergwerk West (1990-2013) in Kamp-Lintfort bis zum Ende des Bergbaus am Niederrhein dabei.

 

Bergwerk West, Foto von André Thissen: „Glückauf 2022 – Bergbau am Niederrhein“, der Kalender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins.
Seit 2004 hat er mit dem Fokus auf Nachtaufnahmen mit Industrieanlagen und Bergwerken im Ruhrgebiet fotografische Erfahrungen gesammelt. Ab 2010 gab es Kalender „Ruhrgebiet bei Nacht“, denen Fotoausstellungen folgten. Seit einer Fotoausstellung auf Schacht IV wurde der Kontakt zu den dort ehrenamtlichen Bergleuten enger, da er sich auf seinen fotografischen Streifzügen neben den Motiven immer auch für die Geschichte der Standorte interessierte. Beim GMGV ist er heute Arbeitskreisleiter Schacht IV. Aus einem Nachlass eines Vereinskollegen bekam er etliche Terrabyte an montanhistorischen Fotos, Zeichnungen und Dokumenten. „Daraus können wir ohne Probleme 25 Jahre Kalender machen“, kommentierte Hans Gerd Lamers, der in Moers die Buchhandlung Spaethe betrieben hatte und als (ehemaliger) Verlagsvertreter für Kalender seine Kenntnisse für die Produktion des Kalenders beisteuerte.

 

 
Glückauf 2022 – Bergbau am Niederrhein

Rheinpreußen 1 und 2 in Homberg: „Glückauf 2022 – Bergbau am Niederrhein“, der Kalender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins.
Neben den zwölf (datierten) Motiven von Zechen und Schachtanlage führen kurze Texte in die Historie des jeweiligen Standorts ein. Neben deutschsprachigen Texten gibt es eine türkische Übersetzung, verfügt doch Moers als ehemalige Bergbaustadt auch über eine große und aktive türkische Community. Die Übersetzung übernahm Halil Sentürk, der als ehemaliger Bergmann auch die benötigten Fachbegriffe beherrscht, mit Hilfe von Hatice Kardas, die das Ganze inklusive türkischer Sonderzeichen aufs virtuelle Papier brachte.

Zeche Diergardt Schacht 1: „Glückauf 2022 – Bergbau am Niederrhein“, der Kalender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins.
Der Kalender im A3-Querformat ist für 9,95 Euro in lokalen Buchhandlungen in Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn sowie teilweise auch in Schreibwarenläden in der Region zu haben. Der GMGV selber hat erste Exemplare am vergangenen Wochenende beim Schlossfest in Moers verkauft und ist damit auf große Resonanz gestoßen. Von einer Auflage von 750 Stück sind über 500 Stück schon an die Verkaufstellen ausgeliefert. Mit dem Erlös werden Projekte des GMGV finanziert – auch am Schacht IV.

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Grafschafter Museums- und Geschichtsverein in Moers e.V.

Rheinpreußen Schacht IV in Moers-Hochstraß: „Glückauf 2022 – Bergbau am Niederrhein“, der Kalender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins.
Der Museums- und Geschichtsverein in Moers möchte die Geschichte und Kultur der Grafschaft Moers schützen und erhalten – und das seit 1904. In diesem Jahr gründete Dr. Hermann Boschheidgen den „Verein für Heimatkunde“. Seitdem werden vom Verein, der heute „Grafschafter Museums- und Geschichtsverein“ heißt, Gegenstände aus dem Alltag und dem Leben der Moerser Bevölkerung zusammengetragen und im Moerser Schloss ausgestellt. Dadurch soll gemeinsam mit der Stadt Moers interessierten Bürgern die Geschichte der Grafschaft und des Altkreises Moers nahe gebracht werden. Den kulturellen und historischen Wert des Schlossparks stärker bewusst zu machen und zu erhalten ist ebenfalls ein Ziel der Arbeit des GMGV. Der heutige Vorsitzende, Peter Boschheidgen, ist ein Enkel des Vereinsgründers.

Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV. Foto: Petra Grünendahl.
Als weiterer Schwerpunkt der Vereinstätigkeit kam später die Geschichte des Bergbaus mit dem Nutzungsrecht für das „Industriedenkmal Rheinpreußen Schacht IV“ hinzu, mit der Verpflichtung, das Maschinenhaus von 1906 zu erhalten. Der Bergwerks-Standort war 1962 stillgelegt worden. Unter dem langjährigen Vereinsvorsitzenden Andreas Eichholtz übernahm der GMGV Ende der 1990er-Jahre als Bauherr mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, des Landes NRW und der Nordrhein-Westfalen-Stiftung die Renovierung. Das Denkmal und die restaurierte Technik kann im alten Maschinenhaus besichtigt werden. Ehemalige Bergleute erklären die Fördertechnik und führen durch die Sammlung. Allerdings ist das Fördermaschinenhaus aktuell wegen Corona geschlossen.
www.gmgv-moers.de

 
*) auch dort war zunächst Kohle gefördert worden, bevor man zur Förderung von Steinsalz wechselte

 
© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (3), privat (1), Kalender: GMGV

 
 

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