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Ballett am Rhein: Premierenpublikum feierte „Ad absurdum“ im Theater Duisburg

Die Absurdität menschlichen Seins in Tanz und Bewegung
Von Petra Grünendahl

Virginia Segarra Vidal (Pianistin). Foto: Bernhard Weis.
Während die „Pianistin“ (Virginia Segarra Vidal) die Unordnung im Ballettstudio beseitigt, klingelt schon die nächste Schülerin (Elisabeth Vincenti). Während der Ballettstunde wird der Ballettlehrer (Gracio Di Bella) immer aufdringlicher, bis er seine Schülerin schließlich erwürgt. Zusammen mit der Pianistin schafft der den Leichnam beiseite. Die Pianistin beseitigt die Unordnung, während schon die nächste Schülerin klingelt. Ein Feuerwerk menschlicher Interaktion in Tanz gemeißelt.
© Bernhard Weis
Eric White (Mr. Smith), Feline van Dijken (Mrs. Smith). Foto: Bernhard Weis.
Im zweiten Stück der Gleichklang eines „alten“ Ehepaares, Mr. und Mrs. Smith (Eric White und Feline van Dijken), aus dem sie auszubrechen versucht, seine Aufmerksamkeit will. Als das Dienstmädchen Mary (Emilia Peredo Aguirre) das Zimmer betritt und Besuch ankündigt: Wieder Gleichklang und – die Leere einer Beziehung. Mr. und Mrs. Martin (Julio Morel und Norma Magalhães) sind einander zum verwechseln ähnlich. Allein zurück gelassen im Raum erkennen ihre Gemeinsamkeiten. Mit der Rückkehr der Smith kommt die Bewegungslosigkeit zurück, in der Mrs. Smith in einem Alptraum gefangen sich bedrängt fühlt. Ihre Welt funktioniert nicht mehr nach dem Regeln der Logik. Ein Feuerwehrhauptmann (Edvin Somai) betritt den Raum, scheint Mrs. Smith der Retter zu sein. Als er sie verlässt, wird ihre Welt wieder klein: Sie bleibt allein zurück, ihren Ängsten ausgeliefert.

 

Orazio Di Bella (Lehrer), Elisabeth Vincenti (Schülerin). Foto: Bernhard Weis.
Im Theater Duisburg erlebte ein rundweg begeistertes Publikum die Ballett-Premiere von „Ad absurdum“. Der Doppelabend aus den Einakt-Stücken „The Lesson“ (deutsch: „Die Unterrichtsstunde“, 1948) und „Die kahle Sängerin“ (1951), die der französisch-rumänischen Autors Eugène Ionesco (1909–1994), führender Vertreter des Absurden Theaters, geschrieben hatte, avancierte zu einem Schauspielklassiker des 20. Jahrhunderts. Erstmals stehen diese Stücke nun als Ballettabend des Ballett am Rhein nebeneinander. Zum Stück „The Lesson“ stammt die Choreografie von Flemming Flindt zu einer Musik von Georges Delerue (Uraufführung 1963/64), „Die kahle Sängerin“ choreografierte Andrey Kaydanovskiy zu einer Musik von Alfred Schnittke (dies war die Uraufführung). Das Absurde Theater gab auch ohne Worte hervorragenden Stoff für einen anderthalbstündigen Ballettabend (inklusive einer Umbaupause), den ganz hervorragende Tänzer ausdrucksstark auf die Bühne brachten.

 

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Das Absurde menschlicher Beziehungen

Orazio Di Bella (Lehrer), Elisabeth Vincenti (Schülerin). Foto: Bernhard Weis.
Die Ballett-Einakter erzählen Geschichten von der Absurdität menschlichen Seins. Der zudringliche Ballettlehrer und die selbstbewusste Tanzschülerin, die sich seinen Willen nicht aufzwingen lassen will. Die Ehepaare, die sich nicht mehr viel zu sagen haben. Interaktionen von Menschen in der Absurdität ihres Seins, die Ionesco noch mit Worten auf die Bühnen brachte, haben die Choreografen fürs Publikum verständlich in Bilder, Tanz und Bewegung umgesetzt. Dabei hauchten die Tänzer ihren Charakteren das Leben ein, das die Erzählungen trägt.

