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Lektüretipp: Daniel Bobergs „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ im Sutton Verlag

Der Versuch, die Geschichte verlassener Orte einzufangen und zu konservieren
Von Petra Grünendahl

Blick ins Buch: „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ von Daniel Boberg. Foto: Petra Grünendahl.
Obwohl sich manche Lost Places äußerlich recht ähnlich sehen würden, habe doch jeder dieser Orte seine eigene Atmosphäre, schreibt Daniel Boberg in seinem neuen Bildband. Die wenigsten verlassenen Orte bleiben sich selbst überlasen und ansonsten unberührt, erhalten ihre originale Patina, an der nur der Zahn der Zeit genagt hat. Graffitis sind als Folgen früherer Besucher noch das geringste Problem: Die sinnlose Zerstörung an manchen Orten ist viel schlimmer! Mit großformatigen Überblicken und vielen „schönen“ Detailaufnahmen fängt Boberg die Faszination des Morbiden ein. Seine verlassenen Orte reichen vom Fast-Food-Restaurant und einem Bauerhof über ein Sprengstoffversuchslabor und eine Gießerei bis hin zur Drahtzieherei und zwei (unterschiedlichen) Schraubenfabriken. Duisburg kommt auch vor: Mit einer still gelegten Fabrik für feuerfeste Steine, die sich allerdings teilweise schon im Abriss befindet. Sehr bekannt ist auch die Zentralkokerei Alma in Gelsenkirchen: Das 1927 im Stile des Backsteinexpressionismus gebaute denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude wurde von Martin Kremmer und Fritz Schupp entworfen (wie auch u. a. die Zeche Zollverein). Seit seinem Besuch im Dezember 2019 laufen allerdings dort mittlerweile (endlich!) Sanierungsarbeiten.

 

Blick ins Buch: „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ von Daniel Boberg. Foto: Petra Grünendahl.
Mit „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ hat Daniel Boberg seinen neuen Bildband über „Lost Places – Die Faszination des Vergänglichen“ veröffentlicht. Die Fotos stammen von verschiedenen Touren Ende 2019 bis Herbst 2020. Manche Orte sind noch nicht lange verlassen, andere schon seit Jahrzehnten. Er informiere sich gerne vorher zum Beispiel über Internet-Recherchen und in entsprechenden Foren, so der 33-Jährige, was ihn vor Ort erwartet. Dennoch erlebt er auch immer wieder Überraschungen: Zum Beispiel in Hagen, wo sich Besucher in der ehemaligen Schraubenfabrik die Klinke in die Hand gaben. Dass viele Lost Places im Laufe der Jahre Opfer von Diebstahl und Vandalismus geworden seien, bedauert der Autor, da es der Attraktivität dieser Orte nicht gut tut: „Wer ihre Faszination erhalten will, nimmt von dort nichts mit, außer seinen Bildern, und hinterlässt nichts, außer seinen Fußspuren.“ Zum sicheren Umgang mit Lost Places hat er für den Leser auch ein paar gute Tipps für die Erkundung von verlassenen Orten parat: Niemals alleine unterwegs sein, festes Schuhwerk, Atemschutzmasken für stark verschimmelte Räume – und: „wenn ich ein schlechtes Gefühl habe, lass ich es lieber!“

 

 
Der Faszination des Verfalls auf der Spur

Blick ins Buch: „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ von Daniel Boberg. Foto: Petra Grünendahl.
Seine ersten verlassenen Orte erkundete Daniel Boberg in seiner Jugend in Ostwestfalen, lange bevor der „Lost Place“ für ihn zum Begriff wurde. Berlin, wo er zeitweise lebte, oder Brandenburg erkundete er erst später und veröffentlichte sie als seine ersten Bildbände im Sutton Verlag. Mit Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und nun dem Ruhrgebiet legte er weitere Bildbände der Reihe „Verlassene Orte“ vor. Die Erkundung von so genannten Lost Places, die der gebürtige Ostwestfale der Sicherheit wegen grundsätzlich in Begleitung vornimmt, hat er datiert und mit einigen Fakten versehen. Darüber hinaus dokumentiert er gut recherchiert nicht nur ihre Gegenwart, sondern – soweit vorhanden – in umfassenden und informativen Texten auch ihre Vergangenheit, die er dem interessierten Leser zugänglich macht. Eingesammelt hat er auf seinen Streifzügen faszinierende Eindrücke, Stimmungen und Details eines Verfalls, die bleiben, auch wenn manche dieser Orte bald endgültig Vergangenheit sind. Zum Einsatz kamen neben seinen Kameras auch schon mal eine Drohne, die weitere spannende Perspektiven ermöglicht. Neben den Fotos gibt es auch zahlreiche Videos, die Daniel Boberg auf Pixelgranaten oder seinem YouTube-Kanal „Kamerakram“ veröffentlicht hat sowie eine Podcast-Reihe „Verlasszination“.

 
Daniel Bobergs großformatiges Buch „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ ist erschienen im Erfurter Sutton Verlag, Deutschlands führendem Verlag für Lokal- und Regionalgeschichte. Auf 166 Seiten findet der Leser rund 170 mittel- bis großformatige Fotografien. Das reich bebilderte Buch mit Hardcover-Einband kostet 29,99 Euro. Zu beziehen ist es über den lokalen Buchhandel (ISBN 978-3-96303-348-3).

 

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Der Autor

Blick ins Buch: „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ von Daniel Boberg. Foto: Petra Grünendahl.
Fotograf und Autor Daniel Boberg (Jahrgang 1988) ist freiberuflicher Software- und Web-Entwickler und lebt heute in Hamm. Aufgewachsen ist er in Bad Oeynhausen und Minden (Ostwestfalen), bevor er sich zum Studium erstmals nach Berlin aufmachte. Weitere Stationen waren Braunschweig, Bielefeld und wieder Berlin, von wo es ihn zurück nach NRW zog. Die Fotografie ist seine Leidenschaft, die er ständig weiter entwickelt. Faszinierend findet er seit langem auch Lost Places, wie er sie immer wieder gerne aufsucht: Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten und mit dem gebotenen Respekt gegenüber den Zeugen der Vergangenheit!
https://pixelgranaten.de/wir-sind-die-pixelgranaten/daniel/
https://danielboberg.de/
YouTube-Kanal „Kamerakram“

Bücher von Daniel Boberg im Sutton Verlag:
Verlassene Orte im Ruhrgebiet
Verlassene Orte in Niedersachsen
Verlassene Orte Nordrhein-Westfalen
Verlassene Orte in Brandenburg
Verlassene Orte in Berlin
https://verlagshaus24.de/autor/42020/boberg-daniel

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Sutton Verlag, Erfurt

Blick ins Buch: „Verlassene Orte im Ruhrgebiet“ von Daniel Boberg. Foto: Petra Grünendahl.
Sutton ist der führende Verlag für Regionalgeschichte und -literatur im deutschsprachigen Raum, vom historischen Bildband bis zum Freizeitführer. Den zweiten Schwerpunkt des 1997 gegründeten Verlages bildet die Verkehrs- und Technikgeschichte. Außerdem bietet Sutton Krimi unter dem Motto „mordsmäßig spannend“ seit 2011 Regionalkrimis der unterschiedliches Genres. Seit Anfang 2014 gehört Sutton zum Verlagshaus GeraNova Bruckmann in München.
https://verlagshaus24.de/sutton/

 
Der Blick ins Buch. Fotos: Petra Grünendahl

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© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl, Layout: Sutton Verlag

 
 

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