Anzeige

Deutsche Oper am Rhein: Publikum feierte Richard Wagners „Tristan und Isolde“ zur Premiere im Theater Duisburg

Vom Leben, vom Lieben und vom Loslassen
Von Petra Grünendahl

Daniel Frank (Tristan), Alexandra Petersamer (Isolde), Duisburger Philharmoniker. FOTO: Hans Jörg Michel.
Auf der Schiffsüberfahrt von Irland nach Kornwall erzählt Isolde (Alexandra Petersamer) ihrer Vertrauten Brangäne (Katarzyna Kuncio) von ihrer ersten Begegnung mit Tristan (Daniel Frank), der ihren Verlobten im Kampf getötet hatte und seine Verletzungen ausgerechnet von ihr behandeln ließ. Als sie ihn als den Täter ausmachte, wollte sie ihn töten, aber sein Blick ließ sie in Liebe zu ihm entbrennen. Isolde fühlt sich gedemütigt, denn Tristan bringt sie nun als Braut für seinen Onkel, den König Marke (Hans-Peter König) nach Kornwall. Tristan redet nicht einmal mit ihr, sondern nur durch seinen Begleiter Kurwenal (Richard Šveda). Isolde will ihn (und sich selbst) töten, aber Brangäne tauscht den Todestrank gegen einen Liebestrank: Die beiden gestehen einander ihre Liebe. Nach der Heirat mit Marke treffen sich die Liebenden heimlich, werden aber von Tristans vermeintlichem Freund Melot (Dmitri Vargin) verraten. Kurwenal bringt den im Kampf mit Melot verwundeten Tristan in seine Heimat Kareol, wo dieser sterben will, da er ohne Isolde nicht leben, aber eben auch nicht loslassen kann. Erst als Isolde bei ihm eintrifft, kann er vom Leben lassen. Auch sie gibt sich über seinem Sarg dem Tod hin. König Marke, von Brangäne über die Zusammenhänge aufgeklärt, hätte die beiden gemeinsam ziehen lassen, kommt aber zu spät.

 

Alexandra Petersamer (Isolde), Daniel Frank (Tristan). FOTO: Hans Jörg Michel.
Mit minutenlangen Standing Ovations und vielen Bravo-Rufen feierte das restlos begeisterte Publikum die hochklassige Premieren-Vorstellung von Richard Wagners (1813–1883) „Tristan und Isolde“ im Theater Duisburg. Erstmals spielte die Deutsche Oper am Rhein diese Version der Oper in drei Aufzügen an einem Abend, in der vergangenen Spielzeit war sie in Düsseldorf auf drei Abende verteilt gewesen. Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein, hatte im Mai 2020 bei Eberhard Kloke angefragt, ob er sich vorstellen könnte, „Tristan und Isolde“ Corona-konform für ein kleines Orchester zu bearbeiten. Er konnte – und so entstand zusammen mit Regisseur Dorian Dreher eine Bearbeitung für die Deutsche Oper am Rhein, die mit weniger Musikern im Orchestergraben auskommt und Teile der Instrumentierung sogar auf die Bühne verlagert. Kloke hat die Noten von Wagner neu arrangiert: Herausgekommen ist ein Werk, welches in keinster Weise Wagners mächtige Bühnenpräsenz eingebüßt hat. Die Duisburger Philharmoniker dominieren selbst in kleiner Besetzung und mehr noch auch auf der Bühne unter ihrem Dirigenten Axel Kober, der als exzellenter Wagner-Dirigent zählt und schon mehrfach in Bayreuth den Taktstock schwingen durfte. Die Corona-Inszenierung von „Tristan und Isolde“ ist anders, als man Wagner bislang erleben durfte, aber dafür von ihrem Konzept nicht weniger faszinierend und Stoff für einen tollen Opernabend. Mit zwei halbstündigen Pausen (für Umbauten auf der Bühne) dauert die Vorstellung gute fünf Stunden. Gesungen wird in deutscher Sprache, Übertitel erleichtern das Verständnis der Handlung.