 

Emilia Peredo Aguirre (Mary), Norma Magalhães (Mrs. Martin). Foto: Bernhard Weis.
Musiker der Duisburger Philharmoniker spielten im Orchestergraben in kleiner Besetzung unter der musikalischen Leitung von Maria Seletskaja. Wegen der Abstandsregeln im Orchestergraben und auf der Bühne waren Teile von „Die kahle Sängerin“ im Vorfeld aufgezeichnet worden, so dass sie das Ballett nicht live, sondern vom Band begleiteten, was der Aufführung aber keinen Abbruch tat. Wer sich auf die Darstellungen auf der Bühne konzentrierte, merkte dies übrigens kaum. Für die Bühnen- und Kostümgestaltung zeichneten Bernard Daydé (The Lesson) und Emma Bailey (Die kahle Sängerin) verantwortlich, wirkungsvoll in Szene gesetzt vom Lichtdesign von Thomas Tarnogorski bzw. Vasilj Lisichov.

 

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Ein kleiner Vorgeschmack:

 

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Weitere Termine im Theater Duisburg:
So | 21. November 2021 | 18:30 Uhr,
Sa | 27. November 2021 | 19:30 Uhr,
Sa | 4. Dezember 2021 | 19:30 Uhr,
So | 2. Januar 2022 | 18:30 Uhr und
Fr | 7. Januar 2022 | 19:30 Uhr.

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Deutsche Oper am Rhein

Eric White (Mr. Smith), Norma Magalhães (Mrs. Martin), Feline van Dijken (Mrs. Smith). Foto: Bernhard Weis.
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg gGmbH ist eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, die auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen den beiden Großstädten zurückblicken kann. Seit ihrer Gründung 1956 zählt sie zu den bedeutendsten Opernhäusern Deutschlands. Durch ihr hochrangiges Solistenensemble, den Chor sowie die national wie international gefeierte Compagnie Ballett am Rhein hat sie sich zu einer der ersten Adressen für Musiktheater und Tanz in Europa entwickelt. Sie ist in der größten und dichtesten Kulturregion Deutschlands beheimatet. Allein die beiden Städte Düsseldorf und Duisburg zählen zusammen fast 1,1 Millionen Einwohner, aber auch die umliegenden Regionen und eine große Zahl auswärtiger Gäste profitieren vom hochkarätigen künstlerischen Angebot der Deutschen Oper am Rhein.
www.operamrhein.de

 

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Julio Morel (Mr. Martin), Edvin Somai (Feuerwehrhauptmann), Norma Magalhães (Mrs. Martin). Foto: Bernhard Weis.
Tickets kosten zwischen 17,00 und 67,00 Euro. Eintrittskarten gibt es online ebenso wie in der gemeinsamen Theaterkasse von Theater Duisburg und Deutscher Oper am Rhein im ehemaligen Restaurant „Theaterkeller“. Der Eingang befindet sich auf der rechten Seite des Theaters gegenüber vom Duisburger Hof (Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 – 18.30 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr). Karten bestellen kann man auch per Telefon 0203 / 283-62100, Fax 0203 / 283-62210 oder eMail karten@theater-duisburg.de. Die Theaterkasse am Eingang öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt es eine Einführung im Opernfoyer, die einen kurzen Überblick in das Stück, seine Entstehung und die Aufführung gibt. Zusätzlich gibt es zu den meisten Produktionen einen Audio-Opern- oder Ballettführer in einem Kurzformat unter https://www.operamrhein.de/de_DE/opernfuehrer-audio. Möglichkeiten für Ermäßigungen bei den Ticketpreisen findet man auf den Webseiten der Deutschen Oper am Rhein bei den Buchungen aufgeführt.

 

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Die unvermeidlichen Corona-Regeln


Elisabeth Vincenti (Schülerin), Orazio Di Bella (Lehrer). Foto: Bernhard Weis.
Die Vorstellungen ab 1. November werden voraussichtlich ohne Kapazitätsbegrenzungen durchgeführt. Der Zutritt erfolgt auf Basis der 2G-Regel. Innerhalb der Räumlichkeiten muss eine medizinische Maske getragen werden. Sie darf nach Vorstellungsbeginn am Platz abgenommen werden. Es gelten die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln. Ein Garderobenservice steht zur Verfügung, ein gastronomisches Angebot im Opernfoyer gibt es mit Einschränkungen.
Mehr: operamrhein.de/de_DE/wissenswertes

 
© 2021 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Bernhard Weis

 

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