 

Anzeige

 
Der Komponist, das Werk, die Inszenierung

Alexandra Petersamer (Isolde), Daniel Frank (Tristan). FOTO: Hans Jörg Michel.
Für den Text zu seiner Komposition hat Richard Wagner den Versroman „Tristan“ von Gottfried von Straßburg aufs Wesentliche verdichtet zum Libretto verarbeitet: Was Wagner als „Handlung“ bezeichnet spielt in den Gefühlswelten seiner Figuren. Sein Musikdrama bietet weniger Handlungstheater als eine Interaktion von vielschichtigen Psychogrammen der Charaktere. Wagner komponierte die Oper während seiner Arbeiten am „Ring des Nibelungen“, weil der chronisch unter Geldnot leidende Komponist kurzfristig Finanzmittel brauchte. Obwohl schon Ende der 1850er-Jahre fertig gestellt, findet eine Uraufführung allerdings erst 1865 im Nationaltheater München statt.

 

Hans Peter König (König Marke), dahinter Daniel Frank (Tristan), Katarzyna Kuncio (Brangäne). FOTO: Hans Jörg Michel.
Gesanglich wie schauspielerisch überzeugen die herausragenden Akteure, die auch das Innenleben ihrer Figuren glaubhaft vermitteln. Für diese Aufführung der Deutschen Oper am Rhein hat der Dirigent, Komponist, Arrangeur und Projektmacher Eberhard Kloke das monumentale Werk verdichtet und in Form einer komponierten Interpretation bearbeitet, um die Aufführung mit einem kleineren Orchester möglich zu machen. Die Uraufführung der Bearbeitung fand in der letzten Spielzeit in Düsseldorf an drei aufeinander folgenden Abenden statt. Neben dem überschaubaren Cast an Akteuren stehen auch ein Streicherquartett als musikalische Begleitung der Isolde und ein Englischhorn (ein Holzblasinstrument ähnlich einer Oboe) für den Tristan mit auf der Bühne: Selten sind die Komposition und die Musiker so präsent. Dass auch immer wieder andere Musikergruppen von der Bühne aus spielen, lässt das immer noch sehr monumentale Werk nicht gerade nach „kleinerem“ Orchester klingen. Unterstützt werden die Emsemble-Sänger vom Herrenchor der Deutschen Oper am Rhein unter der Leitung von Gerhard Michalski. Die Inszenierung lebt auch von dem technisch aufwändigen variablen Bühnenaufbau mit verschiedenen Ebenen, für den Heike Scheele verantwortlich zeichnet. Die Kostüme hat Ronja Reinhardt entworfen. Stimmungsvoll ins rechte Licht gesetzt werden Bühnenbild und Aufführung von Volker Weinharts Lichtdesign.

 

 
Ein kleiner Vorgeschmack: der Teaser

Daniel Frank (Tristan). FOTO: Hans Jörg Michel.
Auf ihrem Youtube-Kanal stellt die Deutsche Oper am Rhein noch ein vierteiliges Making-Of über diese völlig neue Fassung von „Tristan und Isolde“ zur Verfügung.

 
Weitere Termine im Theater Duisburg:
Sa | 6. November 2021 | 17:00 – 22:00 Uhr und
So | 14. November 2021 | 17:00 – 22:00 Uhr.

Anzeige
Anzeige

 

Anzeige

 
Deutsche Oper am Rhein


An der Bar: Daniel Frank (Tristan), Kirsten Kadereit-Weschta (Englischhorn). Obere Ebene: Duisburger Philharmoniker, Richard Šveda (Kurwenal). FOTO: Hans Jörg Michel.
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

 

Alexandra Petersamer (Isolde), Duisburger Philharmoniker. FOTO: Hans Jörg Michel.
Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt. Zusätzlich gibt es zu den meisten Produktionen einen Audio-Opern- oder Ballettführer im Kurzformat unter https://www.operamrhein.de/de_DE/opernfuehrer-audio. Tickets kosten zwischen 19,00 und 66,00 Euro. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.

 

Anzeige

 
Die unvermeidlichen Corona-Regeln

Alexandra Petersamer (Isolde), Duisburger Philharmoniker. FOTO: Hans Jörg Michel.
Seit dem 1. November werden dürfen die Vorstellungen wieder ohne Kapazitätsbegrenzungen durchgeführt werden. Der Zutritt erfolgt auf Basis der 2G-Regel. Innerhalb der Räumlichkeiten muss eine medizinische Maske getragen werden. Sie darf nach Vorstellungsbeginn am Platz abgenommen werden. Es gelten die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln. Ein Garderobenservice steht zur Verfügung, ein gastronomisches Angebot gibt es mit Einschränkungen.
Mehr: operamrhein.de/de_DE/wissenswertes

 
© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Hans Jörg Michel

 

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen